Gwydion 03 - König Arturs Verrat
glaubt, was ich Euch gerade übermittelt habe, könnt Ihr ihn gerne bei seinen Regierungsgeschäften stören. Seid aber versichert, dass Artur nicht besonders guter Laune ist.“
„Ist er nicht?“ kam es stotternd zurück.
„Nein, ganz und gar nicht!“
„Ganz und gar nicht…“ Meister Arnold schluckte. „Dann werde ich wohl am besten die Speicher öffnen.“
„Ja.“
„Und einige junge Burschen anheuern, die mir bei der Verteilung der Nahrungsmittel helfen müssen.“
„Ja.“
„Das wird schwierig. In der letzten Zeit sind mir hier in Camelot die Bediensteten abhanden gekommen.“
„Herrgott, dann geht nach Cadbury. Sucht Euch neue. Und behandelt sie besser als die anderen, dann bleiben sie vielleicht auch.“
Meister Arnold stand jetzt der Schweiß in dicken Perlen auf der Stirn. Er nickte hastig und wollte gehen, aber Lancelot hielt ihn fest. „Wartet, ich bin noch nicht fertig. Mein Knappe und ich brechen heute nach Norden auf.“
„Oh.“ Ein Anflug von Hoffnung huschte über Arnolds Gesicht. „Wie lange werdet Ihr weg sein?“
„Zwei, vielleicht drei Wochen.“
„Dann werde ich eilig den Proviant für Euch vorbereiten.“
„Tut das. Und wenn Ihr glaubt, Ihr müsstet in unserer Abwesenheit meine Befehle nicht befolgen, dann seid auf der Hut. Sir Tristan wird ein Auge auf Euch werfen.“
Meister Arnold wurde schlagartig blass. „Niemals käme es mir in den Sinn, ungehorsam zu sein. Ihr werdet bei Eurer Rückkehr sehen, dass alles zu Eurer Zufriedenheit geregelt wurde.“ Er verneigte sich hastig und eilte so schnell davon, wie seine kurzen Beine es erlaubten.
„Am liebsten würde ich diesem verlogenen Kerl unter der Linde den Prozess machen“, sagte Lancelot, als er Gwyn neben sich bemerkte. „Ich habe Hinweise darauf erhalten, dass er die Vorräte für teures Geld an die Sachsen verkauft, um sich so an ihrer Not auch noch zu bereichern. Gestern Nacht ist das erste Kind an Entkräftung gestorben. Die Stimmung ist kurz vor dem Kippen. All das Vertrauen in uns, das wir nach der letzten Schlacht aufgebaut haben, macht dieser gierige Dummkopf in kürzester Zeit zunichte. Ich hoffe, dass sich das nicht eines Tages rächen wird.“
„Ich muss Euch etwas zeigen“, sagte Gwyn und setzte sich an den großen Tisch, um die römische Karte auszubreiten.
Lancelot stieß einen leisen Pfiff aus. „Ich bin beeindruckt. Darf ich fragen, wie so ein Schatz in deinen Besitz gelangen konnte?“
„Als Rowan und ich von Merlin nach Wales gesandt wurden, um ein Heilmittel für Euch zu besorgen, trafen wir auf die Reste der Sechsten Römischen Armee. Ihr General hat uns die Karte geschenkt.“ Gwyn drehte sie so, dass Sir Lancelot sie besser sehen konnte. „Hier im Süden liegt Camelot. Caer Goch liegt relativ weit im Norden an der Küste.“
Lancelot deutete auf eine gestrichelte Linie, die verschiedene Punkte miteinander verband. „Ich vermute, dass dies eine der alten Römerstraßen ist.“
Gwyn nickte und war auf einmal ganz aufgeregt. „Ich habe festgestellt, dass Chulmleigh auf dem Weg zu Sir Kays Stammsitz liegt.“
„Chulmleigh?“
„Das ist der Ort, an dem sich das Grab meiner Mutter befindet!“ Gwyn schaute sich hastig um, öffnete sein Hemd und gab den Blick auf sein Medaillon frei.
Lancelots Hand schnellte vor, um das Hemd wieder zu schließen. „Bist du verrückt? Wenn jemand dein Geheimnis erfährt, bist du deines Lebens nicht mehr sicher!“, zischte er Gwyn an.
„Vielleicht finden wir dort einen Hinweis auf den Gral“, flüsterte Gwyn hastig.
„Gwyn, wir haben nicht viel Zeit. Wir müssen Rowan finden und ihn nach Camelot zurückbringen.“
„Nur einen Tag“, flehte Gwyn. „Als Valeria von Dinas Emrys geflohen war, verlor sich ihre Spur. Erst in Chulmleigh tauchte sie wieder auf. Ich frage Euch: Was war in der Zwischenzeit geschehen? Wenn sich der Gral irgendwo befindet, dann hier!“ Er tippte mit dem Finger auf das Dorf im Grenzgebiet zu Wales. „Sollte es uns gelingen, den Weg meiner Mutter zurückzuverfolgen, werden wir auch endlich den Schatz finden, nach dem Artur schon so lange sucht!“
Sie hörten ein Räuspern und Gwyn faltete schnell die Karte zusammen. Lancelot wirbelte herum und funkelte Meister Arnold wütend an.
„Nichts für ungut“, sagte der dicke Mann und wich einen Schritt zurück. Dann stellte er zwei Beutel ab. „Ich bringe Euch nur Eure Verpflegung.“ Meister Arnold knetete nervös die Hände. „Dann wünsche ich den Herren
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