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Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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gegenseitig in die Seiten, als Gwyn mit seiner unappetitlichen Fracht an ihnen vorüberzog. Manche feuerten ihn sogar dabei an.
    Die anderen Knappen hatten ihren Spaß an diesem Spektakel. Niemand kam auf die Idee, ihm zu helfen, denn immerhin war Sir Kays Strafe zwar hart, aber gerecht, das musste sogar Gwyn zugeben.
    Er leerte die Eimer abseits beim ersten Wall aus und ging wieder zurück. Mittlerweile hatte sich der Hof weiter bevölkert, denn alle wollten sehen, wie tief ein Held fallen konnte. Gwyn blieb nichts anderes übrig, als diese Schmach ohne zu klagen über sich ergehen zu lassen.
    „Wie ich sehe, ist Sir Kay immer noch ein harter Knochen, der Freude empfindet, wenn er seine Schüler schinden kann.“ Gwyn blickte aus der Grube hinauf in das Gesicht von Sir Lancelot, der sich auf den Balken gesetzt hatte und seinen Knappen bei der wenig ruhmvollen Arbeit beobachtete.
    „Ich glaube, das war die Gelegenheit, auf die Sir Kay schon lange gewartet hat“, sagte Gwyn zwischen zwei Schaufeln. Seine Kleidung hatte mittlerweile die Farbe der Jauche angenommen. „Seit meiner Ankunft hat er mir immer wieder gezeigt, wie wenig er von mir hält.“
    „Da bist du in guter Gesellschaft“, sagte Sir Lancelot und stand auf. „Auch unser Verhältnis ist nicht gerade ungetrübt. Aber ich sage mir immer: Wer ihn zum Feind hat, kann kein schlechter Mensch sein.“
    Sir Lancelot verschwand kurz aus Gwyns Blickfeld und schob dann eine Schubkarre heran, in der eine weitere Schaufel lag. Bevor Gwyn etwas sagen konnte, war sein Herr zu ihm in die Grube gesprungen, sodass der Dreck aufspritzte und er endgültig besudelt war.
    „Ich denke, zu einem großen Teil bin ich dafür verantwortlich, dass du die Latrine ausleeren musst“, sagte Lancelot. „Das war meine Idee mit dem Wein. Merlin hatte mir erzählt, dass du dich wahrscheinlich weigern würdest, mein Knappe zu werden, und da wollte ich deine Entscheidung ein wenig beeinflussen.“
    „Das ist Euch vorzüglich gelungen“, erwiderte Gwyn, dessen Kopf noch immer schmerzte. „Ich werde jedenfalls für den Rest meiner Tage keinen Tropfen mehr anrühren.“
    „Das habe ich in deinem Alter auch gesagt. Doch der gute Vorsatz hat nicht lange gehalten. Zum Schluss habe ich mehr vertragen als Sir Gawain“, sagte Lancelot.
    „Mehr als Sir Gawain?“, fragte Gwyn. „Ihr macht Witze. Das ist unmöglich, will man nicht ernsthaft seine Gesundheit aufs Spiel setzen!“
    „Das habe ich dann auch gemerkt und trinke deswegen nur noch Dünnbier.“ Die Schubkarre war voll und Lancelot zog sich umständlich aus dem Loch. Dann reichte er Gwyn die Hand. „Nimmst du meine Entschuldigung an?“
    „Ja“, sagte Gwyn und ließ sich von Lancelot herausziehen. Dabei wäre der Ritter beinahe gestürzt.
    „Um Himmels willen, ich muss mich unbedingt um meine körperliche Verfassung kümmern“, sagte er ernst. „Wir haben nur noch zwei Monate Zeit, um uns auf das Turnier vorzubereiten.“ Er schnappte sich die beiden Eimer. „Nun, betrachten wir den heutigen Tag als Beginn meines Trainings.“
    Gwyn nahm die Schubkarre und folgte seinem neuen Herrn.
    Beim Anblick des ungleichen Paares verstummte jeder Spott. Als die anderen Knappen sahen, dass Sir Lancelot persönlich Gwyn bei seiner schmachvollen Aufgabe half, gaben sich Rowan, Orlando und Cecil einen Ruck. Sie eilten zum Zeughaus, versorgten sich mit Schaufeln und Eimern, um den beiden zu helfen.
    „So weit kommt es noch, dass wir uns von einem Ritter den Schneid abkaufen lassen“, raunte Rowan Gwyn zu, als sie sich in der Mitte des Burghofs trafen.
    „Danke“, sagte Gwyn erleichtert. „Sosehr ich mich darüber freue, dass mir Sir Lancelot unter die Arme greift, eine echte Hilfe ist er noch nicht.“
    „Keine Ursache“, entgegnete Rowan. „Es ist eine wunderbare Gelegenheit, meinem Vater zu zeigen, dass ich mit seinen Entscheidungen nicht einverstanden bin. Es wird Zeit, dass ich endlich lerne, meinen eigenen Weg zu gehen, auch wenn es alles andere als einfach sein wird. Aber das bin ich mir und Aileen schuldig.“
    Gwyn schwieg bei diesen Worten.
    „Sir Lancelot ist in einem erbärmlichen Zustand, wenn du mich nach meiner ehrlichen Meinung fragst“, sagte Rowan mit Blick auf den alten, hageren Ritter. „In der Verfassung wird er nie ein vollwertiges Mitglied der Tafelrunde.“
    „Nein“, stimmte Gwyn zu. „Dein Vater wird ihn bei dem Turnier töten.“
    „Das darf er nicht, es ist gegen die Regeln“, sagte Rowan.

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