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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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noch Platz. Das heißt, wenn wir etwas zusammenrücken.“ Die Vorstellung gefiel ihm.
    Natürlich musste sie ihm den Spaß verderben und den Kopf schütteln. „Ich komme erst einen Tag vor dem Prozess zurück. Und dann, ein paar Tage schon nach dem Prozess, fahre ich wieder nach Irland zurück.“
    „Wozu?“
    „Persönliche Dinge.“
    „Neuer Job? Wo hast du so schnell einen gekriegt? Als Bedienung im Pub?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    Dirk hakte nach: „Welche persönlichen Dinge dann?“
    „Das g eht Sie nichts an.“ Sie bückte sich nach ihrer Tasche, holte was raus und reichte es ihm. „Ein Abschiedsgeschenk für Sie.“ Es war ein Päckchen, in altmodisches Geschenkpapier eingewickelt, und hatte die Größe eines Buches.
    Dirk nahm es verblüfft. „Für mich?“
    „Ich habe es erst vorhin in Downings für Sie gekauft, um es Ihnen am Sonntag zu geben bei Ihrer Abreise. Aber öffnen Sie es erst, wenn Sie im Flugzeug sind! Und übrigens: Wer wird Ihren Arm verbinden, wenn Sie daheim sind?“
    „Ich schätze, das schaffe ich allein.“
    „Nehmen Sie aber Maureens Salbe mit!“
    „Okay.“
    Ihre Hand legte sich sachte auf Dirks Nackenhaare, die sich sofort aufstellten. Und nicht nur die. „Leben Sie wohl, Dirk Statler! Meiner Haut wird es gut tun, wenn Sie weg sind. Denn mein Gesicht juckt schon ganz von Ihren Bartstoppeln.“
    Sie streckte sich zu ihm hoch, zog gleichzeitig seinen Kopf zu sich runter, und während er die Augen schloss, spürte er ihren wundervollen Mund auf seinem. Er hielt den Atem an. Es war nur der Hauch eines Kusses, verdammt schön und gleichzeitig unbefriedigend wenig.
    Als er ihre Lippen nicht mehr auf seinen spü rte, griff er nach Gwen, aber seine Hand fasste ins Leere. Er öffnete die Augen, und sie war weg.
    Er schaute sich um, aber da war nichts außer Meer, Felsen, Möwen und ein paar Schafen. Als wäre Gwen nie da gewesen.
    Dirk begann, sie zu suchen, fand sie aber nicht. Die Worte von Gwens Dad fielen ihm ein: Wenn sie es nicht will, dann findet sie auch niemand. Also ging er zum Haus der O’Connors, verabschiedete sich von ihnen und schaffte seine Sachen raus.
    Gwen tauc hte nicht mehr auf.
    Es dauerte nicht lange, da kam der Hubschrauber. Der Pilot, ein junger Kerl aus Dublin, hatte öfter landen, tanken und nach dem Weg fragen müssen, hatte aber dann doch zum Haus der O’Connors gefunden, ohne sich groß zu verspäten.
    Über eine Rampe schafften es Dirk, der junge Typ und Gwens Dad, die Panhead in den Hu bschrauber zu bringen. Als der Propeller zu rotieren begann, stieg Dirk ein. Die O’Connors winkten ihm nach. Ein paar Schafe hauten erschrocken ab. Von Gwen war nichts zu sehen.
    Je weiter der Hubschrauber sich von der Trá-na-Rosann-Bay entfernte, desto frustrierter fühlte sich Dirk, obwohl ja eigentlich diese irische Gefühlsduselstimmung mit jedem zurückgelegten Flugkilometer ab- statt zunehmen sollte. Er vermisste Gwen wahnsinnig. Jetzt schon.
    Ihr Geschenk lag auf seinen Knien. Er öffnete es. Es war ein irisches Kochbuch. Mit schw achem Lächeln las er die Widmung auf der ersten Seite, geschrieben in typisch weiblicher Handschrift: „Das Rezept für Hammelbraten finden Sie auf Seite 33. G.“
    Alles, was Dirk von Gwen mitnahm, waren dieses Buch und die tierisch-schönen Erinn erungen an diese seltsamen Tage mit ihr.
    Und, wie sich zwei Tage später rausstellte, die grö ßte Grippe seines Lebens.
     
     
    DEUTSCHLAND
     
    Gwen hasste Bahnhöfe.
    Den Geruch nach Urin und Hektik. Das schmierig-deprimierende Grau-in-Grau der Bahnhofshallen, dem selbst die Buntheit der Werbeplakate nicht gewachsen war. Der Unrat, der nirgends zu fehlen und die hochtechnisierten Fahrkartenschalter zu verhöhnen schien. Die Apathie der Penner, jetzt schon restlos betrunken. Der Ellmstädter Bahnhof war wie jeder andere.
    Gwen brachte ihn so schnell wie möglich hinter sich und stieg in die Buslinie, die zu ihrer Wo hnung führte. In ihrem Briefkasten erwartete sie ein Riesenstapel Post, vor allem Rechnungen. Und zahlreiche Absagen von allen Bewerbungen, die Gwen an verschiedene Universitäten und Institute geschrieben hatte.
    Seufzend schob Gwen die Post beiseite, rieb sich die Schläfen und beschloss, zunächst die Ch emikerin zu vergessen und sich schnell einen anderen Job zu suchen, Fabrikarbeiterin, Verkäuferin, egal was, Hauptsache, es brachte Geld. Doch wo sollte sie anfangen zu suchen? In Deutschland oder in Irland?
    Es klingelte an der Tür. Gwens Herzschlag

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