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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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höflichen Aufforderungen zu einer sachlichen Auseinandersetzung reagiert. Gwen O’Survival würde sich auch vor dem Fernsehduell nächsten Mittwoch mit Dirk Statler drücken. Oder warum hätte sie sonst ihre Zusage verweigern sollen? Ob ihr, der einst so engagierten Umweltschützerin, wohl der Mumm ausgegangen wäre. Oder ihre Argumente.
    Als würde die Druckerschwärze Gwens ganze Energie aufsa ugen, lehnte sie sich kraftlos an die Litfaßsäule, an der ein altes Wahlkampfplakat von Clarissa Steelridge hing. Auf Seite zwei ging der Artikel weiter, enthielt jedoch keine Informationen, sondern nur beleidigende Zitate von Statler über Gwens Feigheit und den Hinweis auf dieses Fernsehduell nächsten Mittwoch. Achtzehn Uhr. Auf dem Gelände von Statler-Tec .
    Dieser Dreckskerl!
    Natürlich wusste sie, was er damit bezweckte. Die Falle war so lachhaft offensichtlich. Jeder Idiot hätte ihr ausweichen können. Jeder, nur Gwen nicht.
    Vibrierend vor Wut riss sie das blöde Käseblatt in Fetzen und sah sich nach einem Abfallbehälter um, fand jedoch keinen. So stopfte Gwen die Zeitungsschnipsel in ihre Einkaufstasche, vergaß, was sie alles sonst noch kaufen wollte, und kehrte ins Rotlichtviertel zurück.
    Cory und Alex saßen bereits auf ihren Stammplätzen. Erstere auf dem karierten Highlander und Letztere auf dem metallenen Straßenimbiss-Stuhl. Brenda kam schlaftrunken aus der Toilette und schaute ungeniert in Gwens Tasche. „Kein Orangensaft heute?“
    Murmelnd erwiderte Gwen den Guten-Morgen-Gruß der anderen und kramte das Weißbrot aus ihrer Tasche. „Tut mit Leid, Orangensaft habe ich vergessen.“
    Mit spitzen Fingern klaubte Brenda die Zeitung sschnipsel von der Weißbrottüte - „Was ist denn das?“ - und setzte sich auf den rosa Plüschhocker.
    „Das ist die heutige Ausgabe der Catneck Gazette .“ Den Rest der Papierfetzen leerte Gwen in den ersten der drei Kartons, die sie kürzlich zur Mülltrennung unter der Spüle aufgestellt hatte. Sinnlos zwar, denn nachdem die Catnecktowner diesen schwachsinnigen Bürgermeister in seinem Amt bestätigt hatten, war Müllrecycling nach wie vor nicht vorgesehen. Doch sie tat es einfach aus Prinzip.
    Cory schmunzelte. „Die Zeitung musst du aber zie mlich intensiv gelesen haben.“
    Nachdem sie sich Kaffee eingeschenkt hatte, setzte sich Gwen auf den blassgelben geschnörke lten Stuhl, dessen Farbe von Tag zu Tag mehr abblätterte.
    Dieses sogenannte Fernsehduell bereitete Gwen kein Kopfzerbrechen. Sie würde Statler schon ordentlich Bescheid sagen. Wenn die Medien dabei waren, umso besser. Sollte die Öffentlichkeit ruhig hören, was für ein mieses Schwein er war und mit wie viel Gift seine Drecksfirma den Fluss verpestete! Dabei gab es lediglich ein Problem: Weil dieses Fernsehduell auf dem Statler-Gelände stattfand, in des Löwen ureigenster Höhle, waren Gwens Chancen gering, ungesehen von dort verschwinden zu können. Zumal Statler alles tun würde, um genau das zu verhindern.
    „Was ist los, Gwen?“ Alex beugte sich zu ihr. „Du bist heute so grüblerisch.“
    „Ach, eigentlich habe ich bloß …“ - Gwen stoppte abrupt, als ihr zu Bewusstsein kam, dass Alex sie nicht Jackie genannt hatte. Sondern Gwen . Von Ratlosigkeit überrumpelt haftete sich Gwens Blick auf Cory.
    Doch die hob abwehrend die Hände. „Von mir weiß sie es nicht. Ehrlich! Ich weiß nicht ei nmal, dass sie es weiß.“
    Brenda sah verständnislos von einer zur anderen.
    „Seit wann weißt du es, Alex?“ Gwens Stimme klang so geistig erschöpft, wie sie sich fühlte.
    „Eigentlich die ganze Zeit schon“, erklärte die Domina. „Die Art, wie du sprichst , dein irischer Akzent, dann das, was du sagst, dein Müllvermeidungswahn, dein Stromsparkomplex, du bist wie ein wandelnder Survival-Aufruf. Das Einzige, was fehlt, sind die roten Haare. Und die befinden sich bestimmt unter Corys Perücke, die dir übrigens nicht besonders steht. Du kannst nur Gwen O’Connor sein.“
    „Was?“ Brenda beäugte Gwen von allen Seiten. „ Du sollst Gwen sein, die Sängerin von Survival? Quatsch! Die ist doch viel größer. Und sieht viel cooler aus. Ich war auf dem Konzert.“
    „Vielleicht wirke ich auf der Bühne anders.“ Gwen erhob sich, machte die Küchentür zu, nahm die Perücke ab, atmete tief durch und fühlte sich endlich wieder wie sie selbst. Sie schüttelte ihre Haare aus, sank neben Cory auf den braunen Korbstuhl und legte ihrer Zimmergenossin die Hand auf den Arm. „Du und Alex,

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