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Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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„Bei deiner Geburt verlor Valeria sehr viel Blut, aber sie war froh, dass dein Leben gerettet war“, fuhr er mit brüchiger Stimme fort. „Ich musste ihr versprechen, dass ich dich unter allen Umständen beschützen würde. Sie war es, die dir den Namen Gwydion gab. Und sie gab mir das Medaillon für dich. Niemand durfte erfahren, wer du warst und wo du herkamst, das wiederholte sie immer wieder. Valeria war verzweifelt, weil sie sonst nichts für dich tun konnte. Sie wusste, dass sie im Sterben lag. In ihrem Gepäck hatte sie noch einige Silbermünzen. Die sollte ich als Lohn für meine Dienste bekommen. Ich nahm sie nicht an. Nun, zumindest zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
    Sie starb in der darauf folgenden Nacht. Es war kein langer Todeskampf, sie hörte einfach auf zu atmen. Am anderen Morgen wollten wir sie beisetzen, aber man verwehrte ihr, der Fremden, einen Platz auf dem Friedhof. Also vergrub ich sie mit ihren Sachen auf einer Lichtung im Wald und markierte die Stelle mit einem Steinhaufen. Von diesem Tag an waren wir Ausgestoßene. Die Bewohner Chulmleighs schnitten uns, und wir konnten unsere Waren nicht mehr verkaufen. Für Muriels und Edwins Mutter war es besonders schlimm. Sie sollte das Kind einer Fremden aufziehen, die dafür verantwortlich war, dass sie in Schande lebte. Eines Tages lief sie davon und kehrte nicht wieder zurück.“
    Gwyn warf aus den Augenwinkeln einen Blick auf Edwin, dessen Gesicht mittlerweile eine leichenblasse Farbe angenommen hatte, und fragte sich, ob der Junge, den er all die Jahre als seinen älteren Bruder betrachtet hatte, heute zum ersten Mal wie Gwyn die ganze Wahrheit über die dunkle Geschichte seiner Familie erfuhr.
    „Also gingen wir fort. Doch zuvor kehrte ich zurück zu Valerias Grab, öffnete es wieder und nahm das Geld an mich, um irgendwo anders, wo man uns nicht kannte, einen Neuanfang zu wagen. So kamen wir nach Redruth.“
    Do Griflet sah auf und suchte den Blick seiner Kinder, den nur Muriel erwiderte. In ihren Augen spiegelten sich Trauer und Mitleid, während in Edwin jedes Gefühl außer dem der Verbitterung erstorben zu sein schien.
    „Ich habe versucht, euch immer ein guter Vater zu sein, obwohl ich weiß, dass ich euch die Mutter niemals ersetzen konnte“, sagte Do Griflet verzweifelt.
    Plötzlich brach Muriel in Tränen aus. Einen Moment blieb sie stehen, dann trat sie auf ihren Vater zu und nahm ihn in die Arme.
    Das war zu viel für Edwin. Mit einem letzten hasserfüllten Blick drehte er sich um und ging.
    Gwyn betrachtete die Szene seltsam unbeteiligt, so als ob ihn dies alles nicht wirklich betraf. Fast war es ihm peinlich, Zeuge dieses Gefühlsausbruches zu sein. Do Griflet hatte sich in eine Frau verliebt, die nicht seinem Stand angehörte. Dieser Mann hatte für diese Liebe alles aufgegeben, doch konnte Gwyn ihm wirklich einen Vorwurf machen, zumal diese unglückliche Liebe sein Leben gerettet hatte?
    Er musste an Prinzessin Aileen denken, deren Bild er auf dem ganzen Weg nach Redruth im Herzen getragen hatte. Je weiter er sich von Camelot entfernt hatte, umso mehr schmerzte ihn die Trennung, obwohl diese Schwärmerei mindestens ebenso hoffnungslos war wie Do Griflets Liebe zu Gwyns Mutter.
    Doch nun konnte er das Gefühl, das er in all den Jahren unterschwellig gespürt hatte, verstehen. Das Gefühl, fremd zu sein und nicht dazuzugehören.
    Auch wenn er sich Muriel und seinem Vater gegenüber schämte, musste er zugeben, dass ihn die Neuigkeit über seine Herkunft erleichterte. Er war anders, und nun wusste er auch, warum. All die Jahre, in denen er vergeblich nach Gemeinsamkeiten mit Do Griflet oder gar Edwin gesucht hatte, waren auf einmal wie weggewischt. Gwyns Leben war plötzlich ein leeres Blatt, auf dem er endlich seine eigene Geschichte niederschreiben konnte.
    Dann sah er in das Gesicht von Do Griflet. Vierzehn Jahre lang hatte er mit diesem Geheimnis gelebt und in eine Lebenslüge gewoben, in die auch Muriel und Edwin verstrickt waren. Nun schaute ihn der Mann, den er bis jetzt für seinen leiblichen Vater gehalten hatte, mit einem Blick an, in dem alles lag: Erschöpfung, Angst, Schuld – und schmerzhafte Erinnerung.
    „Ich werde dennoch gehen müssen“, sagte Gwyn schließlich.
    „Nein!“, schrie Muriel. „Das kannst du nicht tun! Nicht nach allem, was du gerade gehört hast!“
    „Ich habe Camelot verlassen, weil ich das Gefühl hatte, nicht dort hinzugehören. Hier in Redruth…“ Er suchte nach Worten, hinter

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