Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
Vom Netzwerk:
Tafelrunde beinahe zu einer tödlichen Auseinandersetzung gekommen war. Sir Kay hatte sich schon immer vom Rest der Ritterschaft fern gehalten. Deswegen fiel es auch nicht weiter auf, dass er sowohl Tristan als auch Gawain konsequenter denn je aus dem Weg ging.
    Es war Nachmittag. Gwyn hatte sich gerade auf den Weg zu seiner Stunde mit Katlyn gemacht, als er sah, wie eine erschreckend hagere Gestalt auf Merlin gestützt aus der Tür des Westturms trat und beim Anblick der untergehenden Sonne die Augen zusammenkniff. Der Wind hatte aufgefrischt und blies dem Mann ins Gesicht, woraufhin er lächelnd den Kopf in den Nacken legte, um sich ganz und gar diesem Erlebnis hinzugeben.
    Es dauerte einen Moment, bis Gwyn in dieser Gestalt Lancelot erkannte.
    Merlin winkte ihm fröhlich zu. „Nun, Gwydion, mein junger Freund? Was hältst du von den Fortschritten unseres Patienten? Für einen Mann, der schon mit einem Bein im Grab stand, macht sich Lancelot doch ganz gut.“
    Als Gwyns Name fiel, öffnete Lancelot die Augen und strahlte den Jungen an. „Es ist mir eine Freude, dich wiederzusehen.“ Er streckte seine knochige Hand aus, die Gwyn mit einem schüchternen Lächeln ergriff. „Wir waren gerade auf dem Weg zu Meister Arnold. Merlin fand, dass es an der Zeit sei, dass ich wieder etwas Fleisch auf die Rippen bekomme. Hast du Lust, uns zu begleiten?“
    „Es tut mir Leid“, sagte Gwyn bedauernd. „Aber ich werde bereits erwartet.“
    „Papperlapapp“, antwortete Merlin. „Ich habe mit Katlyn gesprochen und sie gefragt, ob der Unterricht heute ausfallen kann. Der Rest des Tages steht also zu deiner freien Verfügung.“
    „Nun, wenn das so ist“, antwortete Gwyn ein wenig irritiert. „Aber wie ich Euch kenne, sucht Ihr meine Gesellschaft nicht, um mir eine zusätzliche Mahlzeit zu verschaffen.“
    „Nein, es gibt tatsächlich einen Grund für diese Unterredung, Gwydion“, sagte Merlin aufgeräumt. „Doch lass uns darüber reden, wenn uns Meister Arnold eine seiner vorzüglichen Enten aufgetischt hat.“
    In der Tat hatte Meister Arnold alles für ein fürstliches Mahl vorbereitet. Auf dem blank gescheuerten Tisch in der Küche warteten nicht nur ein gebackener Vogel, sondern auch etliche Schalen mit Obst, Gemüse und Brot. In einer gläsernen Karaffe funkelte dunkler Wein. Drei Teller standen schon bereit. Meister Arnold hatte also gewusst, dass Merlin und Lancelot nicht alleine zum Essen erscheinen würden.
    Es waren Momente wie dieser, in denen Gwyn nicht wusste, ob er den Ratgeber des Königs wegen seiner Weitsicht bewundern oder seiner Art, andere Menschen wie Schachfiguren zu benutzen, hassen sollte. Offensichtlich war diese Unterredung mit Gwyn schon von langer Hand geplant worden.
    „Setz dich“, sagte Merlin und wies ihn an, auf der Bank durchzurutschen. Lancelot ließ sich ihm gegenüber nieder und schien bester Stimmung.
    „Sir Lancelot!“, rief Meister Arnold in seiner typischen, leicht unterwürfigen Art. „Darf ich auch im Namen aller anderen Bediensteten meine Freude darüber zum Ausdruck bringen, Euch endlich wieder auf Camelot begrüßen zu dürfen? Wir haben Euch vermisst.“
    „Ich müsste lügen, wenn ich sagte, mir ginge es genauso“, erwiderte Sir Lancelot höflich.
    „Wie belieben?“, fragte Meister Arnold irritiert.
    „Nun, mir ist es, als habe ich Euch erst gestern verlassen“, erklärte Sir Lancelot in Anspielung auf seinen Gedächtnisverlust.
    Meister Arnolds Miene hellte sich auf, als er Lancelots Bemerkung verstanden hatte und doch als Kompliment auffassen konnte. „Ich hoffe, es ist alles zu Eurer Zufriedenheit?“
    „Es ist wie immer alles bestens, Meister Arnold.“ Merlin goss etwas Wein in Lancelots Pokal und schenkte auch Gwyn reichlich ein. Sich selber bedachte er mit einem Becher Wasser.
    Der Küchenmeister verneigte sich beflissen und eilte mit stolzgeschwellter Brust davon.
    Lancelot beugte sich über den Tisch. „Um Himmels willen, wann hat er sich denn den Ranzen angefressen?“, raunte er überrascht.
    „Vierzehn Jahre sind eine lange Zeit und Camelot hatte einige sehr gute Jahre“, sagte Merlin und suchte sich aus der Obstschale mit spitzen Fingern einen schrumpeligen Apfel heraus, den er mit einem kleinen Messer zu schälen begann.
    „Habt Ihr schon die anderen Ritter gesehen?“ fragte Gwyn.
    „Heute Morgen haben sie mich besucht“, antwortete Lancelot grinsend. „Mit Ausnahme von Tristan sind alle ziemlich feist geworden. Ein Wunder, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher