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Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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das noch möglich ist“, fügte sie beim Anblick der Lumpen hinzu.
    Sie erhitzten einen Kessel mit Wasser und schleppten ihn in den Stall. Gwyn entkleidete den Mann und reichte die Fetzen seiner Schwester, die vor dem Eingang wartete.
    Als Gwyn endlich fertig war, sah der Mann wieder wie ein menschliches Wesen aus. Gwyn hüllte ihn in eine Decke. Anschließend trat er völlig verschwitzt und erschöpft auf den Hof hinaus. Er hatte nun selbst ein Bad nötig.
    Sein Vater und Edwin hatten sich mittlerweile um das Vieh gekümmert. Um den Fremden nicht zu stören, hatten sie die Tiere in den Pferch neben der Scheune getrieben.
    Muriel war gerade dabei, die Schafe zu begutachten, und Gwyn sah, dass sie von ihrem Zustand nicht gerade begeistert war. Bei jedem einzelnen Tier überprüfte sie die Hufe, das Fell und das Gebiss.
    „Edwin hat keine Ahnung von Tieren“, zischte sie wütend. „Er hat sich nach Strich und Faden übers Ohr hauen lassen.“
    „Vielleicht musste er einfach nehmen, was nach dem Überfall der Sachsen übrig geblieben ist“, gab Gwyn zu bedenken.
    „Was ist denn mit dir los? Du nimmst deinen Bruder doch sonst nicht in Schutz.“ Muriel verzog das Gesicht. „Wahrscheinlich hast du Recht. Aber das nächste Mal suche ich mir die Tiere selbst aus. Die Wolle ist nichts wert und die Hälfte der Schafe ist zudem auch noch krank.“ Sie seufzte. „Sei es, wie es ist, auf jeden Fall wartet eine Menge Arbeit auf mich. Ich kann froh sein, wenn die Zucht nächstes Jahr wieder ein wenig Geld abwirft. Wie steht es um unseren Kranken?“
    „Unverändert. Im Moment schläft er zwar, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Fieber wieder steigt.“
    „He, Gwyn!“, rief eine Stimme hinter ihm. Edwin hatte die letzten Tiere in den Pferch getrieben und lehnte nun mit verschränkten Armen am Tor. „Du hast uns noch gar nicht erzählt, was du in den letzten Wochen so getrieben hast, nachdem du uns hier im Stich gelassen hast.“
    „Lass dich nicht von ihm provozieren“, flüsterte Muriel. „Er wurde als Trottel geboren und wird als Trottel sterben.“
    Edwin und er hatten sich nie verstanden. Gwyn hatte gehört, dass es unter Brüdern immer wieder vorkam, dass sie nichts miteinander gemein hatten, doch sein Bruder und er waren sich fremder als zwei Menschen, die die Sprache des anderen nicht verstanden.
    Edwin schien ihn regelrecht zu hassen, schon von jeher. Die Ursache für seine Feindseligkeit war Gwyn ein Rätsel. Einfache Rivalität oder Eifersucht konnte es nicht sein. Edwin war der Erstgeborene und würde den Hof des Vaters erben – niemand hatte dieses Privileg jemals in Zweifel gezogen, auch Gwyn nicht. Obwohl er zugeben musste, dass Muriel mit ihren fünfzehn Jahren eindeutig mehr von der Bewirtschaftung eines Hofes verstand als der neunzehnjährige Edwin. Sie war schon immer weitaus fleißiger, umsichtiger und klüger gewesen als ihr älterer Bruder. Vielleicht, so dachte Gwyn, war das Verhältnis zu Edwin deshalb so angespannt, weil dieser ständig im Schatten seines sehr bestimmenden Vaters stand, der ihn hart arbeiten ließ und viel von ihm verlangte, während Do Griflet Gwyn weitgehend in Ruhe gelassen hatte. Gewiss, Do war ein strenger Vater, doch niemand erwartete vom jüngsten Spross der Familie Wunderdinge. Selbst Muriel hatte Gwyn immer für einen Träumer gehalten, der sich in der Gesellschaft von Schweinen am wohlsten fühlte.
    Edwin baute sich vor Gwyn auf und stieß ihn mit dem Zeigefinger gegen die Brust.
    „Willst du mir keine Antwort geben? Oder spricht der edle Herr Ritter nicht mehr mit dem einfachen Volk?“, sagte er mit einem gehässigen Grinsen.
    „Lass das sein“, sagte Gwyn ruhig.
    „Das hier?“ Edwin stieß erneut zu, diesmal etwas fester.
    „Ich sagte, du sollst das sein lassen“, wiederholte Gwyn.
    Edwin lachte höhnisch.
    „Sonst passiert was? Willst du mir etwa eine Tracht Prügel verpassen, Zwerg?“
    Edwin holte aus, um ihn zu stoßen, doch Gwyn trat schnell zur Seite, packte seinen Arm und nutzte den Schwung aus, um seinen Bruder, der gut dreißig Pfund schwerer war als er, nach vorne zu ziehen. Dabei streckte er den rechten Fuß vor, sodass Edwin stolperte und mit einem überraschten Aufschrei der Länge nach hinschlug.
    Sofort war Edwin wieder auf den Beinen und ballte die Fäuste. Ehe er jedoch zuschlagen konnte, ging der Vater dazwischen. Er packte seinen ältesten Sohn am Kragen und sagte mit beherrschter Stimme: „Ich dulde keine Prügeleien unter

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