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Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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er.
    „Nein“, sagte Lancelot bestimmt. „Es wäre nicht klug, wenn ich und die Königin alleine in einem Raum wären.“
    „Wie Ihr wünscht.“
    Sir Lancelot stand auf und sank vor Guinevra auf die Knie. „Meine Königin.“
    „Seid nicht töricht“, sagte sie und zog ihn wieder hoch. „Wir kennen uns schon so lange, da bedarf es dieser Hoheitsbezeugungen nicht.“
    Hastig schob Gwyn einen Stuhl heran, vollkommen berauscht von der Anmut ihrer Erscheinung.
    „Ihr seht schrecklich aus, Sir Lancelot“, sagte sie, als sie Platz genommen hatte.
    „Und Ihr strahlt immer noch wie der junge Morgen.“
    „Eine schmeichelhafte Lüge“, sagte sie und lächelte. „Die Tage, die mir noch verbleiben, sind weitaus geringer als die, die hinter mir liegen. Ihr verwechselt den Aufgang der Sonne mit ihrem Untergang.“
    Gwyn bemerkte den Blick in ihrer beiden Augen und erkannte ohne Zweifel, dass die Königin und ihren Ritter etwas verband, was tiefer als normale Freundschaft ging. Gwyn begab sich zum Fenster und versuchte, sich unsichtbar zu machen.
    „Merlin erzählte mir, dass Ihr vollkommen genesen seid.“
    „Nun, ich bin in der Lage, ohne Hilfe meine Mahlzeiten zu mir zu nehmen. Es geht also bergauf.“
    „Fühlt Ihr Euch dem anstehenden Turnier gewachsen?“
    „Nein“, gab Lancelot zu. „In meinem Zustand werde ich für Sir Kay kein ernst zu nehmender Gegner sein. Aber bis zum Johannistag sind es noch zwei Monate. Mit Gwyns Hilfe werde ich wieder auf die Beine kommen.“
    „Dessen bin ich mir sicher. Ihr habt einen tüchtigen Knappen.“
    „Obwohl er derlei Lob nicht gerne hört. Wie geht es dem König?“ wechselte Lancelot das Thema.
    Guinevra warf einen kurzen Blick auf Gwyn, als überlegte sie, was in der Gegenwart des Knappen ausgesprochen werden durfte und was nicht. „Das Regieren ist nicht einfacher geworden“, sagte sie schließlich. „Die Welt verändert sich und auch Camelot bleibt davon nicht unberührt. Die Sachsen werden zu einer immer größeren Gefahr, nicht zuletzt seit Mordreds Rückkehr, der ein Bündnis mit ihnen geschmiedet hat, um Artur vom Thron zu stoßen. An der Mündung des Ouse treffen unablässig Schiffe aus den Ländern jenseits des östlichen Meeres ein und führen dem Reich der Sachsen immer mehr Krieger zu.“
    „Vortigern war ein Narr gewesen, sie als Söldner ins Land zu holen“, sagte Lancelot finster. „Damit hat er den Untergang der keltischen Reiche besiegelt, die bereits unter der römischen Herrschaft viel von ihrer Macht eingebüßt haben.“
    „Deswegen hofft Artur mehr denn je, den Gral zu finden“, sagte Guinevra.
    „Er sollte sich nicht zu sehr darauf verlassen. Wir müssen immer mehr davon ausgehen, dass der Kelch des letzten Abendmahls nur in alten Legenden existiert.“
    „Und das sagt ausgerechnet Ihr, der dem Gral so nah wie kein anderer gekommen ist?“
    „Aber ich habe ihn nicht. In Dinas Emrys befanden sich nur König Brans Knochen. Und das wissen wir nur, weil zwei unerschrockene Knappen ausgezogen sind, um mein Leben zu retten.“
    Guinevra seufzte. „Es ist unhöflich, über andere in ihrer Anwesenheit zu sprechen. Warum setzt du dich nicht endlich zu uns und hörst auf, so zu tun, als würdest du nicht zuhören, Gwydion.“
    „Hoheit, ich glaube nicht, dass mich Eure Unterredung etwas angeht“, sagte Gwyn unbehaglich.
    „Du hast mehr als einmal deine Treue unter Beweis gestellt“, erwiderte Guinevra. „Und da deine Anwesenheit aus Gründen der Schicklichkeit nun einmal erforderlich ist, brauchen wir dieses alberne Versteckspiel nicht mehr zu spielen. Setz dich zu uns und erzähle, was sich zugetragen hat.“
    Also berichtete Gwyn von seiner Reise nach Wales, ihrem Abstecher nach Aquae Sulis und der Begegnung mit dem blinden General Decimus Aemilius, der die letzten Reste der römischen Zivilisation an der Mündung des Avon vor dem Untergang zu bewahren versuchte. Besonders die Beschreibung des Wüsten Landes, in dessen Herzen sich Dinas Emrys befand, weckte das Interesse der Königin. Als Gwyn schließlich auf die Festung von Goon Desert zu sprechen kam, unterbrach sie ihn.
    „Und diese Burg wurde vor vierzehn Jahren von Mordred zerstört?“
    Gwyn nickte. „Die Dorfbewohner erzählten uns, dass es zu Zeiten des ersten Krieges geschehen sei. Mordred hatte die Burg heimgesucht, weil er dort wohl den Gral vermutete. Doch er zog mit leeren Händen wieder ab und zerstörte die Feste mit Ausnahme des Palas. Dort fanden Rowan und ich

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