Gwen (German Edition)
unbedingt nötig. „Ein anonymer Anrufer“, erklärte sie also, „war vorhin am Telefon, offensichtlich ein Mitarbeiter der Klinik. Er sagte, ich sollte Dirk Statler sofort holen, sonst würden sie ihn töten.“
„Und du bist sicher, dass das keiner deiner Al pträume war?“
Frustriert krampften sich Gwens Hände um das Lenkrad. „Absolut sicher.“
„Aber wer sollte ein Interesse daran haben, Statler zu töten? Ich meine“, Pats Stimme wurde schneidend, „wer außer uns ?“
„Wahrscheinlich dieselben Psychopathen, die seine Augen ve rletzt haben.“
„Aber warum hat dein anonymer Anrufer ausgerechnet uns angerufen? Um uns zu beschuld igen? Halt! “ Eine rote Ampel flog unbeachtet vorbei.
„Nei n. Irgendwie scheint er gewusst zu haben, dass ich die Einzige bin, der Dirk Statler trauen kann.“
„Soll das ein Witz sein? Musst du so rasen, verdammt? Nach allem, was der Bastard dir, was er uns angetan hat? Keiner, der Statler vor irgendetwas retten will, ruft im Survival-Büro an!“
„Wahrscheinlich hat dieser Mann mitbekommen, wie ich Dirk in der Klinik besucht habe, wie ich mich ständig nach ihm erkundigt habe, und er hat daraus geschlossen, dass Dirk mir etwas bedeutet.“
Fröstelnd raffte Pat das Oberteil ihres cremefarbenen Seidenp yjamas vor der Brust zusammen. „Ach, ich weiß nicht. Das klingt mir alles suspekt.“
„Und wenn es die Wahrheit ist? Pat, wenn er stirbt …?“ Sie konnte es nicht ertragen, weiter zu reden. Die Silhouette der Klinik ragte drohend vor ihnen in den Nachthimmel. Gwen fuhr daran vorbei und parkte an der Hinterseite des Gebäudes. „Steig aus, Pat!“
Als Gwen lossprintete und im Schatten der Gebäudewand Deckung suchte, stakste Pat ihr barfuß, wie sie war, hinterher und zischte: „Oh, Gwen, Gwen, Gwen, Gwen, Gwen, ich glaube einfach nicht, dass ich das tue! Autsch, verdammt, ich habe mir gerade einen Stein eingetreten! Kannst du nicht langsamer machen?“
Nein, das konnte Gwen nicht.
Fluchend und auf einem Bein hüpfend befingerte Pat ihre Fußsohle. „Sei doch vernünftig! Noch können wir umkehren.“
„Er sagte etwas von einem linken hinteren Seiteneingang.“ Gwen schlich an der Wand en tlang.
Pat schnaubte. „Wir steigen einfach wieder ins Auto …“
„Links vom Hauptportal …“
„… fahren heim …“
„… ist von uns aus gesehen rechts.“
„… und vergessen das Ganze.“
„Hier ist es!“ Gwen drückte die Klinke der unscheinbaren Seitentür und fand sie unverschlossen. So leise wie möglich schlüpfte sie ins Gebäude und den Gang entlang. Pats verhaltenes „Scheiße! Scheiße! Scheiße!“ hinter sich zu hören, war auf eine seltsame Weise beruhigend.
Sie erreichten die Trep pe und gelangten zu Dirks Zimmer, ohne dass ihnen jemand begegnete. Vor der Zimmertür stand, wie angekündigt, der Rollstuhl. Gwen stürzte in das Krankenzimmer, tastete nach dem Lichtschalter und drückte ihn.
Er lag im Bett, still und bleich. Einen unerträglichen Moment lang dachte sie schon, sie wären zu spät gekommen. Doch ihre verzweifelt tastenden Hände fühlten einen, wenn auch schwachen, Puls an seinem Hals.
Nun begann er zu lallen: „Okay, Tante Sam, da … hast … du Swens … Scheiß-Skateboard!“
Unvermittelt zog Pat die Bettdecke von ihm herunter und untersuchte seinen reglosen Körper. Er trug nur eines dieser grau-weiß gepunkteten Krankenhaushemden und den Verband um seinen Kopf. Seine Haut war fast so weiß wie das Laken unter ihm.
Man konnte förmlich sehen, wie das Interesse in den Augen der M edizinerin ansprang. „Ich kann mir nicht vorstellen, warum sie ihn unter einer derart starken Narkose halten.“ Pat fühlte den Puls an seinem Handgelenk. „Der Kreislauf ist unter aller Sau. Trotzdem läuft noch nicht mal ein Dauertropf. Ich glaube fast, du hast Recht, und hier stimmt tatsächlich etwas nicht.“
Brutal kreischte die Angst durch Gwens Gedanken. „Dann hat der Anrufer die Wahrheit gesprochen. Wir müssen ihn wegbringen!“ Sie packte Dirks Schulter und rüttelte ihn. „Wach auf, Dirk! Wach auf! “
Er wachte nicht auf, sondern nuschelte lediglich: „Aber nur ... eine … Runde … Freikampf, Wally ...“
Gwen sprang auf und holte den Rollstuhl. „Pack mit an, Pat!“ Zusammen zogen sie Dirks Beine aus dem Bett, zerrten ihn in eine sitzende Position und wuchteten ihn in den Rollstuhl.
„Oh, Mann!“ Stöhnend richtete sich Pat auf, eine Hand in ihrem Kreuz. „Der ist ja schwerer als ein
Weitere Kostenlose Bücher