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Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Pfeil nicht abgeschossen.“
    „Aber er sollte mich treffen! Und auch Humbert würde noch leben, wenn er mir nicht begegnet wäre.“
    Rowan sah Gwyn verdutzt an. „Wieso denn das? Immerhin haben wir ihn aus Mordreds Kerker befreit.“
    „Du verstehst nicht, was ich meine“, sagte Gwyn hilflos.
    „Dann erkläre es mir!“ Rowan schüttelte den Kopf. „Seitdem du zu Hause in Redruth warst, hast du dich verändert. Sag mir doch endlich, was vorgefallen ist.“
    „Ich habe dir doch gesagt, du sollst mich nicht danach fragen, hörst du?“, rief Gwyn gequält. Mit diesen Worten stand er auf und ging.
    Der Wind blies kalt, als die Prozession die Brücke überquerte, die das nördliche Ufer des Avon mit Aquae Sulis verband. Mit gut zweihundert Menschen waren fast alle Bewohner auf den Beinen, um von der Toten Abschied zu nehmen. Der Ehemann und seine beiden Kinder führten den Zug an. Erst in weitem Abstand folgten Decimus, Marcus und die anderen Bewohner der Stadt. Rowan und Gwyn hatten sich den Trauernden angeschlossen und bildeten das Schlusslicht.
    Kein Wort fiel, kein Lied wurde gesungen, alles vollzog sich in absoluter Stille, was die Situation für Gwyn noch bedrückender machte.
    Nach einer halben Stunde erreichten sie schließlich ein Gräberfeld, in dessen Mitte man einen Scheiterhaufen aufgeschichtet hatte. Auf ihm lag, in ein weißes Leichentuch gewickelt, die Tote.
    Decimus wollte vortreten, wohl um einige Worte des Trostes und des Gedenkens zu sagen, doch der Witwer schüttelte den Kopf. Stattdessen nahm er seine beiden Kinder bei der Hand und stellte sich vor den Scheiterhaufen, wo er sich zu ihnen hinabbeugte. Gwyn konnte nicht hören, was er ihnen sagte, doch fiel es ihm nicht schwer, es sich vorzustellen: dass ihre Mutter nun an einem besseren Ort war, an dem ihr niemand mehr etwas zuleide tun konnte. Einem Ort, von dem sie nie wieder zurückkehren würde.
    Gwyn rang mit den Tränen.
    Der Witwer nahm eine brennende Fackel und gemeinsam mit seinen Kindern entzündete er den Scheiterhaufen, der nach wenigen Momenten lichterloh brannte.
    Hätte er den Gral gehabt, könnten diese Kinder ihre Mutter wieder in die Arme schließen, dachte Gwyn verzweifelt. Und er könnte sich von seiner Schuld freikaufen. Das Sterben und all das damit verbundene Elend würde ein Ende haben. Trotzig zog er die Nase hoch. Das war es! Das war seine Aufgabe, der vorgezeichnete Weg, von dem Merlin gesprochen hatte, der so schrecklich sein konnte.
    Er musste den Gral finden, um die Welt zu heilen. Und um endlich seinen Seelenfrieden zu finden. Doch dazu musste Lancelot überleben. Sie mussten dringend weiter, denn die Zeit für den Todkranken wurde knapp.
    Gwyn zupfte Rowan am Ärmel. „Lass uns gehen“, sagte er.
    Rowan, der von der schlichten Zeremonie ebenfalls ergriffen war, nickte und gemeinsam gingen sie zu den Pferden. Sie warfen noch einen Blick auf die dunkle Rauchsäule, dann machten sie sich auf den Weg nach Glevum an der walisischen Grenze.

 
    Das Wüste Land
     
     
     
    Je weiter sie nach Norden kamen, desto weniger wusste man von Artur und seinen Taten. Es wurde schwieriger, bei Bauern Aufnahme zu finden oder auch nur Nahrungsmittel zu kaufen. Gwyn und Rowan waren froh, dass Marcus sie so großzügig mit Proviant ausgestattet hatte.
    Nachdem sie den Severn überquert und Glevum hinter sich gelassen hatten, verschlechterte sich das Wetter zusehends. Dunkle Wolken zogen auf und der beständige Wind wuchs sich zu einem Sturm aus, der jedoch keinen Regen brachte. Nach einigen Tagen mussten sie feststellen, dass sich ihre Lederflaschen leerten und es immer länger dauerte, bis sie eine Quelle oder einen Bach fanden.
    In der Nacht des dritten Tages suchten sie sich eine windgeschützte Stelle und wickelten sich in ihre Decken ein. An ein Feuer war gar nicht erst zu denken, dazu wehte der Wind zu stark.
    Gwyn fluchte. „Je weiter wir nach Norden kommen, desto unwirtlicher wird der ganze Landstrich. Die Flüsse trocknen aus, die Bäume verdorren, alles ist tot und staubig.“ Er setzte sich auf seine Decke und biss etwas von dem getrockneten Pökelfleisch ab, das ihnen Marcus mitgegeben hatte. „Man kann noch nicht einmal etwas essen, ohne dass einem der Sand zwischen den Zähnen knirscht“, sagte Gwyn und verzog angewidert das Gesicht.
    „Weißt du, an was mich das erinnert?“, fragte Rowan, als er sich neben Gwyn hinter einen Felsen hockte, um sich vor dem Wind zu schützen. „Die ganze Gegend ist genauso

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