Gwen (German Edition)
dazu, Gwen?“
„Tony hat es mir beigebracht“, sagte sie leise.
„Und wer ist Tony?“, hakte Wally nach.
„Tony“, sagte sie, „ist mein Verlobter.“
Die gigantische Anspannung, die sich in Dirk durch den Horrortrip dieser Nacht aufgebaut hatte, entlud sich jetzt, was von allen Anwesenden ihn am meisten überraschte. „WAS?“ Er sprang auf, dass die Eisenketten rasselten. „Verdammt, das glaube ich nicht!“
„Wer ist Tony ?“, wiederholte Wally.
„Einer dieser IRA-Typen, die im Belfaster Knast brummen. “ Dirk merkte selber, dass er zu laut war, auch ohne Wallys warnenden Blick. Er schraubte die Lautstärke runter, als er zu Gwen sagte: „Das ist höchstens ‘ne Jugendliebe, aber kein Mann, den du aktuell heiraten willst, kein RICHTIGER Verlobter.“
„Doch, das ist er “, behauptete sie.
Aber Dirk fühlte sich tierisch verarscht. „Und warum, meine Süße, hast du dann diesen Biologen-Arsch so angeschmachtet?“
Gwen sagte nichts.
„Was hat überhaupt die IRA mit dem Ganzen zu tun?“, mischte sich Wally ungefragt ein.
„Gar nichts !“, schnappte Gwen. „Und ich weigere mich entschieden, auch nur ein weiteres Wort über Tony zu verlieren. Das geht niemanden außer mir etwas an.“
Wally hatte jetzt offenbar auch langsam die Schnauze voll. „Kommen Sie mir nicht so! Wenn das stimmt, was Dirk erzählt hat - und, Alter, irgendwie hast du heute was an dir, dass es mir schwer fällt, dir zu glauben - aber wenn nur die Hälfte davon stimmt, dann haben Sie vorhin ein paar Männer getötet, Gwen. Wenn Sie keine Mordanklage am Hals haben wollen, seien Sie gefälligst etwas kooperativer!“
Gwen gab nach: „Tony gehörte früher einer der irischen Freiheitskämpfertruppen an, einer Richtung der Irisch Republikanischen Armee. Bei Tony und seinen Freunden lagen öfter Waffen herum, und Tony bestand darauf, dass ich lernte, damit umzugehen. Damit ich mich verteidigen konnte, falls militante Protestanten auf die Idee kämen, auch mich eines Tages zu bedrohen wegen meiner Freundschaft zu ihm. Das ist alles schon Jahre her und für das, was heute passiert ist, nicht relevant.“
Wally: „Abgesehen davon, dass Sie Ihre Kenntnisse dazu b enutzt haben, Menschen zu töten.“
Gwen: „Ich habe mich nur verteidigt!“
Wally: „Gehört Messerwerfen dann wohl auch zur Standard-IRA-Ausbildung?“
Gwen: „Irland ist kein reiches Land. Alles, was dazu brauchbar ist, wird als Waffe benutzt. Und Irland ist ein kämpferisches Land. Messerwerfen haben wir schon als Kinder zum Spaß g eübt und Wettkämpfe veranstaltet. Fragen Sie Séan Breathnach und Ian O’Duigneáin, denn die haben es mir beigebracht!“
Wally: „Das werde ich vielleicht auch. Das heißt, falls ich die Namen jemals aussprechen kann. Aber es genügt, wenn Sie es mir einfach beweisen, dass Sie das Messerwerfen beherrschen. Ei nfach weil ich es mir nur schlecht vorstellen kann, dass Sie damit so exakt tödlich treffen können, wie Dirk das behauptet. Sagen wir, Sie versuchen, den Karton dort zu treffen!“ Er zog was aus der Hosentasche, klappte es auf und reichte es Gwen. Es war eins dieser mittellangen Klappmesser mit schwerer Klinge, die man auf größeren Bikertreffen kaufen konnte.
Gwen stand auf, nahm es und bewegte es leicht in der Hand. „Der Karton ist zu leicht. Den würde ja ein Blinder treffen. Der Spalt zwischen den Kungfu-Männern!“ Und Gwen warf.
Wally erstarrte, als die Klinge einen halben Meter neben ihm in den Karate-Kalender einschlug, der an der Schranktür hing. Das September-Blatt zeigte Jürgen Schwab und Holger Oppermann im Endkampf der deutschen Shotokan-Meisterschaften. Und Wallys Messer steckte ziemlich genau zwischen den beiden.
Wally atmete tief durch. Und noch mal. „Bitte tun Sie das nie wieder!“
Gwen raffte Wallys Hemd vor ihrer Brust zusammen und setzte sich wieder. „Sie haben ja auf diesem kindischen Test bestanden! Vielleicht glauben Sie mir jetzt?“
„Ja, langsam beginne ich das zu tun. Obwohl mir nach wie vor die Vorstellung schwe r fällt, Sie hätten ..., aber was soll’s, machen wir erst mal weiter! Worum ging es bei dem Ganzen eigentlich?“
Dirk sagte: „Um meine Eier .“
„Was?“
„Die haben gedroht, mir eins meiner Eier abzuschneiden, und das wollte Gwen nicht zulassen. Sie hat ihre Haut riskiert und wie eine Löwin gekämpft, um meine Eier zu retten.“
Irgendwas an seiner Wortwahl schien sie zu stören, denn sie fauchte: „Deine ... Dinger interessieren mich
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