Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
Vom Netzwerk:
überhaupt noch in den Sattel klettern können.“
    „Sie alle haben Mordred eine unglaubliche Schlacht geliefert und ihn in die Flucht geschlagen“, sagte Merlin, ohne von seinem Apfel aufzuschauen.
    „Und Ihr seid immer noch der alte Schulmeister, der es schafft, einen durch leise Bemerkungen auf seine Fehler aufmerksam zu machen. Ihr habt Recht, meine Worte waren schlecht gewählt.“ Er hob seinen Pokal und stieß mit Gwyn an. „Auf Merlin, Camelots wahren Herrscher.“
    Gwyn musste husten, als er sich vor Schreck an seinem Wein verschluckt hatte.
    „Ach Lancelot“, seufzte Merlin. „Ich bin froh, dass Ihr noch immer der Alte seid. Ganz ehrlich, ich habe Euren handfesten Humor wirklich vermisst. Brust oder Keule, Gwyn?“
    „Brust“, stotterte er und versuchte, die Weinflecken von seinem Rock zu wischen, womit er jedoch alles nur noch schlimmer machte.
    Merlin schaufelte ihm noch einen Berg Kohl auf den Teller und füllte seinen Becher wieder nach. „Wie du richtig vermutet hast, gibt es einen Grund, warum du mit uns an diesem Tisch sitzt“, sagte er und ermunterte Gwyn durch eine Geste, doch noch mehr zu trinken und endlich zu essen. „Nur eine kleine Formalie steht noch zwischen Lancelot und seinem Platz an der Tafelrunde: Er muss Sir Kay in einem Turnier besiegen.“
    Gwyn nahm noch einen Schluck von dem Wein.
    „Ich nehme an, du siehst, wo mein Problem liegt.“ Lancelot krempelte die Ärmel hoch und präsentierte seine knochigen Arme. „In meiner Verfassung kann ich froh sein, wenn ich mir ohne fremde Hilfe die Stiefel anziehen kann. Im Moment bin ich noch zu schwach, um ein Schwert in der Hand zu halten. Aber das soll sich ändern. Doch dazu brauche ich einen Knappen.“
    Gwyn hielt mit dem Kauen inne und schaute von Lancelot zu Merlin und wieder zurück. „Das kann nicht Euer Ernst sein“, stammelte er.
    „Merlin hat mir wahre Wunderdinge von dir berichtet. Es wäre mir eine Ehre, wenn du dich entschließen könntest.“
    Als Gwyn noch immer schwieg, ergriff der Ratgeber des Königs das Wort. „Es hat noch keinen Knappen auf Camelot gegeben, der auf längere Zeit ohne Herrn gewesen wäre. Natürlich kannst du Lancelots Angebot ausschlagen, doch dann müssen wir eine andere Aufgabe für dich in der Schmiede oder bei den Stallburschen suchen.“
    Gwyn erkannte sofort, dass es sich um einen Erpressungsversuch handelte. Und er wusste, dass er im Grunde keine andere Wahl hatte. Natürlich kam es für ihn nach allem, was er erlebt hatte, überhaupt nicht infrage, eine derartige Tätigkeit zu übernehmen, nur um weiter bei Hofe sein zu dürfen. Er nahm noch einen Schluck Wein, der ihm langsam angenehm zu Kopfe stieg, und spülte mit ihm den vorzüglich schmeckenden Entenbraten hinunter. „Die Ehre wäre ganz auf meiner Seite, Lancelot als meinen neuen Herren betrachten zu dürfen“, sagte er mit einem mulmigen Gefühl im Magen, das ganz bestimmt nicht auf das Essen zurückzuführen war.
     
     
    Am anderen Morgen erwachte Gwyn mit einem Kopfschmerz, als wollte sein Gehirn mit aller Macht die Grenzen des viel zu kleinen Schädels sprengen. Es war das erste Mal in seinem Leben gewesen, dass er Wein getrunken hatte. An viel konnte er sich nicht mehr erinnern, nur dass Arnold zweimal die Karaffe nachfüllen musste. Danach hatte sich der Mantel des Vergessens gnadenvoll über seine Erinnerung an den gestrigen Abend gelegt. Nur das Gefühl, irgendetwas unsagbar Törichtes angestellt zu haben, für das er sich eigentlich schämen müsste, war geblieben. Ächzend stand er auf und wankte mit unsicheren Schritten zu dem Wasserkrug, der immer neben der Tür stand.
    Samstag war der Tag, an dem die Knappen vom Unterricht befreit waren, um Kleidung und Waffen auszubessern, die im Verlauf der Woche unter dem strengen Regiment von Sir Kay und den anderen Rittern in Mitleidenschaft gezogen wurden. Das Wetter war schön und sie waren hinausgegangen, um ihre Arbeit an der frischen Luft zu verrichten.
    Als Gwyn vor die Tür trat, hob er die Hand, um sich vor der Sonne zu schützen, deren helles Licht wie tausend glühende Nadeln in seine Augen stach.
    „He, Jungs!“, hörte er eine Stimme, die wohl zu Cecil gehören musste. „Unser Tausendsassa ist von den Toten auferstanden.“ Gwyn blinzelte verwirrt und machte einen Schritt nach vorne, verpasste eine Stufe und schlug der Länge nach hin. Ein lautes Johlen brach los, als Orlando ihm auf die Beine half.
    „Mein lieber Mann. Wie mir scheint, wirkt Meister

Weitere Kostenlose Bücher