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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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Telegramm für Dirk ankam.
    Es war von Krämer . Sicher hatte der es zuerst auf Dirks Handy probiert, das ja im Arsch war, und hatte nach dem Ausbleiben von Dirks Rückruf zu dem guten alten Telegramm gegriffen. Dirks sofortiges Erscheinen in der Firma war unerlässlich, so der Text, und dass schon alles für den Rückflug organisiert wäre. Ein Hubschrauber würde Dirk abholen und bis nach Dublin fliegen, wo der Privatjet wartete. Geplanter Abreisetermin heute, 7. August, 18 Uhr.
    Zuerst war Dirk sauer, aber dann war ihm klar, dass Krämer es nie wagen würde, ihm so was reinzudrücken, wenn in der Firma nicht die Kacke am Dampfen wäre. Und Dirk hatte es für den Notfall ja genauso angeordnet.
    Offenbar war jetzt der Notfall.
    Wahrscheinlich waren ein paar Großkunden nervös wegen dem Prozess, und Krämer kriegte das allein nicht geregelt. Dirk ließ den Schrieb auf den Küchentisch sinken.
    „Schlechte Nachrichten ?“, fragte O’Connor.
    Dirk antwortete: „Ich muss heute noch abre isen.“
    „Aber Sie haben bis Sonntag bezahlt .“
    „Geht nicht anders.“ Dirk stand auf, ging rauf in sein Zimmer und packte seine Sachen. Einhändig, weil der rechte Arm noch immer tierisch schmerzte. Dann setzte er sich wieder zu Gwens Dad in die Küche, um seinen Kaffee zu Ende zu trinken. Und um nachzudenken.
    O’Connor textete Dirk zu über die Lage der irischen Schafzüchter. Dass der Verkauf der Wolle so gut wie nichts mehr abwarf, weil die Zwischenhändler den ganzen Gewinn einstrichen. Und dass die Wollpreise auf dem Weltmarkt sowieso unter aller Sau wären.
    Ohne großes Interesse und mehr aus Höflichkeit sagte Dirk, man müsste einen eigenen Handel aufziehen, neue Absatzmärkte erschließen, ein Marketingkonzept erstellen und so weiter. Zumindest würde Dirk es in seiner Firma so machen.
    Er überschlug mal größenordnungsmäßig, wie viel das kosten würde.
     
    Als sie zurückkam und aus dem Pick-up stieg, fing Dirk sie ab. „Ich wollte mich nur verabschieden. Ich düse in einer guten Stunde zurück nach Deutschland.“
    „Schon so bald?“ Erstaunen war in ihrer Stimme, aber keine Erleichterung, wie er eigentlich angenommen hatte. Was ihn mehr berührte, als er wahrhaben wollte. Da war sie wieder, diese irische, sentimentale Stimmung. Wenigstens das würde er in Deutschland bald los sein.
    Gwen holte ihre Tasche vom Beifahrersitz und wollte zum Haus gehen, aber Dirk nahm ihre Hand und führte sie zu den Klippen. Und sie kam mit ohne Zicken.
    Sie stellte ihre Tasche am Boden ab, lehnte sich an eine Felswand und schaute raus aufs Meer. Mit seinem gesunden Arm stützte Dirk sich neben Gwens Kopf am Felsen ab und sah auf sie runter. Der Wind spielte mit ihren Locken und ließ ab und zu eine zärtlich über Dirks Hand streichen.
    „Gwennie, ich ...“, begann er, aber sie hielt ihren Zeigefinger sanft an seine Lippen und flüsterte: „Schschsch!“ Sie blickte wieder zum Horizont. „Ich stand als Kind oft hier und habe gewartet. Sie kommen in der Dämmerung heraus, die Feen, haben sie erzählt.“
    „ Du glaubst echt an so was?“
    „Wenn ich hier bin, erscheint es mir ganz natürlich. Wenn ich in der Unibibliothek Redoxgleichungen löse, dann nicht.“
    „Ja, hier ist alles anders , als es sein soll. Gwennie, ich muss was sagen. Ich muss ...“
    Wieder stoppte ihr sachter Finger sein Stat ement. „Sagen Sie es nicht!“ Ihre Stimme war kaum zu unterscheiden vom Geräusch der Brandung. Sprach sie überhaupt, oder war es das Rauschen des Meeres, das Dirk hörte?
    Oder hatte er inzwischen ‘ne mächtige Schraube locker?
    Sie flüsterte weiter: „Was immer Sie sagen würden, würden Sie morgen schon bereuen. Wie Sie e rkannt haben, ist hier alles anders. Dies ist Irland und bereits Vergangenheit. Die Zukunft ist Deutschland, und da wird es kein Kaminfeuer geben, kein Bett aus Schaffellen, keine irischen Balladen, sondern nur noch die Stimmen der Juristen.“
    Er küsste ihren Finger, der noch immer hauchzart seinen Mund berührte und murmelte: „ Du willst ihn also wirklich, den gnadenlosen Kampf?“
    „Ich habe keine Wahl, das wissen Sie. Und ich we rde mit allen Mitteln gegen Sie kämpfen und alles aufbieten, was ich zur Verfügung habe.“
    Er strich über ihr Haar. „Das weiß ich, Schätzchen. Und meine Anwälte werden deinen süßen sommersprossigen Arsch aufreißen.“
    Sie: „Das weiß ich ... Schätzchen.“
    Dirk grinste. „ Willst du mit mir zurück nach Ellmstadt fliegen? Im Statler-Jet ist

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