Gwen (German Edition)

helfen.
    Die anderen Typen steckten die Pistolen in den Hosenbun d, legten die MPs auf die Kunststoffplatten und kamen auf Dirk zu. An der Art, wie sie ihn anschauten und wie sie kurz ihre Schultern lockerten, erkannte Dirk, mit welcher Art von Unterhaltung er rechnen konnte.
    Dirk vertiefte sich in seinen Körpermittelpunkt, sammelte seine Kraft und a tmete tief und bewusst. So wie vor einem Karate-Wettkampf. KARATE IST ATMUNG - NICHT AGGRESSION, hörte er Wallys Stimme in seinem Kopf. Atmung! Langsam wurde er ruhig. Tiefes Einatmen, tiefes Ausatmen.
    Er sah den ersten Fauststoß kommen, spannte die Bauchmu skeln an und ließ danach die Luft langsam aus der Lunge. Es kamen weitere Faustschläge desselben Typen in Dirks Magengegend, aber sie prallten an Dirks Bauchmuskeln fast wirkungslos ab. Der Typ war nicht besonders kräftig.
    Dann begannen auch die anderen Kerle einschließlich des Fahrers des Ford Galaxy, sich an dieser einseitigen Unterhaltung zu beteiligen. Jetzt schaffte Dirk es nicht mehr, alle Hiebe wegzuatmen. Einige trafen ihn in der Leber-, andere in der Nieren- und in der Magengegend. Die Typen wussten, wo sie hinschlagen mussten. Er hörte sich selber stöhnen, als jeder Schlag die Luft aus ihm rauspresste. Er biss die Zähne aufeinander. Seine Knie wurden weich.
    Irge ndwann hörte er Gwen kreischen. Die Typen fluchten, und die Schläge hörten auf. Als Dirk die Augen öffnete, sah er Gwens schmalen Rücken unmittelbar vor sich. Anscheinend hatte sie sich von ihrem Bewacher losgerissen. „ Lasst ihn in Ruhe! “, schrie sie. Ihre Stimme hallte laut durch den Raum und echote draußen in der großen Lagerhalle weiter. „Lasst ihn in Ruhe, oder ich werde dafür sorgen, dass ihr es bereut!“
    Dirk war tierisch dankbar für die Verschnaufpause, die sie ihm so verschaffte, und versuchte es wieder mit Atmen. KARATE IST ATMUNG! Einatmen, ausatmen. Verdammt, Wally!
    Der Riese packte Gwen an den Haaren, zerrte sie von Dirk weg und ohrfeigte sie mehrmals. Dann presste er sie wieder in einem festen Wü rgegriff an sich, bis sie sich nicht mehr rühren konnte. Arme kleine Gwennie.
    Die anderen Typen fingen wieder an, auf Dirk einzuschlagen wie auf einen verdammten San dsack. Er spürte, wie ihm die Knie einknickten, wie er an den eisernen Handfesseln hing, wie das rostige Metall seine Haut ritzte, wie ihm abwechselnd weiß und schwarz vor den Augen wurde.
    Irgendwann wurde es völlig schwarz. Als hätte einer das Licht ausgeknipst.
    Dirk schüttelte den Kopf, bis er merkte, dass die Dunkelheit nicht Folge seiner weich geklopften Birne war, sondern dass einer tatsächlich das Licht ausgeschaltet hatte. Die Schläge hörten abrupt auf. Eine Zeit lang war nur das erschöpfte Schnaufen der Schlägertypen zu hören. Und seine eigenes abgehacktes.
    Dann hörte Dirk jemanden sagen: „Du kannst viel einstecken.“
    „ C“, keuchte Dirk. „Was wollen Sie?“
    C antwortete: „Dir eine kleine Lektion erte ilen, die schon längst überfällig ist.“
    „Lassen Sie ... die Kleine frei!“ Dirk fiel das Sprechen sauschwer. „Ich mache alles, was Sie wollen, wenn Sie ... sie freilassen.“
    C hatte einen fast mitfühlenden Ton drauf: „Ich weiß schon, wie vernarrt du in das kleine rotha arige Ding bist. Ich habe sie nicht ohne Grund hierher bringen lassen, wie du dir sicher denken kannst.“
    „Wenn Sie ihr auch nur ein Haar krümmen, werde ich Sie kaltmachen!“
    C unterbrach ihn: „Du bist wohl kaum in der Position, Drohu ngen auszustoßen. Ersparen wir uns das! Der Grund für das Ganze hier ist, wie gesagt, dir eine kleine Lektion zu erteilen. Du weißt warum. Ich dulde keinen Ungehorsam.“ Jetzt wurde die Stimme schneidend. „Ich habe dir einen Befehl gegeben, CA, den Befehl, alles zu tun, damit Produkt 4 weiter geliefert werden kann. Aber du hast dich von dieser irischen Laus hier aufs Kreuz legen lassen und den Prozess verloren. Unsere amerikanischen Geschäftspartner machen mir die Hölle heiß. Eigentlich sollte ich dich sofort eliminieren. Aber B will dir noch eine Chance geben, wenn ich durch eine geeignete Disziplinierungsmaßnahme aus A’s Verfahrenskatalog sicherstelle, dass du in Zukunft unsere Befehle befolgst. Schließlich haben wir viel Zeit und Geld investiert, um dich zu dem Werkzeug auszubilden, das du für uns sein kannst.“
    Dirk: „Lassen Sie Gwen frei! Ich mache alles, was Sie wollen. Und ich sorge dafür, dass sie nicht redet.“
    „Du wiederholst dich. Und glaube mir, sie wird nicht