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Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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zusammengestoßen.
    „Oh, entschuldige“, murmelte Gwyn und half dem Mädchen die Bücher aufzuheben, die ihm aus der Hand gefallen waren. Sie bückten sich gleichzeitig nach einem Pergament und stießen dabei so schmerzhaft mit den Köpfen zusammen, dass Gwyn für einen kurzen Moment Sterne sah. Katlyn zog scharf die Luft ein und hielt sich die Stirn.
    „Es tut mir Leid“, stammelte Gwyn. „Alles in Ordnung?“ Er wollte die Beule untersuchen, doch sie drehte den Kopf weg.
    „Ist schon gut“, sagte sie. „Ich denke, wir sollten uns dort drüben an den Tisch setzen und umgehend mit dem Unterricht fortfahren.“
    Gwyn musste zugeben, dass er die Stunden mit Katlyn zusehends genoss. Sie war anders als jeder andere Mensch, dem er auf Camelot begegnet war. Hinter ihrer zurückhaltenden Art verbarg sich ein hellwacher Geist, der seine Umgebung klar und kritisch beobachtete, ohne Teil der täglichen Spiele und Intrigen zu sein, die das Leben auf Camelot mitbestimmten.
    Gwyn konnte verstehen, warum Merlin sie als Lehrerin ausgesucht hatte. Katlyn war geduldig, ausgeglichen und konnte mit einfachen Worten selbst die schwierigsten Dinge erklären. Wenn man sie nach ihrer Meinung fragte, bekam man eine offene Antwort, die aber stets so formuliert war, dass sie niemanden verletzte. Ansonsten kümmerte sie sich ausschließlich um ihre eigenen Angelegenheiten und ließ ihr Gegenüber nie erraten, was sie gerade dachte. Umso erstaunter war er, Katlyn heute als unkonzentrierte Lehrmeisterin zu erleben, die die ganze Zeit nachdenklich auf ihrer Unterlippe herumkaute. Schließlich legte er den Nagel neben die Schiefertafel und schaute sie prüfend an.
    „Irgendetwas bedrückt dich“, stellte er fest.
    Katlyn hob die Augenbrauen, als Gwyn sie mit diesen Worten aus ihren Gedanken riss.
    „Willst du es mir sagen? Vielleicht kann ich ja helfen.“
    „Ich mache mir Sorgen“, sagte sie schließlich. „Um den König. Um Guinevra. Und sogar um Aileen. Seit Lancelots Rückkehr ist König Artur nicht mehr der Alte. Er ist mürrisch, streitsüchtig und ungerecht geworden.“
    „Vielleicht hat er Angst, dass mit der Rückkehr seines ersten Ritters alte Wunden aufgerissen werden.“
    „Du weißt, was zwischen Lancelot und Guinevra vorgefallen ist?“
    „Nur das, was man sich bei Hofe erzählt.“
    Katlyn lächelte jetzt. „Und das sind meist irgendwelche Gerüchte, die selten der Wahrheit entsprechen.“ Sie hielt kurz inne, als wüsste sie nicht, wo sie beginnen sollte. „Es war zu einer Zeit, als Artur noch nicht der mächtige Herrscher war, der er heute ist“, begann sie. „Camelot war damals nur eine kleine hölzerne Festung auf den Ruinen eines römischen Tempels und die Tafelrunde eine unausgegorene Idee im Kopf eines kühnen jungen Königs, als Guinevra von einem Emporkömmling namens Malagant entführt wurde. Lancelot, der zu dieser Zeit dem Ruf der Tafelrunde gefolgt war, sah es als seine ehrenvollsten Aufgaben an, die Königin aus den Fängen dieses Kerls zu befreien – auch um sich so Arturs Versammlung freier Ritter zu empfehlen. Malagant war kein Gegner für ihn. Fast im Alleingang überrannte Lancelot seine Burg und brachte Guinevra zurück zu Artur. Seit dieser Zeit genoss er das Vertrauen des Königs und verdrängte so Sir Kay als engsten Gefährten.“
    „Das erklärt auch, warum ihn der Hofmeister so sehr hasst“, sagte Gwyn.
    „Rowans Vater wusste, dass er Lancelot niemals aus eigener Kraft aus der Position des Favoriten verdrängen konnte. Also suchte er nach Hinweisen für einen Verrat – und fand sie. Denn bei ihrer Befreiung hatte sich Guinevra unsterblich in Lancelot verliebt. Sir Kay setzte Spione auf Lancelot an, die genügend Verdachtsmomente für einen Ehebruch sammelten – eine schwerwiegende Verfehlung, besonders für eine Königin. Nur mit Mühe gelang es Merlin Artur davon zu überzeugen, dass Lancelots und Guinevras Schuld nicht erwiesen war und dass es demnach das Beste war, über die Affäre den Mantel des Schweigens zu breiten. Lancelot war sehr beliebt bei den anderen Rittern und ein Ausschluss aus der Tafelrunde hätte wohl das Ende von Camelot bedeutet. Jeder hätte zu Recht vermutet, dass Sir Kay diese Intrige gesponnen hätte. Stattdessen übertrug Artur seinem ersten Ritter eine Aufgabe, die ihn weit weg von Camelot führte.“
    „Die Suche nach dem Gral!“
    „Lancelot wusste, dass dies die einzige Möglichkeit war, ohne Schaden aus dieser Geschichte herauszukommen. Aber er

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