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Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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kühl.
    „Im Namen aller Ritter.“
    Sir Kay sprang auf und hieb mit der Faust auf den Tisch. „Nicht in meinem!“
    „Und damit wären wir beim eigentlichen Problem“, fuhr Gawain ungerührt fort. „Vielleicht solltet Ihr einmal weniger auf die Einflüsterungen Eures Hofmeisters hören und tatsächlich den Rat der gesamten Ritterschaft einholen. Denn sonst ist die Tafelrunde nichts anderes mehr als eine Versammlung alter Narren.“
    „Ihr redet schon wie dieser Verräter Urfin“, brüllte Sir Kay.
    „Der nur das ausgesprochen hat, was wir alle schon lange denken!“, kam es von Tristan zurück.
    „Das ist Hochverrat!“, schrie Sir Kay.
    „Macht Euch nicht lächerlich“, erwiderte Tristan. „Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich Camelot nur noch im Glanz vergangener Taten sonnt. Euch, Sir Kay, geht es doch um etwas ganz anderes. Lancelot hat um die Wiederaufnahme in die Tafelrunde gebeten. Ihr habt Angst, dass Euer alter Widersacher mit an diesem Tisch sitzen könnte!“
    „Wollt Ihr damit sagen, dass ich ein Feigling bin?“, zischte Sir Kay gefährlich.
    „Denkt, was Ihr wollt“, sagte Tristan und zuckte mit den Schultern. „Artur hat keinen Thronfolger außer einem größenwahnsinnigen Sohn, der eine Gefahr für alle ist, die sich in seiner Nähe aufhalten. Wir alle wissen von Euren Ambitionen, nach des Königs Tod Rowan auf den Thron zu setzen. Und um dem Ganzen einen Anstrich von Rechtmäßigkeit zu verleihen, tut Ihr alles, um ihn mit Prinzessin Aileen zu verbinden.“
    Sir Kays Gesicht wurde so fahl, dass seine Narbe rot leuchtete.
    „Aber wisst Ihr, eigentlich finde ich diese Idee gar nicht so schlecht“, fuhr Tristan ruhig fort. „Machen wir uns nichts vor, hier am Tisch sitzen nur Männer, deren beste Jahre schon lange vorbei sind. Wir sind alt. Ein Generationswechsel wäre die letzte Möglichkeit, dem drohenden Untergang Camelots zu entgehen. Und ich glaube auch, dass Rowan ein guter Herrscher wäre – gäbe es da nicht seinen machtbesessenen Vater, der ihm noch nicht einmal die Luft zum Atmen lässt.“
    Das war zu viel!
    Ehe jemand reagieren konnte, stand Sir Kay auf, zückte sein Schwert und sprang über den Tisch, um Sir Tristan die Klinge an die Kehle zu setzen. Doch bevor er zum tödlichen Stoß ansetzen konnte, war er von den anderen Rittern umringt, die nun ebenfalls ihre Waffe gezogen hatten.
    „Das ist genug!“, donnerte König Artur. „Sir Kay, nehmt sofort wieder Euren Platz ein.“
    Einen kurzen Moment schien es, als wolle Sir Kay nicht auf die Stimme seines Königs hören, doch dann steckte er mit einem verächtlichen Ausdruck auf seinem Gesicht das Schwert zurück.
    „Das gilt auch für alle anderen!“, brüllte der König.
    Nur zögerlich folgten die anderen dem Befehl und setzten sich wieder auf ihre Stühle.
    „Ihr Narren!“, rief der König aufgebracht. „Wollt Ihr den Sachsen etwa die Arbeit abnehmen und Euch gegenseitig umbringen? Ich werde diese leidige Diskussion um Lancelot ein für alle Mal beenden und ihm die Rückkehr an diesen Tisch verweigern.“
    „Das wird nicht gehen, Majestät“, meldete sich jetzt Merlin bedächtig zu Wort. „Wie Ihr wisst, ist Camelot eine Vereinigung von freien und gleichen Rittern. Wer aufgenommen werden will, muss die Mehrheit der Tafelrunde hinter sich haben. Eure Stimme allein genügt nicht, Majestät.“
    „Merlin hat Recht“, sagte Gawain. „Wer gegen die Aufnahme Lancelots ist, der bekenne sich dazu!“
    In Arturs Gesicht spiegelte sich namenlose Wut, doch dann hob er seine Hand. Schließlich tat es Sir Kay ihm gleich.
    „Wer ist dafür?“, fragte Gawain und reckte wie alle anderen Ritter auch seinen Arm in die Höhe. Ein Augenblick atemloser Stille trat ein, als sie sahen, dass auch Guinevra, die als Königin ebenfalls Sitz und Stimme in diesem Kreis hatte, für eine Aufnahme Lancelots stimmte.
    „Enthaltungen?“, fragte Gawain so leise, dass man ihn kaum hörte.
    „Ich enthalte mich“, sagte Merlin.
    „Damit ist Lancelot wieder ein Ritter der Tafelrunde“, erklärte Gawain.
    „Nein, das ist er noch nicht“, sagte Sir Kay. „Wenn Ihr Euch schon auf ungeschriebene Regeln beruft, solltet Ihr sie nicht nur zu Euren Gunsten auslegen. Derjenige, der aufgenommen werden will, muss die Ritter, die gegen ihn gestimmt haben, in einem Turnier besiegen.“
    „Das wäre eine neue Regel!“, rief Tristan empört.
    „Ja, aber nur, weil bisher jeder neue Anwärter einstimmig gewählt wurde“, sagte Gawain.

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