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Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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legte stets eine unglaubliche Ausdauer an den Tag, wenn es darum ging, jemanden in den Wahnsinn zu treiben.
    Es wurde noch schlimmer, als Gwyn befürchtet hatte. Keiner der Knappen ließ die Gelegenheit ungenutzt verstreichen, seinen Kommentar zu der wundersamen Liebesgeschichte zwischen der schüchternen Zofe und dem tapferen Schweinehirten abzugeben. Besonders Alaric und Sid, die Gwyn von Anfang an gehasst hatten, konnten ihren Mund nicht halten. Leider war es der arme Benedict, der am meisten darunter zu leiden hatte. Gwyn hatte ihm eine Revanche im Schwertkampf versprochen und drosch derartig auf ihn ein, dass Sir Gawains Knappe Hören und Sehen verging.

 
    Katlyns Geschichte
     
     
     
    Je näher seine erste Unterrichtsstunde rückte, desto schlimmer wurde Gwyns Laune. Im Geiste hatte er sich ein gutes Dutzend mehr oder weniger überzeugende Entschuldigungen zurechtgelegt, warum er Katlyn würde absagen müssen, doch eigentlich wusste er, dass es kein Entkommen gab. Verdammt noch mal, er hatte sich mit Mordred und einem ganzen Sachsenheer angelegt, da würde er vor einem vierzehnjährigen Mädchen nicht kneifen!
    Als er schließlich vor ihrer Tür stand, schlug sein Herz so heftig, dass er erst einmal tief durchatmen musste. Gwyn wollte gerade anklopfen, als die Tür geöffnet wurde.
    „Ah, da bist du ja“, sagte Katlyn leise und trat beiseite, um ihn einzulassen.
    Gwyn hatte schon einige Gemächer gesehen, die Sir Urfins und sogar die des Königs. Sie alle waren so eingerichtet, dass man sich darin wohl fühlen konnte. Nicht allzu überladen, ein Bett, ein Tisch, ein paar Stühle. Das war es. Als er sich jedoch in Katlyns Kammer umschaute, musste er schlucken.
    Der Raum war nicht besonders groß, vielleicht acht mal zehn Fuß. Aber dafür war er voll gestellt mit so viel Tand und Zierrat, dass Gwyn schwindelig wurde. An den Wänden und vor dem einzigen Fenster hingen bunte Vorhänge. Das Bett war voller reich bestickter Kissen. Und überall standen Blumen: auf dem Tisch, auf der niedrigen Truhe, auf der Fensterbank und sogar auf dem hohen Bücherregal. Ihr Duft war so betäubend, dass Gwyn auf einmal das Gefühl hatte, in eine Falle getappt zu sein.
    „Und? Wie gefällt es dir bei mir?“
    „Es ist… anders.“
    „Anders als was?“, fragte sie irritiert.
    „Als unser Schlafsaal.“
    „Alles ist anders als diese Höhle.“
    Gwyn wollte einen Schritt nach vorne machen, als er ihre Hand auf der Brust spürte.
    „Bitte zieh die Stiefel aus.“
    „Warum denn das?“, fragte er nervös.
    „Weil sie schmutzig sind, was dachtest du denn?“
    „Im Moment kann ich gar nichts denken“, murmelte Gwyn, den der Blumenduft schwindlig machte. Umständlich entledigte er sich seiner Stiefel und schaute sich nach einem Platz für sie um.
    „Stell sie draußen vor die Tür.“
    Gwyn steckte den Kopf durch den Spalt und vergewisserte sich, dass ihn niemand sah. Dann schob er sein Schuhwerk vorsichtig mit dem Fuß hinaus.
    „Ich wusste gar nicht, dass dir bei all der Arbeit, die du für die Prinzessin zu erledigen hast, genug Zeit für Merlin und seine Bücher bleibt“, sagte Gwyn, als er die Tür wieder schloss.
    „Und ich wusste nicht, dass du lesen und schreiben lernen willst“, erwiderte Katlyn. „Die meisten Ritter und Knappen interessiert das nicht.“
    Gwyn musterte Katlyn im Schein der Kerzen. Sie hatte weder die fein geschnittenen Gesichtszüge Aileens noch deren zierlichen Körperbau. Robust war vielleicht die passendere Beschreibung, obwohl auch das nicht richtig zutraf. Katlyn war nicht besonders hübsch, aber auch nicht hässlich. Alles an ihr wirkte durchschnittlich, fast unscheinbar. Das runde Gesicht, die helle Haut, das hellblonde, glatte Haar. Und doch war da etwas, was Gwyn irritierte. Die Augen, stellte er plötzlich fest. Selten hatte er so wache und kluge Augen gesehen.
    Als Katlyn Gwyns durchdringenden Blick bemerkte, lief sie wie so häufig rot an und schaute verlegen zu Boden. Gwyn erschrak.
    „Es… es tut mir Leid“, stammelte er. „Ich wollte dich nicht so anstarren. Das war sehr unhöflich.“
    „Ist schon in Ordnung“, erwiderte Katlyn. „Das passiert mir immer wieder.“
    „Dass man dich so anstarrt?“, fragte Gwyn verwirrt.
    „Nein, dass ich… na ja, dass ich so schnell rot werde.“
    „Ach, das ist schon in Ordnung“, sagte Gwyn leichthin, obwohl ihn dieses Erröten doch ein wenig irritierte. „Nicht jeder kann eine Prinzessin sein.“
    Jetzt errötete Katlyn

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