Gwydion 03 - König Arturs Verrat
Excalibur.
Ankunft in Chulmleigh
Gwyns Hoffnung auf die Fortsetzung von Arturs Geschichte wurde enttäuscht. Als sie am nächsten Morgen aufgebrochen waren, hatte sich das Wetter zusehends verschlechtert und damit auch Sir Lancelots Laune. Drei Tage ritten sie nun durch den strömenden Regen und schliefen in ihren nassen Sachen. Und es wurde noch schlimmer.
Die Temperaturen sanken. Sturmböen peitschten sintflutartigen Regen über das Land, sodass schon bald die ersten Bäche und Flüsse über ihre Ufer traten. Seit Tagen hatten sie kein Feuer mehr machen können. Immer wieder mussten sie die Karte zurate ziehen, um einen neuen Weg zu finden. Chulmleigh konnte nicht mehr weit sein.
Gwyn fiel es zusehends schwerer, sich im Sattel zu halten. Mal fror ihn erbärmlich, dann war ihm von einem Moment auf den anderen glühend heiß. Voller Wehmut dachte er an sein warmes Bett.
Lancelot, der die ganze Zeit vorangeritten war, blieb nun immer häufiger stehen, um auf Gwyn zu warten. „Alles in Ordnung mit dir?“ fragte er besorgt.
„Es geht schon“, murmelte Gwyn. Lancelot wandte den Blick gen Himmel und verzog das Gesicht.
„Es sieht nicht so aus, als würde sich das Wetter in nächster Zeit zu unseren Gunsten verändern.“
Erste Blitze zerrissen den Himmel. Der Donner wurde lauter und folgte in immer kürzeren Abständen. „Kopf hoch. Wenn die Karte deines römischen Generals stimmt, werden wir Chulmleigh noch vor Sonnenuntergang erreichen.“
„Sonnenuntergang? Wovon redet Ihr? Ich habe das Gefühl, dass die Sonne heute überhaupt noch nicht aufgegangen ist!“
Doch Lancelot sollte Recht behalten. Als das Grau des Tages sich in ein bleiernes Zwielicht verwandelte, entdeckten sie hinter einer Furt die ersten schäbigen Bauernkaten. Das Wasser reichte ihren Pferden bis an den Bauch. Hätten sie den Fluss erst am nächsten Tag erreicht, wäre der Übergang unpassierbar gewesen.
Das also war Chulmleigh, dachte Gwyn. Das Dorf sah auch nicht viel besser als Redruth aus. Nein, eigentlich war es sogar noch schäbiger. Die Hütten waren in einem erbärmlichen Zustand. Viele der strohgedeckten Dächer hielten den Regen kaum ab. An den meisten Häusern war großflächig der Lehm weggebrochen, sodass das darunter liegende Weidengeflecht zum Vorschein kam. Niemand war auf der Straße. Nur einem dreibeinigen schwarzen Hund, der die beiden neugierig beobachtete, schien der Regen nichts auszumachen. Als sie langsam die Dorfstraße hinabritten, erschienen in den Fenstern ausgemergelte Gesichter, doch bevor Lancelot die Frage nach einer Unterkunft stellen konnte, wurden ihnen die Fensterläden vor der Nase zugeschlagen.
„Welch liebreizender Ort“, sagte Lancelot grimmig. Mittlerweile war es so dunkel geworden, dass nur die immer häufiger aufzuckenden Blitze für einen kurzen Moment den Weg erhellten.
„Schaut, dort oben!“ Gwyn zeigte auf einen Hügel, der das Dorf im Osten überragte. „Dort oben brennt ein Licht!“
Wieder ein Blitz, gefolgt von einem krachenden Donner.
„Sieht wie eine Burg aus“, sagte Sir Lancelot. „Nun, wie dem auch sei: Wir befinden uns hier immer noch im Reich König Arturs. Wer immer der Herr dieses bezaubernden Landstrichs sein mag, er muss uns Einlass und Unterkunft gewähren.“
Es stellte sich heraus, dass am Ende des Dorfes ein schmaler Pfad abzweigte und den Hügel hinaufführte. Pegasus tänzelte nervös und auch Dondar schnaubte vernehmlich, als der Weg sie immer tiefer in einen dichten Wald führte.
„Ein unheimlicher Ort“, bemerkte Gwyn unbehaglich, der Pegasus erst nach gutem Zuspruch dazu bewegen konnte weiterzureiten. Er schaute sich immer wieder nervös um, als erwarte er jeden Moment, dass sie irgendetwas aus dem Dickicht heraus angreifen würde.
„Ja“, knurrte Lancelot. „Ich habe das Gefühl, dass uns jemand beobachtet.“ Er richtete sich in seinem Sattel auf und lauschte in die Nacht, doch wenn sich etwas in dem dichten Unterholz bewegte, wurden die Geräusche, die es verursachte, vom rauschenden Regen verschluckt. Immer steiler führte der Weg den Berg hinauf. Blitze durchschnitten die Dunkelheit nun ohne Unterlass. Der Donner war ohrenbetäubend. Plötzlich stieß Gwyn einen lauten Schrei aus.
Mit einem Satz war Lancelot aus dem Sattel gesprungen und zückte sein Schwert.
„Da, hinter der Biegung!“, rief Gwyn.
„Ich habe es auch gesehen“, sagte der Ritter. Tatsächlich schimmerte dort eine bleiche, mannshohe Gestalt, die reglos
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