Gwydion 02 - Die Macht des Grals
ganz schön schwer.“
„Oh“, hörten sie eine Stimme. „Ich glaube, wir kommen ungelegen.“
Erschrocken wandten sie ihre Köpfe zur geöffneten Tür, in der Merlin gemeinsam mit einem grinsenden Rowan und einem finster dreinblickenden Sir Kay stand.
Gwyn schloss stöhnend die Augen und ließ seinen Kopf schwer in die Kissen fallen.
„Ich kann das erklären!“ Hastig sprang Katlyn auf die Beine, strich ihr Kleid glatt und richtete ihre Haare. „Gwyn hat mir geholfen, ein Buch aus dem Regal zu holen, und dabei ist die Bank unter uns zusammenge…“
„Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen“, unterbrach sie Merlin, der ein Glucksen nur schwer unterdrücken konnte. „Ich hätte auch nicht gestört, wenn es nicht wichtige Neuigkeiten gäbe. Leider muss ich dir deinen Schüler entführen, da der König uns zu sehen wünscht.“
Gwyn stand wie ein geprügelter Hund auf. „Ich komme“, sagte er und schob sich an Katlyn vorbei.
„Gwyn?“, sagte sie.
Er drehte sich zu ihr um. „Was denn?“
„Du hast deine Tafel und das Buch vergessen. Und denk dran, du musst jeden Tag üben.“
Einen Moment starrte er sie an, als wäre sie nicht mehr bei Sinnen. Dann riss er ihr Tafel und Buch aus der Hand und folgte Merlin, der bereits mit Sir Kay vorausgegangen war.
Als die Tür ins Schloss fiel, reichte ihm Rowan die Stiefel.
„Ich warne dich“, zischte Gwyn und hob drohend den Zeigefinger. „Wenn du auch nur ein Wort den anderen gegenüber verlierst, was du hier zu sehen geglaubt hast, wirst du einen langsamen und qualvollen Tod erleiden.“ Ohne die Stiefel anzuziehen lief er die Treppen hinunter.
„Mein lieber Gwyn, das brauche ich gar nicht“, rief ihm Rowan lachend hinterher. „Neuigkeiten dieser Art machen auf Camelot schneller die Runde als ein Schnupfen.“
„Ihr habt also herausgefunden, welches Gift Lancelot dahinzuraffen droht.“ Artur strich sich nachdenklich über den Bart.
„Das ist die gute Nachricht“, antwortete Merlin, der zusammen mit Sir Kay und den beiden aufgeregten Knappen an der Tafelrunde Platz genommen hatte. Es war das erste Mal, dass Gwyn und Rowan nicht abseits auf einem Schemel sitzen mussten.
„Die schlechte Nachricht ist, dass mir die Zutaten für das Gegenmittel fehlen. Wir müssen sie erst besorgen.“
„Wo?“
„In meiner walisischen Heimat gibt es eine Heilerin. Ihr Name ist Cundrie. Sie wird uns weiterhelfen können.“
„Wales…“ Artur trommelte mit den Fingern auf den Tisch. „Das ist ein weiter Weg.“ Er schaute auf. „Unglücklicherweise kann ich keinen Ritter entbehren. Ich benötige sie alle, um den Rückzug der Sachsen zu überwachen.“
Gwyn und Rowan tauschten überraschte Blicke aus. Arturs erster Ritter war schwer krank, lag womöglich im Sterben, und der König konnte keinen seiner Männer erübrigen, um eine lebensrettende Medizin zu besorgen?
„Das habe ich befürchtet“, antwortete Merlin. „Deswegen möchte ich vorschlagen, diese beiden Knappen auszusenden.“
Gwyn stockte der Atem und Sir Kay funkelte Merlin wütend an. Offensichtlich war dieser Plan nicht mit ihm abgesprochen gewesen.
„Hm, findet Ihr nicht, dass diese Aufgabe ein wenig zu gefährlich ist, als dass man zwei so unerfahrene Burschen damit betrauen könnte?“, fragte König Artur.
Auch wenn ihn die Bezeichnung unerfahren ein wenig kränkte, musste Gwyn zugeben, dass der König Recht hatte.
„Der Meinung bin ich nicht. Die meisten unserer Feinde stehen im Osten, Rowan und Gwyn reiten hingegen nach Westen.“
Arturs Blick wanderte von Rowan zu Gwyn und wieder zurück. „Und was sagen die beiden Knappen dazu? Immerhin sind sie es, die ihr Leben riskieren werden.“
Doch bevor Gwyn etwas sagen konnte, war ihm Rowan zuvorgekommen. „Es wäre uns eine Ehre, Euch dienen zu können.“
König Artur musterte die beiden eindringlich. „Also gut. Ihr habt meine Erlaubnis.“ Dann wandte er sich seinem Ratgeber zu. „Wann werden die beiden aufbrechen?“
„Mit Sir Kays Einverständnis gleich am Morgen“, sagte Merlin. „Lancelots Zustand hat sich in der Nacht dramatisch verschlechtert.“
Artur stand auf, und mit einem Mal hatte Gwyn das Gefühl, die Last der Macht und der Verantwortung auf seinen Schultern zu sehen. „Gut. Machen wir es so.“ Der König trommelte nervös mit den Fingern auf den Tisch, als wollte er noch etwas sagen, doch er überlegte es sich schließlich anders und verließ ohne ein weiteres Wort die Halle.
„Was soll
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