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Gwydion 03 - König Arturs Verrat

Titel: Gwydion 03 - König Arturs Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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spielen eine Rolle in einem größeren Plan.“
    „Einem größeren Plan?“, fragte Gwyn, der nicht verstand, worauf Sir Gore hinauswollte.
    „Dem Streben nach Vollkommenheit“, antwortete Sir Gore leichthin. Als er die Ratlosigkeit in den Gesichtern seiner Gäste bemerkte, lachte er. „Fragt Ihr Euch nicht, warum wir hier sind?“
    „Weil Gott uns einen Platz in der Welt zugewiesen hat?“, sagte Gwyn, dem die Worte seines Pflegevaters, Do Griflet, wieder in den Sinn kamen.
    „Richtig. Aber es muss fürwahr ein grausamer Gott sein, der seine Kreaturen einfach nur ins Leben wirft, um sich daran zu ergötzen, wie sie um ihr tägliches Brot kämpfen. Ich glaube, Er hat etwas ganz Besonderes mit uns im Sinn. Er möchte, dass wir uns entwickeln, Ihm gleich werden, damit wir eines Tages Seine wahre Pracht erkennen. Deswegen gibt es die Kunst und die Wissenschaft. Sie werden uns eines Tages zur wahren Göttlichkeit führen, davon bin ich fest überzeugt.“
    Gwyn verstand kein Wort von dem, was Sir Gore ihnen erzählte, doch sein Herr schien Gefallen an der Unterhaltung zu finden.
    „Ein interessanter Gedanke“, sagte Lancelot, der sich aus einer Schale mit Obst einen Apfel genommen hatte und ihn nun mit einem kleinen Messer vorsichtig schälte. „Aber warum sollten wir wie Gott werden?“
    „Weil Er uns braucht, damit Er nicht allein ist.“
    „Ich kenne einen Priester in Cadbury, der würde Euch für diese Worte auf der Stelle exkommunizieren“, sagte Lancelot mit einem amüsierten Lächeln.
    „Das wäre schade, denn auf meine Weise bewahre ich Gottes Schöpfung. Er wirkt durch uns, das wird auch Euer engstirniger Priester nicht leugnen können.“ Sir Gore stand auf und zog aus dem Regal eine kleine Handschrift. „Nehmen wir zum Beispiel dieses Buch. Mit ihm halte ich ein Teil Gottes in der Hand!“
    „Was ist es?“, fragte Lancelot.
    Sir Gore schaute auf den Einband. „Antigone von Sophokles.“
    „Sophokles war kein Christ.“
    „Wir sind alle Kinder Gottes“, lachte Sir Gore. „Ob getauft oder ungetauft.“ Er stellte das Buch wieder zurück.
    „Ihr durchstreift also das Land nach Kunstschätzen“, sagte Gwyn.
    „Bilder, Skulpturen, Handschriften. Alles, was von der Schaffenskraft des Menschen kündet. Und ich suche nicht nur nach Dingen aus der Zeit der Römer, obwohl sie das reichste Erbe hinterlassen haben. Da sind die Cornen, Pikten, Jüten, Kelten“, er warf hilflos die Arme in die Luft, „und andere Völker, so alt, dass man sich nicht mehr an ihre Namen erinnert und deren Zeugnisse tief in der Erde verscharrt sind.“
    „Herr…“
    Gwyn drehte sich um. Hinter ihnen stand Mara in der Tür.
    „Ja, was ist?“, fragte Sir Gore ärgerlich.
    „Es gibt etwas, was Eurer Aufmerksamkeit bedarf.“
    „Kann das nicht warten?“
    Mara schüttelte den Kopf.
    Sir Gore seufzte. „Verzeiht, doch die leidige Pflicht ruft. Aber wenn Eure Neugierde geweckt sein sollte, so fühlt Euch frei, das Haus und seine Schätze zu erkunden.“ Mit diesen Worten erhob er sich von seinem Stuhl.
    „Habt Ihr keine Angst, dass wir etwas stehlen könnten?“, platzte Gwyn heraus, der an die goldenen Teller denken musste.
    „Aber ich bitte Euch, einem Ritter der Tafelrunde und seinem ruhmreichen Knappen käme derlei niemals in den Sinn.“ Er gab Gwyn einen Klaps auf die Schulter. „Außerdem würde ich es sofort bemerken, wenn etwas fehlt.“ Mit diesen Worten ließ er die beiden allein.
    Lancelot trat ans Fenster und schaute hinaus. Draußen goss es noch immer in Strömen.
    „Was haltet Ihr von unserem Gastgeber?“, wollte Gwyn wissen.
    „Ein interessanter Mann“, sagte Lancelot. „Belesen, kultiviert. Es gibt nicht mehr viele wie ihn.“ Er richtete die Augen zum grauen Himmel. „Verdammt, es scheint, als würde der Regen nie mehr aufhören wollen.“
    „Vielleicht sollten wir Sir Gores Einladung folgen und uns tatsächlich ein wenig umschauen“, schlug Gwyn vor.
    Lancelot seufzte. „Ja, vielleicht hast du Recht. Dieses untätige Herumsitzen macht mich wahnsinnig.“
    Sir Gores Anwesen war in der Tat riesig. Es stellte sich heraus, dass Chulmleigh Keep keine Burg im eigentlichen Sinne war. Viele Gebäude wie das Haupthaus waren erst in jüngerer Zeit errichtet worden. Nur die Umfriedung und der alles überragende Turm, der hinter einem Schleier aus Nebel und Regen verschwand, schienen zu der ursprünglichen Anlage zu gehören. Im Erdgeschoss des Hauptgebäudes, wo auch Sir Gores Privatgemächer

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