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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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auftreten!“
    „Deine Frisur ist perfekt wie immer.“ Gwen verzichtete darauf, Pat zu erzählen, dass sie soeben mit knapper Not einer Einkerkerung entgangen war, sondern nahm ihr den Kamm aus der Hand und entwirrte damit ihre Locken. „Und auch sonst wird alles gut gehen, du wirst sehen.“
    „Dass du immer so positiv tun musst !“, warf Pat ihr händeringend vor.
    „Glaube mir, ich hasse den Auftritt genauso wie du.“ Wie durch ein Wunder hatte ihr Make-up der Attacke Statlers standgehalten. „Doch da müssen wir eben durch. Außerdem siehst du hinreißend aus.“ Das stimmte, denn Pats Kostüm aus lachsfarbener Viskose und der breite, mit aufwändigen Metallapplikationen verzierte Gürtel standen ihr ausgezeichnet.
    Durch das Kompliment merklich beruhigt war Pat nun bereit, zumindest die Toilette zu verlassen. Zurück im Foyer wurde Gwen von Clarissa Steelridge begrüßt, die sie und Pat zum Büffet führte, sodann mit professioneller Entzückung einen Mann mit Halbglatze und Smoking willkommen hieß und ihn zum Rednerpodest begleitete.
    Er wurde als Senator Ron Potland vorgestellt und hielt eine nichtssagende Politikerrede über die Verdienste der Unternehmen Floridas. Ihm folgte der Präsident der Unternehmervereinigung, in dessen Stimme Geldscheine und Aktienpakete mitknisterten.
    Allmählich begann sich Gwen fehl am Platz zu fühlen in all der gut betuchten Langeweile und lächelte drei Journalisten zu, die zu ihr herüberwinkten. Gwen kannte sie von ihren inzwischen schon häufigen Interviews. Einer von ihnen, von dem sie wusste, dass er Simon hieß, kam sogar her und raunte ihr zu: „Hallo, Gwen! Haben Sie nicht etwas für uns, um den lahmen Abend ein bisschen aufzupeppen? Haben Sie Mitleid mit der Presse!“
    Sie lächelte wissend. „Es könnte schon sein, dass Survival eine Kleinigkeit vorbereitet hat.“
    „Oh, ich liebe Sie, Gwen!“ Simon warf ihr eine Kusshand zu und kehrte zurück zu seinem Fot ografen, wohl um ihn vorzuwarnen.
    Der Bürgermeister rundete die Reden des heutigen Empfangs ab mit einem Referat über die wachsende Industrie Catnecktowns. Als er endete, begann der Countdown für die geplante Aktion.
    N ach dem sichtlich überraschten Bürgermeister, der gewiss keinen weiteren Redner erwartete, betrat Gwen das Podest. Pat folgte mit einem geflüsterten „Scheiße! Scheiße! Scheiße!“
    Anders als sonst war Gwen nicht die Spur nervös und nickte ihrer Freundin aufmunternd zu. Schließlich war sie gerade einer lebenslangen Haft entkommen. Was war dagegen schon eine kleine Rede vor konsterniertem Publikum?
    Eigentlich wäre wohl jetzt die Musikkapelle dran gewesen, die nun unschlüssig ihre Instr umente stimmte, während sich Pat und Gwen auf beide Mikrofone verteilten. „Meine sehr geehrten Damen und Herren“, begann Gwen. „Unser verehrter Herr Bürgermeister hat Ihnen soeben einen angenehmen, fröhlichen Abend gewünscht. Wenn Sie diesem Wunsch entsprechen wollen, dann halten Sie sich jetzt die Ohren zu, denn was wir Ihnen zu sagen haben, ist weder angenehm noch fröhlich.“
    Bis hierher hatte sie improvisiert, der Rest war Wort für Wort einstudiert: „Stellen Sie sich die Menge Champagner vor, die Sie alle heute trinken werden! So viel konzentriertes, krebserrege ndes Gift wird Statler-Tec demnächst in den Catneck River leiten. Stündlich.“
    Nun war Pats Einsatz an der Reihe: „Schmeckt I hnen da noch Ihr Champagner?“
    „Stellen Sie sich weiterhin die Menge Kaviar vor“, fuhr Gwen fort, „die Sie heute Abend verze hren werden! Das entspricht ungefähr dem Ausmaß an Froschlaich und Fischeiern, die durch einen einzigen Liter Statler-Abwässer zugrunde gehen.“
    „Schmecken Ihnen da noch Ihre Kaviarhäppchen ?“, gab Pat plangemäß zu Bedenken.
    „Stellen Sie sich außerdem die Menge an geräucherten Forellen und Lachsen vor, die Sie he ute noch zu sich nehmen! Wären sie zu ihren Lebzeiten in Statler-Abwässern geschwommen, würden sie jetzt von Geschwüren übersät auf Ihrem Teller liegen.“
    „Schmecken Ihnen da noch Ihre Lachsröllchen?“
    Nun kam Gwens Schlusssatz: „Damit Sie weiterhin Ihren Champagner, Ihren Kaviar und Ihre Lachsröllchen genießen können, kämpft Survival für das Leben in unseren Gewässern. Kämpfen Sie mit! Vielen Dank!“
    Pat und Gwen überließen das Po dest den nach wie vor entgeisterten Musikern und mischten sich wieder unter die Gäste. Einige applaudierten sogar, darunter auch Clarissa, die meisten jedoch warfen

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