Gwen (German Edition)
zustande zu bringen und Öl in einer Pfanne zu erhitzen.
Als Dirk aus dem Bad trat und sich schnaufend vom Türgriff über die Sessellehne zum Sofa hangelte, eilte Gwen zu ihm, um ihn zu stützen, doch er winkte ab und plumpste auf das Sofa.
„Möchtest du auch Pfannkuchen, Dirk?“ Sie ging zurück zum Herd und ließ den Teig in die heiße Pfanne gleiten.
„Nein danke“, keuchte er. „Was ich nicht esse, muss ich schon nicht auskotzen. Aber meinen Kaffee möchte ich noch austrinken.“ Mit einem Ächzen lehnte er sich nach vorn und nahm seine Tasse, die er in einem gierigen Zug leerte und zurück auf den Sofatisch stellte. Dann kippte er der Länge nach auf das Sofa fallen und legte die Füße hoch. „Es war nett, mit euch zu plaudern, Mädels. Sehr nett. Aber jetzt lasst mich ’ne Runde schlafen!“
„Moment!“ Ruckartig zerrte Pat etliche Mullbinden hervor, die Dirk unter sich begraben hatte. „Ich bin noch nicht fertig mit dir!“
Während der erste Pfannkuchen vor sich hin brutzelte, beobachtete Gwen, wie Pat Salbe auf eine großzügige Lage Verbandsmull strich und auf die Augenpartie ihres Patienten legte, worauf dieser zusammenzuckte. Obgleich man sehen konnte, wie viel Energie ihn das Fluchen kostete, brachte er diese bereitwillig auf und knurrte: „Was ist das für ein Zeug? Wieder was für Schweine?“
„Etwas anderes habe ich nicht“, belehrte ihn Pat.
„Du machst mich echt fertig, Kleine!“
„ Wie gesagt, für dich wird es schon gut genug sein.“ Mit eleganter Routine hob Pat seinen Kopf an und wickelte einen Verband herum. „Du hast Glück gehabt, Statler, dass derjenige, der dir die Säure ins Gesicht geschüttet hat, dich nicht wirklich erblinden lassen wollte.“
„Den Eindruck hatte ich nicht .“ Er zupfte an seinem neuen Augenverband, bis Pat ihm die Hand wegschlug und meinte: „Wenn ich deine Augen hätte zerstören wollen, hätte ich dir die Augen aufgehalten und dann die Säure reingespritzt und nicht einfach nur ins Gesicht, wo sie nur die Haut verätzen konnte, weil du wie jeder normale Mensch reflektorisch die Augen zugekniffen hast. Also entweder war das ein völliger Schwachkopf, oder er wollte dir nicht wirklich deine Augen zerstören, sondern dir nur einen Schrecken einjagen.“
Das hatte Gwen noch gar nicht bedacht. Andererseits war sie momentan auch viel zu ausgelaugt, um überhaupt etwas zu bedenken. Dirk offensichtlich auch, denn als Pat fortfuhr, ihre Argumente mit weiteren medizinischen Details zu unterlegen, schlief er ein. Gwen wendete den Pfannkuchen.
Pat zog ihm ein paar Kissen unter dem Kopf hervor, damit er flacher und bequemer lag, deckte ihn zu und verkündete: „Jetzt sollten wir auch endlich eine Runde schlafen!“
„Wolltest du nicht Pfannkuchen essen?“
„Später.“ Gähnend streckte sich Pat. „Erst mal bin ich todmüde.“
Gwen erwachte, als sie ein Winseln hörte.
Voller Sorge warf sie einen Blick auf den Mann, neben dem sie geschlafen hatte. Nachdem sich Pat in ihr Zimmer zurückgezogen hatte, war Gwen in einer fast schuldbewussten Heimlichkeit zum schlafenden Dirk auf das Sofa gestiegen und hatte sich an dessen Brust gekuschelt in dem absurden Bedürfnis, ihn vor weiteren Bedrohungen zu beschützen.
Als ob sie das gekonnt hätte!
Das Winseln verstärkte sich und wurde nun begleitet durch ungeduldig scharrende Hundepfoten. Gwen ließ Venus, die draußen auf der Terrasse wartete, in die Wohnung. Sogleich wollte die Hündin den so günstig in Nasenhöhe liegenden Mann beschnüffeln, doch Gwen schickte sie weg. Denn schließlich brauchte Dirk seinen Schlaf.
Gwen drapierte die verrutschte Decke ordentlich über ihn und registrierte erleichtert, dass er nicht mehr so blass im Gesicht war wie heute Nacht, dass seine Atemzüge tief und ruhig waren und dass sich seine Haut warm anfühlte.
Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es erst kurz nach zwölf Uhr mittags war, also noch mitten in der Nacht, wie Cory ihr vorhalten würde. Gwen erledigte ihre Morgentoilette, fütterte den Hund und bereitete dann das Frühstück zu. Allzu üppig fiel das zwar nicht aus, es reichte aber für Toast mit Butter und Marmelade. Außerdem standen ja noch die kalten Pfannkuchen herum.
Als hätte sie den frisch durchgelaufenen Kaffee gerochen, kam Pat aus ihrem Zimmer und sank mit einem gebrummten Gruß auf den nächststehenden Stuhl am Esstisch. Sie schickte einen kurzen Blick zum Sofa. „Na, was macht denn unser
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