Gwydion 02 - Die Macht des Grals
verdorrt wie der Landstrich um Tintagel, wo Mordred seine Burg errichtet hatte. Wenn wir weiterreiten, werden uns irgendwann die Vorräte ausgehen.“
„Du meinst, wir sollten umkehren?“
„Und einen anderen Weg suchen, ja.“
Gwyn schüttelte die Lederflasche, die so gut wie leer war, und legte sie wieder zurück. „Vielleicht hast du Recht. Unser Wasser reicht vielleicht noch ein oder zwei Tage.“
Rowan zog seine Decke enger um die Schultern. „Wenn es nur nicht so verdammt kalt wäre“, sagte er bibbernd. „Wer von uns beiden übernimmt die erste Wache?“
„Du“, sagte Gwyn.
„Soll mir recht sein“, erwiderte Rowan. „Dann werde ich dich um Mitternacht wecken. Und wehe, du hast bei Sonnenaufgang kein anständiges Frühstück gemacht.“
Gwyn drehte sich auf die Seite und zog sich die Decke über den Kopf. Vier Stunden Schlaf würden ihm bleiben, das musste reichen. Die letzten Nächte, in denen er kein Auge zugetan hatte, steckten ihm in den Knochen und so dauerte es nur wenige Atemzüge, bis er tief und fest schlief.
Es dämmerte bereits, als ihn Rowan am Arm rüttelte und aus dem Schlaf riss.
„Gwyn, wach auf! Schnell!“
Verwirrt öffnete Gwyn die Augen und richtete sich erschrocken auf.
„Was ist los? Warum ist es schon hell?“
„Verdammt noch mal, weil ich eingeschlafen bin“, rief Rowan. „Doch das ist nicht das Schlimmste. Unsere Pferde sind fort.“
Gwyn war auf einmal hellwach. „Was sagst du da?“
„Es ist alles weg“, sagte Rowan verzweifelt. „Die Pferde, das Wasser, unser Essen.“
Gwyn sprang auf und schaute sich um. Außer den Decken, in denen sie geschlafen hatten, war nichts mehr da. „Unsere Waffen!“, schoss es ihm durch den Kopf.
„Ebenfalls weg“, sagte Rowan niedergeschlagen. „Es ist alles meine Schuld. Wenn ich nicht eingenickt wäre…“
Gwyn warf die Decke zu Boden und lief zu der Stelle, an der die Pferde angebunden gewesen waren. „Hier sind Fußspuren!“, rief er, als er den Boden genauer untersuchte.
Rowan war weiß wie die Wand. „Dann haben uns Mordreds Männer doch noch gefunden“, sagte er.
„Und warum haben sie uns dann nicht einfach im Schlaf die Kehle durchgeschnitten?“
Rowan zuckte mit den Schultern. „Vielleicht, weil sie wussten, dass wir ohne Wasser und Nahrungsmittel in dieser Wüste sowieso keine Chance haben.“ Er stand auf. „Wir müssen umkehren. Vielleicht haben wir ja Glück und können unseren eigenen Spuren folgen.“
Der Wind blies noch immer so kalt und hartnäckig wie am Abend zuvor. Beide waren froh, dass ihnen wenigstens noch die Decken geblieben waren. Doch nach wenigen Schritten blieben sie stehen.
„Es hat keinen Zweck“, sagte Gwyn. „Alle Spuren sind verweht worden.“
„Dann müssen wir herausfinden, wo Süden ist“, sagte Rowan und schaute hinauf zum bleigrauen Himmel, an dem dichte Wolken den Blick auf die Sonne verwehrten.
„Ich weiß, dass das Moos an den Bäumen immer an der Nordseite wächst“, sagte Gwyn.
„Nur zu dumm, dass es hier keine Bäume, geschweige denn irgendetwas gibt, das auch nur entfernt an Moos erinnert.“
„Dann müssen wir raten“, sagte Gwyn. „Was sagt dein Gefühl, welche Richtung müssen wir einschlagen?“
Rowan drehte sich einmal im Kreis und zeigte schließlich auf eine Hügelkette, die einige Meilen von ihnen entfernt war. „Da lang“, sagte er. „Ich könnte schwören, dass wir diese Anhöhen gestern noch im Rücken hatten.“
„Dann los“, sagte Gwyn und stapfte voraus.
Es dauerte fast den ganzen Tag, bis sie den größten Hügel erklommen hatten und ihren Blick schweifen lassen konnten.
„Und was jetzt?“, fragte Gwyn.
Um sie herum erstreckte sich, so weit das Auge reichte, eine verdorrte, baumlose Landschaft, schmutzig braun und außer einigen verkrüppelten Sträuchern ohne jedes Leben. Selbst Vögel waren keine mehr zu hören.
„Ich verstehe das nicht“, sagte Rowan. „Ich könnte schwören, dass dies der richtige Weg war.“ Er kniff die Augen zusammen und suchte den Horizont ab. „Da hinten!“, rief er schließlich und zeigte auf einen Punkt jenseits der Bergkette, die sich zu ihrer Rechten erstreckte. „Siehst du das auch?“
„Ja“, sagte Gwyn vorsichtig. „Sieht aus wie eine Rauchsäule.“
„Wo Rauch ist, ist Feuer. Und wo Feuer brennt, leben auch Menschen“, rief Rowan.
„Aber das ist ein Zweitagesmarsch! Mindestens!“, rief Gwyn verzweifelt. „Bis dahin sind wir verdurstet!“
„Hast du
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