Gwydion 03 - König Arturs Verrat
sich die passende Antwort. Er verneigte sich knapp und wollte sich umdrehen, doch die Wache hielt ihn fest. „He, he, he! Nicht so eilig! Wo willst du hin?“
„Ich muss in die Küche. Dort war ich bisher stets als Hilfe eingeteilt.“
„Ich habe etwas viel Besseres für dich. Komm mit.“ Dabei grinste er hämisch. Er führte Gwyn zum Brunnen, wo ein Eimer voll Wasser stand. Ein schmutziger Lumpen lag daneben. „Die ganze Burg ist ein Schweinestall und das stört meinen Herrn.“
„Und wo soll ich anfangen?“, fragte Gwyn möglichst unschuldig.
Die Wache grinste schmierig. „Da, wo der meiste Dreck ist.“ Er nickte Richtung Haupthaus. „Ich wäre heute Morgen beinahe auf der Treppe ausgerutscht. Mach sie sauber. Wenn du fertig bist, meldest du dich wieder bei mir.“
Gwyn verneigte sich erneut, nahm den Eimer und ging davon. Verstohlen schaute er sich um. Lancelot stand mit Tom in der Schmiede, wo sie mit der Reparatur von Waffen, Schilden und gebrochenem Zaumzeug beschäftigt waren. Der blonde Mann mit dem dichten Bart, der sie dabei bewachte, machte einen erschöpften Eindruck.
Hundert Dorfbewohner gegen hundert Soldaten! Gwyn war sofort klar, dass jeder Aufstand gegen diese gut ausgebildeten Söldner von vorneherein zum Scheitern verurteilt war, zumal Mordreds Männer das Töten gewöhnt waren.
Gwyn hatte die Treppe zum Haupthaus erreicht, als er innehielt und auf die riesige Lache einer teilweise geronnenen rotbraunen Flüssigkeit starrte, die die Stufen hinabgeflossen war.
Es konnte keinen Zweifel geben: Hier hatte Sir Gore den Tod gefunden. Gwyn stieg der metallische Geruch des Blutes in die Nase. Sein Magen drehte sich um.
Langsam ging er in die Knie, wrang den Lumpen aus und machte sich an die schreckliche Arbeit. Bereits nach kurzer Zeit war er über und über mit Blut besudelt. Immer wieder fiel dabei sein Blick auf den Turm, dessen Tür noch immer verschlossen war. Doch das musste nicht heißen, dass Mara Sir Gores finsteres Geheimnis nicht bereits an Mordred verraten hatte.
Er wollte gerade frisches Wasser holen gehen, als er hinter sich eine Stimme hörte, die er unter Tausenden wiedererkannt hätte, obwohl er dem Mann, dem sie gehörte, nur zweimal begegnet war. Es war Mordred. Sofort ging Gwyn wieder in die Knie und versuchte sich so klein wie möglich zu machen.
„Ihr seid in der Tat eine unglaubliche Frau, Lady Mara. Und ich freue mich, dass Ihr Euch auf meine Seite geschlagen habt. Es war eine weise Entscheidung, glaubt mir.“
„Wie weise sie ist, wird sich noch herausstellen“, sagte Mara kühl, obwohl Gwyn deutlich das Zittern in ihrer Stimme bemerkte.
„Bitte“, erwiderte Mordred in gespielter Entrüstung. „Immerhin habe ich einen Ruf zu verlieren. Wenn ich jeden umbrächte, der sich mit mir verbündet, stünde ich sehr schnell alleine da und hätte rein gar nichts gewonnen. Glaubt mir, die Geschichten, die man sich erzählt, sind falsch.“
„Alle?“, fragte Mara.
„Nun ja, alle vielleicht nicht. Untreue und Verrat bestrafe ich hart und unbarmherzig, doch ich bin mir sicher, dass Ihr zu solch verwerflichen Regungen gar nicht fähig seid.“
Mara antwortete nicht.
„Sir Gore war in der Tat ein eifriger Sammler“, fuhr Mordred fort, der die Unterhaltung offensichtlich in eine andere Richtung lenken wollte. „Doch die beiden größten Schätze befinden sich nicht in seinem Besitz oder täusche ich mich?“
„Hätte ich Euch dann gerufen?“
Mordred lachte laut und eine Spur zu schrill auf. „Nein, natürlich nicht. Hm, ich frage mich, was geschieht, wenn man einen Schluck aus dem Gral nimmt und dann von dieser Lanze des Longinus durchbohrt wird. Ich meine, eigentlich ist einem ja ein ewiges Leben beschieden, aber dennoch soll diese Waffe absolut tödlich sein. Lebt man? Ist man tot? Oder ist es irgendwas dazwischen? Eine interessante Frage, findet Ihr nicht auch?“
„Auf die Ihr bestimmt irgendwann eine Antwort finden werdet“, sagte Mara.
„Mit Euch an meiner Seite? Dessen bin ich mir sicher, Lady Mara. Wie sieht es aus, sollen wir Lady Agrippina einmal einen Besuch abstatten und ihr die traurige Nachricht überbringen, dass sie seit heute Nacht Witwe ist?“
Die Schritte entfernten sich. Erst jetzt wagte es Gwyn, aufzuschauen. Mara und Mordred strebten in der Tat geradewegs auf den Turm zu, wobei Arturs Sohn galant ihre Hand hielt. Lady Mara gemeinsam mit Mordred auf dem Thron? Eher wuchsen Schweinen Flügel.
Er leerte den Kübel aus und ging
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