Gwydion 03 - König Arturs Verrat
bat Gwyn. „Ich glaube, wir werden noch lange unterwegs sein, vielleicht werdet Ihr sie ja doch noch zu Ende erzählen können.“
Lancelot stopfte sich eine besonders dicke Himbeere in den Mund. „Dann muss ich bei Uther Pendragon beginnen, Arturs Vater, der Vortigern vom Thron stieß. Uther Pendragon bedeutet so viel wie Schreckliches Drachenhaupt und nach allem, was man von ihm weiß, war er ein recht unangenehmer Mensch. Auf dem Schlachtfeld zeichnete er sich durch besondere Brutalität und Rücksichtslosigkeit aus. Und auch in Friedenszeiten war er es gewohnt, sich einfach alles zu nehmen, was er haben wollte. Als er sich in Londinium zum König ausrufen ließ, lud er auch Herzog Gorlois von Cornwall ein. Nun hatte der Herrscher der Cornen eine wunderschöne Frau namens Ygerna, und es kam, wie es kommen musste: Uther wollte diese Frau haben.“
„Aber sie war doch verheiratet!“, entfuhr es Gwyn.
„Natürlich war sie das“, sagte Lancelot. „Aber das hat Arturs Vater nicht gestört. Noch am Abend vor der Krönung machte er Ygerna ein Angebot, das sie natürlich ausschlug. Und nicht nur das, sie berichtete auch ihrem Gemahl davon, der noch am selben Abend wieder nach Dundagil abreiste – eine Schmach, die Uther nicht auf sich sitzen lassen konnte, zumal der Herzog von Cornwall zu diesem Zeitpunkt seinen Treueid noch nicht geleistet hatte. Und so zog er in den Krieg gegen Herzog Gorlois.“
„Oh“, sagte Gwyn. „Und das alles wegen einer Frau, die bereits in festen Händen war?“
„Das war noch nicht alles. Der Krieg verlief nämlich nicht so, wie Uther sich das vorgestellt hatte. Er war mit seiner ganzen Armee angerückt, doch es half alles nichts: Herzog Gorlois hielt sich ziemlich wacker und bot dem liebestollen König erfolgreich die Stirn.“
„Also zog Uther wieder ab?“
„Nun ja, jeder andere hätte versucht, sich ehrenvoll aus der Affäre zu ziehen, aber Uther Pendragon war ein Dickkopf. Also bat er seinen Ratgeber Merlin um Hilfe.“
„Merlin!“, rief Gwyn. „Ich habe schon davon gehört, dass er Arturs Vater gedient haben soll.“
„Nicht nur ihm, sondern auch Vortigern, aber das ist eine andere Geschichte. Man erzählt sich vieles über Merlin, so auch, dass er in die Zukunft schauen kann und die Magie beherrscht. Es heißt auch, dass er einen Trick anwandte, damit Uther doch noch seine Ygerna in die Arme schließen konnte. Er gab Arturs Vater einfach die Gestalt des Herzogs von Gorlois, er selbst verwandelte sich in einen Diener. Sie warteten ab, bis der echte Herzog aufgebrochen war, um seine Truppen zu inspizieren, und ritten dann nach Dundagil, wo sie ohne Schwierigkeiten eingelassen wurden. Und auch Ygerna ließ sich täuschen, denn sie glaubte, dass sie in dieser Nacht von ihrem Gemahl besucht wurde. Der echte Herzog geriet in jener Nacht in einen Hinterhalt, den ihm Pendragons Truppen stellten, und fiel. Als die Nachricht vom Tod des Gatten Dundagil erreichte, lag Uther in der Gestalt des Herzogs noch im ehelichen Bett. Natürlich war die Verwirrung groß. Der falsche Gorlois brach mit dem Vorwand auf, das Missverständnis auszuräumen und mit Uther Frieden zu schließen.“
„Was nicht besonders schwierig gewesen sein dürfte“, sagte Gwyn und schüttelte den Kopf.
„Aber es kommt noch besser, denn mit dem Tod des Herzogs hatte auch Uther freie Bahn. Und diesmal war Ygerna einer Verbindung nicht abgeneigt. Neun Monate nach der erschlichenen Liebesnacht wurde Artur geboren. Aus Ygernas Ehe mit Gorlois stammt Arturs Halbschwester Morgan, die damals drei Jahre alt war.“
Gwyn bekam große Augen. „Mordreds Mutter!“
„In der Tat, Morgan, die Herrin von Avalon, dem keltischen Totenreich. Sie hat Artur mehr als einmal in arge Bedrängnis gebracht. Uther hatte zwar bekommen, was er wollte, doch er führte bis zu seinen letzten Tagen ein glückloses Leben. Nur einmal noch bäumte er sich auf, als er gegen die Sachsen zu Felde zog und sie vernichtend schlug. Die Rache der Verlierer war fürchterlich. Als Bettler verkleidete Spione vergifteten seinen Brunnen. Hundert Menschen, unter ihnen auch Uther Pendragon, starben einen qualvollen Tod.“
„So lange reicht der Hass gegen die Sachsen zurück? Umso mehr wundert es mich, dass Artur ihnen nach der Schlacht mit Mordred die Hand reichte. Aber sagt, der Name Dundagil kommt mir irgendwie bekannt vor.“
„Dundagil ist der alte Name von Tintagel“, sagte Lancelot und lächelte, als er Gwyns erstauntes Gesicht
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