Gwydion 03 - König Arturs Verrat
hatte.
„Ich möchte Euch bitten, die schmutzige Kleidung in den Korb bei der Tür zu werfen. Ich habe Euch dort hinten saubere Sachen zurechtgelegt. Wenn Ihr erlaubt, werde ich mich weiter um die Zubereitung des Mahls kümmern.“ Sie ließ ihre Gäste allein.
„Ein heißes Bad!“, stöhnte Gwyn. „Davon habe ich seit Tagen geträumt.“
Und auch Lancelot schien froh zu sein, endlich aus den nassen Sachen zu kommen. Nachdem sie sich eine halbe Stunde im warmen Wasser entspannt hatten, trockneten sie sich ab, zogen die wollenen Röcke an, die Mara zuvor für sie bereitgelegt hatte, und begaben sich auf die Suche nach der Küche.
„Ich habe so etwas noch nie gesehen“, sagte Lancelot, als sie hinaus in die Eingangshalle traten. An den Wänden hingen kostbare Teppiche, die ganze Geschichten in Bildern zu erzählen schienen. Auf dem Boden stapelten sich Kisten mit Krügen, Vasen und Geschirr. Andere waren vollgepackt mit Stapeln von Büchern und Manuskripten. „Es sieht so aus, als bereite man gerade einen Auszug vor.“
„Das glaube ich nicht“, sagte Gwyn und untersuchte eine reich verzierte Silberplatte. „Schaut her, an diesem Stück klebt noch Erde. Es scheint, als habe man viele der Sachen erst vor kurzer Zeit ausgegraben.“ Er nahm ein stockfleckiges Buch in die Hand. „Galen von Pergamon… Was würde Katlyn darum geben, dieses Werk in ihrem Besitz zu wissen.“
Lancelot nahm Gwyn das Buch aus der Hand und schlug es auf. „Hier ist das Siegel des letzten römischen Kaisers.“ Er hob die Augenbrauen. „Ich frage mich, wie es Teile seiner Bibliothek ausgerechnet hierher nach Chulmleigh verschlagen hat.“
„Es ist serviert.“
Gwyn und Lancelot wirbelten herum. Hinter ihnen stand Mara, die sich ihnen lautlos genähert hatte. Als sie das Buch in Lancelots Hand sah, runzelte sie die Stirn.
„Verzeiht mir“, sagte Lancelot ein wenig betreten und legte es wieder zurück in die Kiste. „Wir wollten nicht unhöflich sein.“
„Darf ich fragen, wie diese Schätze in Euren Besitz gekommen sind?“ fragte Gwyn und erntete für seine Neugierde einen finsteren Blick von Lancelot.
„Mein Herr wird Euch morgen gerne diese und alle anderen Fragen beantworten.“
„Er leistet uns bei Tisch keine Gesellschaft?“, fragte Lancelot verwundert.
„Ich soll Euch ausrichten, dass Sir Gore untröstlich ist, aber wichtige Geschäfte halten ihn davon ab, Euch standesgemäß zu begrüßen. In der Zwischenzeit sollen die Herren sich auf Chulmleigh Keep wie zu Hause fühlen. Wenn Ihr mir also bitte folgen wollt?“
Sie führte Lancelot und Gwyn in eine Halle, die fast so groß wie der Schlafsaal der Knappen auf Camelot war. In einem schweren Kamin an der Stirnseite loderte ein Feuer und verbreitete eine wohlige Wärme. Der Marmorboden war mit weichen Fellen ausgelegt. Zahlreiche Kerzen und Öllampen tauchten den Raum in ein angenehmes Licht. Im Gegensatz zur Eingangshalle und dem Bad schmückten hier jedoch keine Teppiche und Fresken die Wände. Sie wurden stattdessen von Regalen gesäumt, die weit hinauf bis zur hohen Decke reichten. Darauf standen wertvolle Gläser und Karaffen, Büsten und kleine Statuen, Schatullen und Vasen. Und immer wieder Bücher, Bücher und nochmals Bücher. Ihren Augen bot sich ein unermesslicher Schatz, auch für Camelots Verhältnisse. Mara deutete auf einen riesigen Tisch aus schwarzem Holz, auf dem einige Platten mit Fleisch, Brot, Obst und Gemüse standen.
„Ich hoffe, dass Ihr die Kargheit dieses Mahles nicht als beleidigend empfindet.“ Sie deutete auf eine Glocke. „Solltet Ihr noch Wünsche haben, so klingelt nach mir.“ Sie verneigte sich knapp und schloss die Tür hinter sich.
Lancelot und Gwyn ließen sich an den zwei eingedeckten Plätzen nieder. Gwyns Augen wurden groß, als er seinen Teller genauer betrachtete. Er hob ihn hoch. „Du meine Güte, ist der schwer. Aus was für einem Metall ist er gefertigt? Messing?“
Lancelot schüttelt langsam den Kopf, als er das Geschirr genauer untersuchte. „Nein“, sagte er heiser. „Das ist Gold.“
„Oh“, sagte Gwyn nur. Er wusste nicht warum, aber auf einmal fühlte er sich sehr unbehaglich. „Dieser Sir Gore scheint sehr reich zu sein.“
Lancelot stellte seinen Teller wieder hin. „Nun, das mag er in der Tat sein. Aber ich habe Hunger und werde mich durch derlei Dinge nicht beeindrucken lassen.“
Das Essen war vorzüglich und noch besser war der Wein. Gwyn trank nur ein Glas, doch das reichte schon
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