Gwen (German Edition)
stieß sie auf diese kleine Couch, die er extra für sie gekauft hatte. Bevor er die Tür dieses kleinen Privatknasts zusperrte, warf er noch mal einen Kontrollblick auf Gwennie.
S ie lag mit dem Gesicht nach unten auf der Couch und rührte sich nicht mehr.
Das war nicht der Mann, den sie liebte!
Das war ein widerliches, gemeines, brutales Monster . Und obwohl sie ihre Augen in trotziger Verleugnung der Realität verschlossen hatte, fühlte sie die Enge des Eingesperrtseins bis in jedes Sauerstoffmolekül, das sie in ihre Lungen quälte. Sie brachte es nicht fertig, sich den Tatsachen zu stellen. So lag sie einfach nur reglos da, blind für den Alptraum, der sie umgab.
„Gwen ?“, ertönte die Stimme des Dreckskerls, und sie verweigerte jegliche Reaktion.
„Gwen, bist du okay?“ Der Zynismus dieser Frage verdiente keine Antwort.
„Gwennie?“
Die Besorgnis, die in seine r Stimme mitschwang, kondensierte in Gwens Gedanken zur Matrix eines Fluchtplans. Statlers Hand stupste gegen ihren Oberschenkel.
„Verdammt, Gwennie!“ Nun verriet sein Tonfall Angst. Das geschah ihm nur recht! Er stupste sie stärker, sie ignorierte es.
„ Gwennie?“ Als Statler ihren Körper auf den Rücken drehte, ihr die Haare aus dem Gesicht strich und ihre Wange tätschelte, hielt sie die Augen geschlossen und ermahnte sich, dass es nun darauf ankam, die Nerven zu behalten.
„Gwennie?“ Er packte ihre Schultern und schüttelte sie heftig. Gwen ließ ihren Kopf im Rhyt hmus dieser Bewegungen schlaff baumeln.
„GWENNIE!“ Jetzt entdeckte sie Panik in seiner Stimme. Unter Aufbietung all ihrer Selbstbeherrschung gelang es ihr, so flach und so wenig wie möglich zu atmen.
„ VERDAMMT, GWENNIE!“ Sie hörte rennende Schritte sich entfernen und riskierte einen vorsichtigen Blick durch die Wimpern hindurch. Sie war allein. Rasch sprang sie auf und spähte durch die offen stehende Tür.
Statler stand mit dem Rücken zu ihr, fluchte in das Telefon in seiner rechten Hand und blätte rte mit der linken in einem Telefonbuch. Direkt neben der Wohnungstür.
Auf der verzweifelten Su che nach einer Fluchtmöglichkeit huschte Gwen in den nächstgelegenen Raum - das Schlafzimmer - und zu der gläsernen Tür, die von dort hinaus auf einen geräumigen Balkon führte. Gwen öffnete die Glastür und eilte zum Balkongeländer. Binnen Sekundenbruchteilen analysierte sie ihre Optionen, während nebenan Statlers gehetzte Stimme den Rettungswagen alarmierte.
Zum Springen war es zu hoch. Die Möglichkeit, über die Feuerleiter und den Hinterhof zu entkommen, schied genauso aus, denn Statler würde sicher im nächsten Augenblick zurück sein, sie beim Klettern entdecken und sie eingeholt haben, sobald sie den Erdboden erreicht hätte.
Mit einem Satz hechtete sie zurück ins Schlafzimmer und kroch unter das Bett. Keinen Moment zu früh, denn schon hörte sie seine Schritte und sah seine Turnschuhe auf sie zukommen. Einen bangen Moment lang lähmte sie der Horrorgedanke, er könnte sie entdeckt haben, doch dann drehten die Turnschuhe ab zur offen stehenden Balkontür, und sie hörte Statler brüllen: „Du verdammtes Miststück!“
Sie sah seine forschen Schritte auf den Balkon treten und weiter zum Geländer. „Na, warte, du verfluchtes, kleines, sommersprossiges Biest! Wenn ich dich erwische, dann kannst du was erl eben!“
Da ran zweifelte Gwen nicht. Sie presste sich eine Hand auf Nase und Mund, um sich nicht durch ihr ängstliches Keuchen zu verraten. Als sie nichts mehr hörte, wagte sie sich zum Rand des Bettes vor und sah gerade noch, wie sich Statler über das Balkongeländer auf die Feuerleiter schwang.
Gwen robbte unter dem Bett hervor, rannte aus der Wohnung, die Treppe hinunter. Da sie Statler nun an der Hinterseite des Hauses wusste, entkam sie durch die Vordertür und rannte, bis sie ke ine Luft mehr hatte.
Und noch ein Stückchen mehr.
„Zu gütig, dass du doch noch auftauchst!“, empfing sie eine genervte Pat im Hotelfoyer. „Wie siehst du denn aus?“
„Ich habe mich beeilt“, röchelte Gwen völlig außer Atem.
„Das sieht man .“ Pat nahm sie am Arm. „Komm erst mal mit aufs Klo!“
Dort angelangt holte Pat einen Kamm aus ihrer Handtasche, reichte ihn Gwen, zog ihn jedoch wieder zurück und durch ihre eigenen Haare. „Oh, Gwen, Gwen, Gwen, Gwen, ich vergesse s icher meinen Text. Meinen Einsatz. Alles! Schau dir nur meine schreckliche Frisur an! Damit kann ich doch nicht in der Öffentlichkeit
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