Gwen (German Edition)
waren hunderte Frauen an ihren roten Mähnen zu ihm geschleift worden. Nur Gwennie nicht. Und er hatte echt keinen Bock mehr, seine Zeit mit Hinweisen zu vertrödeln, die alle zu nichts führten. Nachdem er Doris telefonisch herbeordert und fünfzehn gereizte Minuten lang auf sie gewartet hatte, kam sie endlich in sein Büro.
„Und?“ Er drückte seine Zigarre in den Aschenbecher. „Wie viele falsche Spuren waren es heute?“
Doris : „Vier Hinweise. Zwei davon waren so abwegig, dass ich sie gar nicht zu überprüfen brauchte. Einen habe ich überprüft und fand eine Hausfrau mit karottenrot gefärbten Haaren vor, die von ihrer Nachbarin dabei ertappt worden war, interessiert ein Survival-Plakat gelesen zu haben. Und soeben ging der vierte Hinweis ein, der mir der aussichtsreichste für heute scheint. Ich wollte ihm gerade nachgehen, da kam Ihr Anruf dazwischen.“
„ Und was war das für ein Hinweis?“ Dirk lehnte sich in seinem Bürosessel zurück. Ohne große Hoffnung auf was Brauchbares. „Setzen Sie sich!“
„Nein danke. Ich möchte gleich los, damit diese mögliche Spur nicht kalt wird. Eine vom hor izontalen Gewerbe kam zu mir und erklärte, dass sich Gwen O’Connor bei ihr und ihren Kolleginnen versteckt. Das erscheint mir deshalb plausibel, weil die Frau, die mit Gwen im Gefängnis eine Zeit lang eine Zelle geteilt hat, eine Prostituierte war.“
Weil er Mitleid hatte mit ihren übermüdeten Augen schluckte Dirk den Fluch runter, der ger ade jetzt recht entspannend gewesen wäre. „Hören Sie, Doris, Gwen ist eine verdammte Feministin! Dass sie Prostitution ablehnt, darauf können Sie Ihren …“, fast hätte er mageren gesagt, „… Arsch wetten. Sie würde sich doch nie in einem Puff einquartieren!“
Sollte er Doris Urlaub geben? Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er ihr blasses Gesicht. Ja, sie hatte echt Urlaub verdient. Aber hinterher. Nachdem sie Gwennie aufgespürt hatte. „Ich sage Ihnen, was Sie tun, Doris. Verschwenden Sie nicht mehr Ihre Zeit mit schwachsinnigen Hinweisen oder der Bewachung von Pat! Ich hab eine andere Idee. Ich werde Gwen ködern.“
Doris: „Ködern?“
Dirk erklärte es ihr: „Die ganze Zeit bin ich von der falschen Voraussetzung ausgegangen, dass ich sie finden muss. Dabei hätte vor allem ich wissen müssen, dass das keiner schafft. Also werde ich das Ganze umkehren und sie zu mir kommen lassen.“
Jetzt stand doch so was wie Neugier in den Augen der Detektivin. „Und wie wollen Sie das schaffen?“
„ Ich fordere Gwen öffentlich heraus, sich mir in einem Fernsehduell zu stellen. Wenn ich in der Presse behaupte, dass ihr dazu der Mumm fehlt, ist sie gezwungen zu kommen. Ich hab das schon mit diesem Typen vom Fernsehsender und auch einem von der Catneck Gazette ausgemacht. Morgen kommt’s auf der Titelseite.“
„ Und Sie glauben, Sie fällt darauf rein?“
Dirk grinste schadenfroh. „ Sie kann nicht anders. Es geht um ihren Stolz und die Glaubwürdigkeit von SURVIVAL. Und sobald sie auftaucht, heften Sie sich an ihr fest wie Sackratten an einem …“, er erinnerte sich, dass er mit einer Frau redete, „… wie Sekundenkleber. Damit sie sich nicht wieder spurlos verdrücken kann.“
„Raffiniert.“ Sie nickte. „ Das könnte funktionieren.“
„Das wird es, Doris. Keine Sorge, das wird es.“ Schließlich kannte er Gwennie.
Aber d ie Angst, dass sie im Wirklichkeit schon längst von A umgelegt worden war, hing die ganze Zeit über ihm wie ein verdammter Smog.
Ihr Blick fror im Vorbeigehen fest an ihrem Namen, der an diesem Kiosk aufgeblitzt war, auf der Titelseite einer Zeitung. „Gwen“ konnte sie nur lesen, der Rest war verdeckt durch ein Mädchen, das sich eine Tüte M&Ms kaufte.
Gwen trat neben das Mädchen und zog die Zeitung aus der Halterung. Es war die heutige Ausgabe der Catneck Gazette und trug die Schlagzeile: „Gwen O’Survival kneift vor Dirk Statler!“
Ein deutscher Fluch kam ihr über die Lippen, der ihre Mutter in akute Atemnot versetzt hätte. Der ergraute Kioskinhaber runzelte nur in Unverständnis die Stirn. „Wollen Sie die Zeitung hier lesen, Lady?“
Fahrig zog Gwen irgendeinen Schein aus ihrem Portemonnaie, steckte ohne zu zählen das Wechselgeld ein und nahm die Zeitung mit. Nach ein paar hastigen Schritten blieb sie an einer Litfaßsäule stehen und überflog den Artikel.
Gwen O’Survival wäre derzeit unauffindbar, hieß es da. Gwen O’Survival hätte auf keine von Dirk Statlers
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