Gwen (German Edition)
Prachtstück?“
Pats nicht gerade leise Frage schien ihn geweckt zu haben. „Meinem Prachtstück geht’s gut, schätze ich“, murmelte er und reckte sich. „Und mir auch.“ Er stand auf, tastete sich - blind zwar, aber dennoch bemerkenswert sicher - in Richtung Bad vor und verschwand darin.
Gwen ging ihm hinterher und drückte ihm eine frische Zahnbürste, Zahnpasta und ein Badetuch in die Hand. „Soll ich dir helfen?“
Lächelnd tastete er nach ihr und drückte einen Kuss auf ihr Haar. „Danke, Gwennie, ich komme schon klar.“
Sie ließ ihn allein und setzte sich zu ihrer Freundin an den Esstisch. „Wir sollten ihm jetzt aber wirklich etwas zum Anziehen besorgen, Pat. Die Schlagzeile Statler heimlich im Survival-Büro wäre schon schlimm genug, aber die Schlagzeile Statler nackt im Survival-Büro wäre verheerend.“ Ihr Augenmerk fiel auf das riesige Paket von der Londoner Hauptzentrale, das die Post heute früh gebracht hatte.
Pat folgte ihrem Blick und begann zu grinsen. „Du denkst doch nicht das, was ich jetzt denke?“
Auch Gwens Lippen bogen sich nach oben. „Du hast doch nicht nur Gewässerschutz-Broschüren bestellt, oder? Da sind doch sicher auch T-Shirts dabei.“
„Und Jogginganzüge.“ Pat lief zu dem Karton, der bisher unb eachtet neben der Tür gestanden hatte, riss ihn auf und hielt triumphierend einen Stapel Kleidung in die Höhe, aus dem sie gleich ein Ensemble zusammenstellte. „XL müsste passen. Die Hose habe ich eigentlich für Norman bestellt. Aber was soll’s.“
Ungeduldig wartete n sie, bis sich Dirk Statler aus dem Bad tastete, mit leicht feuchter Haut und Handtuch um die Hüften, dann drückte Pat ihm die ausgesuchte Kleidung in die Hand. „Da hast du was zum Anziehen, Statler.“
„Danke, Patty. Sind das die Klamotten von deinem Typen?“
„Ihr habt so ziemlich die gleiche Größe. “ Pat wiegte den Kopf hin und her. „Wofür steht eigentlich dieses G auf deiner Brust?“
„Für Gwen “, sagte er.
„Sehr witzig!“
Ungeniert ließ er das Handtuch fallen und zog sich an, wobei Pats zupackende Assistenz verhinderte, dass er verkehrt herum in das T-Shirt schlüpfte.
D er Stoff des T-Shirts war weiß, wohingegen die Jogginghose in Indigo gehalten war. In geschmackvollem Silbergrau erstreckte sich der Survival-Schriftzug vertikal entlang des Oberschenkels. Alles bestand selbstverständlich aus ökologisch angebauter Baumwolle und war gefärbt mit Naturstoffen.
„Passt perfekt!“ , fand Pat und bestaunte zusammen mit Gwen andächtig das kopfgroße Survival-Emblem vorne auf dem T-Shirt, das sich über das Muskelrelief von Statlers Brust spannte. Der Aufdruck „SURVIVAL WINS !“ wölbte sich in schwarzen Lettern darüber und rundete das Gesamtbild stimmig ab.
Das Kichern, das in einem Gemisch aus Amüsement und Hysterie in Gwen hoch köchelte, konnte sie nur mit Mühe unterdrücken. „Es steht dir ausgezeichnet, Dirk“, keuchte sie.
Dirk stieß am Sessel an, stolperte fluchend über V enus, fing sich jedoch wieder und schaffte es bis zum Esstisch. Er fand einen Stuhl und setzte sich. „Es riecht so gut nach Kaffee. Habt ihr noch eine Tasse für mich?“
Gwen schenkte ihm eine ein, während sich Pat neben ihn setzte, einen Toast mit Marmelade bestrich und ihn Dirk in die Hand drückte.
„Kann der verdammte Verband nicht wenigstens zum Essen runter?“, knurrte er. „Schlimm g enug, dass ich im Sitzen pinkeln muss wie ’ne Frau.“
Mit unverminderter Belustigung betrachtete Pat sein Outfit. „Heute Abend mache ich einen Verbandswechsel, und vorher wirst du gefälligst nichts tun, was meine gute Arbeit gefährdet!“
„Das heißt aber auch, dass ich noch länger bei euch bleiben muss.“ Herzhaft biss er in seinen Toast. „Denn so blind, wie ich jetzt bin, kann ich sonst nirgendwohin.“
Pat schmierte ihm bereits eine neue Scheibe. „Und in der Zwischenzeit frisst du uns die Haare von Kopf.“
„Das ist nu n wohl unser geringstes Problem“, erklärte Gwen.
„Ist doch wahr!“ Mit dem Buttermesser deutete Pat auf ihren Patienten. „Seinem Körperbau nach zu urteilen hat er einen Proteinbedarf wie ein ausgewachsenes Mastschwein. Wenn ich dich an den Stand unserer Haushaltskasse erinnern darf …“
„Keine Sorge, Ladies!“ Dirk hob einen marmeladebehafteten Zeigefinger. „Was ich bei euch verfresse, bezahle ich auch. Und natürlich auch ein angemessenes Tierarzthonorar.“
Zufrieden wandte sich Pat einer neuen Scheibe Toast zu.
Weitere Kostenlose Bücher