Gwen (German Edition)
Halt mal!“
Sie drückte Gwen eine Infusionsflasche in die Hand, zog das Gummiband um Dirks Arm mit aller Kraft enger, desinfizierte seine Ellbogenbeuge und stach - „Scheiße! Scheiße! Scheiße!“ - eine Kanüle in eine der Adern, die dort sichtbar waren. Blut tropfte aus der Kanüle und rann über Dirks Unterarm. Nachdem Pat das Gummiband gelöst und den Infusionsschlauch zwischen Kanüle und Flasche gestöpselt hatte, schoss die Flüssigkeit in einem dicken Strahl in Dirks Körper. Mit einem Klebstreifen heftete Pat die Kanüle an Dirks Arm fest.
„ Halte die Infusionsflasche höher!“ befahl sie, was Gwen unverzüglich tat. Pat wischte sich den Schweiß von der Stirn. Mit ihrem Stethoskop hörte sie Dirks Brustkorb ab und schüttelte den Kopf.
Was Gwen noch mehr ver ängstigte. „Was ist?“
Die Tierärztin nagte wieder an ihrer Unterlippe. „ Die Infusion reicht nicht. Wir brauchen noch ein Kreislaufmittel. Und zwar ein starkes.“ Sie setzte eine dickere Kanüle auf eine Spritze, zog damit eine klare Flüssigkeit aus einer braunen Glasflasche auf und spritzte sie direkt in den Infusionsschlauch. „Es ist zwar nur für Schweine zugelassen, aber sonst haben wir nichts.“
„Oh, mein Gott!“
„Wir müssen das riskieren, sonst krepiert er auf jeden Fall. Ich habe die Dosis für neunzig Kilo Mastschwein berechnet. Entweder es hilft, oder es gibt ihm den Rest.“
Der Hund spürte die nervöse Spannung, kauerte sich neben Gwen und leckte Dirks Gesicht unterhalb des Verbandes.
Dirk bewegte sich. „Gwennie.“
„Was war das?“ Pat nahm seine Hand, um zum xten Mal seinen Puls zu fühlen. Dabei streiften Dirks Finger zufällig über Pats Brust und machten sogleich grapschende Bewegungen. Auch als Pat die Hand losließ, fiel sie nicht herunter, sondern strich über den dünnen Pyjamastoff, der Pats Busen bedeckte.
Mit einem Fauchen schlug Pat die Hand weg. „Das ist doch typisch Mann! Kurz vor dem Abkratzen, aber dafür reicht’s noch!“
„Ich glaube, seine Atmung wird stärker!“, rief Gwen. Dirks Brustkorb hob und senkte sich nun deutlicher. Oder bildete sie es sich nur ein?
„Ja, du hast Recht.“ Mit ihrem Stethoskop hörte Pat erneut Dirks Oberkörper ab. „Auch sein Herzschlag wird regelmäßiger, ist aber noch nicht kräftig genug.“ Sie fuhr zu Gwen herum. „Los, massiere, befummle, rubble ihn!“
„Was soll ich?“
Pat schob einen Stuhl heran, nahm Gwen die Infusionsflasche aus der Hand und band sie mit dem Staugummi an der Stuhllehne fest. „Wenn du nicht willst, dass er hier ins Gras beißt, dann mach endlich, was ich dir sage! Alles, was seinen Kreislauf hochtreibt, ist wert, dass wir es versuchen. Alles. Beeil dich! Wir müssen uns beide zu ihm legen und ihn wärmen, so unterkühlt, sie er durch die Narkose ist, und seine Haut reiben, bis die Durchblutung wieder in Gang kommt.“
Rasch tat Gwen wie geheißen. Sie klebte sich an Dirks kühlen Körper und knetete mit beiden Händen seine schlaffen Muskeln. Pat sprang auf, holte die große Sofadecke, breitete sie über Dirk und Gwen aus und fühlte nochmals seinen Puls.
D irk gab inzwischen ein behagliches Brummen von sich, das Gwen gut kannte. Seine Atmung verlief jetzt merklich intensiver, und der Puls an seinem Hals war unter Gwens Lippen spürbar. Seine Hände begannen, sich zu bewegen, und tasteten alles ab, wogegen sie stießen - Gwens Rücken, Pats Schulter, Gwens Haare und wieder Pats Brüste. Er zuckte zusammen unter Gwens Fingernägeln, die über seinen Bauch kratzten.
Als sie ihren Mund auf seinen legte, erwiderte er träge ihren Kuss.
Seit langem hatte Dirk mal wieder einen guten Traum gehabt.
Einen verdammt guten.
Darum wollte er noch nicht aufwachen. Wozu auch? Nur um sich weiter von den Ärzten und seiner Scheiß-Hilflosigkeit ankotzen zu lassen? Lieber träumte er noch ein bisschen. Gleich würde sowieso eine Schwester zum Fiebermessen anrücken und ihn aus dem guten Traum reißen.
F ast hatte er noch immer das Gefühl, Gwennie im Arm zu halten.
Und zwar in jedem Arm eine Gwennie.
Wo er so darüber nachdachte, spürte er auch nicht diese viel zu weiche Krankenhausmatratze unter sich, sondern harten Untergrund. Teppich oder so. Und er hörte Vögel zwitschern. Nicht von draußen, sondern sehr nahe. So, als ob die Vögel hier im Zimmer wären.
Hatte die Triustat-Dröhnung, die sie ihm hier verpassten, sein Hirn so aufgeweicht, dass er nicht mehr richtig tickte?
Seine Augen , oder das, was davon
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