Gwen (German Edition)
WOW! Doch er sagte: „Okay, das wollen wir mal gerade noch so durchgehen lassen.“
„Und die zweite Bedingung ?“, fragte Maureen.
Dirk antwortete geistes abwesend: „Das war eigentlich die zweite Bedingung.“
Maureen: „Ein Kuss von Gwen?“
Dirk, jetzt wieder cool: „Ich hätte auch nichts gegen einen von Ihnen einzuwenden, Maureen, aber ich schätze, da würde mir der Doc mächtig auf die Finger klopfen.“
Maureen lachte .
Sie hörte ihn die Treppe herunterkommen.
Eigentlich war es pure, lux uriöse Verschwendung, mitten im Hochsommer zu heizen. Doch hier im Norden Donegals wehte zu jeder Jahreszeit ein frischer, feuchter Wind, der die Nächte beträchtlich abkühlte und auch am Tag nichts aufkommen ließ, was auch im Entferntesten an die hochsommerlichen Temperaturen erinnerte, die Gwen in Deutschland kennen gelernt hatte.
Das war jedoch nicht der Grund für Gwen gewesen, ein Kami nfeuer anzuzünden, während Dirk Statler oben im Bad war. Auch nicht, weil sie wieder eine Nacht mit ihm verbringen und die vertraut-romantische Atmosphäre der letzten Tage heraufbeschwören wollte. Sondern wohl eher, weil sie ihm aus Gründen der Fairness das zurückgeben wollte, was er ihr in der Zeit ihrer Krankheit gegeben hatte.
Ja, das wohl eher!
Sie hörte seine Schritte unten im Gang und knipste das Licht aus.
Erst vorhin waren Maureen, Séan und Ian gegangen. Es war wider Erwarten ein schöner Abend gewesen. Sie hatten gegessen und Guinness getrunken. Dann hatten alle sich von Dirk Statler verabschiedet wie von einem alten Freund. Als würde er dazugehören und auch nächsten Monat noch da sein, wo sie ihn beim Schafzüchter-Festival treffen, Whiskey mit ihm trinken, von Maureens Orangenmarmelade kosten lassen und Irish Stew mit ihm essen würden.
Als Dirk Statler hereinkam, deutete Gwen auf das Bett aus Schaffellen vor dem Kamin. „Legen Sie sich freiwillig hin, oder muss ich nachhelfen?“ Dabei versuchte sie, den Tonfall zu imitieren, den er vor ein paar Tagen diesen Worten unterlegt hatte.
Grinsend ließ er sich auf dem Lager nieder.
„Rotwein ?“, bot sie an, füllte ihm ein Weinglas und reichte es ihm.
„Rotwein mit Ihnen zu trinken“, bemerkte er, „ist ein teurer Spaß. Das letzt e Mal hab ich mir einen Arsch voll Ärger damit eingehandelt.“
„Keine Angst !“, beruhigte sie ihn und ging zur Tür. „Diesmal ist kein Triustat drin.“
„Bleiben Sie nicht bei mir?“ Er wirkte sichtlich enttäuscht. „Sie können einen Schwerverlet zten doch nicht einfach hier liegen lassen! Ich bin sicher, wenn Sie mich jetzt allein lassen, verblute ich oder bekomme einen Kreislaufkollaps, die Maul-und-Klauenseuche oder Schlimmeres.“
„Ich werde nachher schon noch nach Ihnen sehen. Doch jetzt gehe ich erst einmal duschen.“
Sie stieg die Treppe hoch, vergewisserte sich, dass er ihr nicht folgte und trieb viel Aufwand damit, zu duschen, die Haare zu föhnen, den Körper mit duftenden Essenzen aus dem Ellmstädter Naturkostladen einzureiben und die Augenbrauen ein bisschen nachzuzupfen. Fast hätte sie auch nicht davor zurückgeschreckt, sich in ihr einziges Spitzennachthemd zu hüllen, kam aber dann doch noch rechtzeitig zur Besinnung und wählte statt dessen - demonstrativ - ein T-Shirt mit dem Survival-Emblem. Die knallengen schwarzen Leggins konnte sie sich allerdings nicht verkneifen.
Erfrischt und bis auf einen nur noch gelegentlich en Hustenreiz gesund ging sie die Treppe hinunter ins Wohnzimmer, wo sie sich wie selbstverständlich zu Dirk Statler legte und ihn in ihre Arme zog.
Natürlich nur als Gegenleistung für seine Fürsorge in den letzten Tagen.
Am nächsten Mittag kam der Pick-up der O’Connors angescheppert.
Grinsend sah Dirk Gwen dabei zu, wie sie hektisch die Felle und Kissen wieder auf Sessel und Couch verteilte und mit ihrer Bettdecke nach oben rannte. Als Gwens Eltern die Haustür öffneten, kam Gwen gerade wieder runter.
Gwens Mom fragte nach ihrer Krankheit und wie alles so gelaufen war. Gwen erzählte die Sache mit der Schusswunde, und der alte O’Connor haute Dirk anerkennend auf die Schulter. Zum Glück auf die gesunde. Weil er „den armen alten MacKenzie“ nicht bei den Bullen verpfiffen hatte.
Dirk markierte den Gnädigen - „Ist schon okay, Sir.“ - und setzte sich mit O’Connor an den Küchentisch.
Gwen war offenbar wieder relativ fit. Sie fuhr mit dem Pick-up nach Downings, um was zu erledigen. Sie war gerade weg, als der Postbote mit einem
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