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Gwydion 03 - König Arturs Verrat

Titel: Gwydion 03 - König Arturs Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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zum Brunnen zurück, um neues Wasser zu schöpfen. Plötzlich stand Lancelot neben ihm, um einen Schluck zu trinken.
    „Es scheint, als würde uns die Zeit davonlaufen. Hast du belauschen können, was sie sich zu sagen hatten?“, fragte er leise und spritzte sich Wasser ins Gesicht.
    „Mordred will Mara zur Königin machen.“
    Lancelot schnaubte. „Und sie glaubt diesen Unsinn?“
    „Vielleicht“, sagte Gwyn. „Vielleicht denkt sie aber auch, Mordred im passenden Moment aus dem Weg räumen zu können.“
    „Am Ende wird er es sein, der sie töten wird, doch das soll nicht unsere Sorge sein“, sagte Lancelot. „Ich habe ganz andere Befürchtungen. Wenn Agrippina in Mordreds Händen ist, wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis sie ihm ihr Geheimnis verrät.“
    „Sie hat vierzehn Jahre unter den schrecklichsten Bedingungen dahinvegetiert, da wird sie Mordred nicht schrecken. Eher zieht sie den eigenen Tod vor“, sagte Gwyn tonlos.
    „Du unterschätzt ihn“, antwortete Lancelot. „Mordred ist nicht nur ein Mann der Gewalt. Schau dir Mara an. Ich glaube, er hat die unheilvolle Gabe, die Schwächen und Ängste eines jeden Menschen auf den ersten Blick zu erkennen und für sich auszunutzen. Zunächst wird er es mit Worten versuchen, die er wie Gift in die Ohren seiner Opfer träufelt. Was das angeht, hat er eine geradezu unmenschliche Geduld.“
    „Und wenn sie doch einmal erschöpft sein sollte?“
    „Dann versucht er es mit anderen Mitteln. Kräuter, Tinkturen und Tränke, zubereitet aus Mohn, Johanniskraut und Tollkirsche. Leider ist es schwierig, die richtige Menge zu berechnen. Es kommt häufig vor, dass der Befragte dabei einfach stirbt, weil das Herz stehen bleibt oder der Atem gelähmt wird. Aber ich vermute, bei Agrippina wird er anders vorgehen.“
    „Er wird keinen Erfolg haben. Sie hat nichts zu verlieren.“
    „Dann wird er dafür sorgen, dass sich das ändert, glaube mir.“
    Gwyn schauderte, als er daran dachte, dass Lancelot einmal selbst in der Gewalt Mordreds gewesen war. Was mochte er dort durchgemacht haben?
    „He, was ist mit euch beiden?“, rief die Wache wütend herüber. „Macht, dass ihr wieder an die Arbeit kommt.“
    „Wir sehen uns nachher“, flüsterte Lancelot hastig. „Es gibt noch andere wichtige Dinge zu bereden.“ Dann eilte er davon.
    Gwyn hob den schweren Eimer auf und ging wieder zurück, um weiter die Überreste Sir Gores zu beseitigen.
    Sir Lancelot sollte Recht behalten. Es dauerte nicht lange, bis die kleine Tür geöffnet wurde und Mordred gemeinsam mit Mara den Turm verließ. Stille trat ein. Alle Bauern hielten mit der Arbeit inne und starrten die beiden an, denn sie waren nicht allein. Mordred hielt ein Bündel in den Armen, das nur entfernt an einen Menschen erinnerte. Sie hatten Agrippina zum Schutz vor dem hellen Tageslicht eine Augenbinde angelegt und trugen sie nun hinüber zum Haupthaus.
    Was um Himmels willen hatte Mordred vor, fragte sich Gwyn. Am Nachmittag sollte er es erfahren.
    Sie hatten Agrippina gewaschen, neu eingekleidet und im Schatten eines Baumes auf eine Liege gelegt, von wo aus sie dem Treiben im Burghof zuschauen konnte. Sie sah das Tageslicht, sie war nicht mehr allein, bekam frisches Obst, Fleisch und Gemüse zu essen. Nach vierzehn Jahren in diesem Verlies erlebte sie endlich wieder, was es hieß, zu leben.
    Und nun erkannte Gwyn Mordreds teuflischen Plan. Oben im Turm hatte Agrippina tatsächlich nichts zu verlieren gehabt, außer ihrem kümmerlichen Leben, das diese Bezeichnung schon lange nicht mehr verdiente. Jetzt führte er ihr wieder vor Augen, wie schön es sein konnte.
    Zum ersten Mal konnte Gwyn in den Gesichtern der Bauern eine Reaktion erkennen. Sie wussten, dass die Zeiten, die vorher schon schlimm genug waren, nicht besser werden würden. Einige von ihnen hatten Agrippina noch als gütige Herrin gekannt, die ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte gehabt hatte, sich um die Kranken gekümmert und den Kindern zu essen gegeben hatte. Bis zu dem Tag, an dem sie einfach verschwand. Nun lag sie unter einem Baum, hilflos, abgemagert auf das Gewicht eines jungen Mädchens und nicht mehr in der Lage, ohne fremde Hilfe zu gehen.
    Als die Sonne unterging, steckte man Agrippina auf einen Wink Mordreds hin wieder in ihre stinkenden Lumpen. Sie versuchte sich schreiend und wimmernd dagegen zu wehren, doch natürlich fehlte ihr die Kraft. Man trug sie hinauf in den Turm, die kleine Tür fiel wieder ins Schloss und es war,

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