Gwydion 03 - König Arturs Verrat
als schöbe man einen Stein über eine Gruft.
Der Aufstand der Bauern
Haferbrei explodiert nicht. Mara und Gore hatten sich darauf verlassen können, dass die angeborene Schicksalsergebenheit der Dorfbewohner jede Rebellion verhinderte. Doch nun begann es unter dem Deckel zu kochen und zu brodeln.
Als sie sich nach dem elenden Tagwerk zurück nach Chulmleigh schleppten, war der Unmut so groß, dass zum ersten Mal nach langer Zeit im alten Gemeinschaftshaus eine Dorfversammlung einberufen wurde. Alle kamen. Lancelot setzte sich zusammen mit seinem Knappen in die letzte Reihe und gemeinsam warteten sie gespannt darauf, was nun geschehen würde. Es war Tom, der schließlich das Wort ergriff.
„Freunde…“, stotterte er und räusperte sich. „Ihr wisst, ich bin kein Mensch, der gerne redet. Und es muss schon sehr viel geschehen, bevor ich mich vor euch hinstelle, um zu euch zu sprechen.“ Tom schluckte und lächelte nervös, als er in die gespannten Gesichter blickte. „All die Jahre haben wir ohne jede Hoffnung auf ein besseres Leben unser Dasein gefristet. Doch dann führte vor einigen Tagen das Schicksal zwei Männer nach Chulmleigh, die bereit sind, sich für unsere Sache einzusetzen. Ihr kennt sie. Sie waren Sir Gores Gäste und sitzen nun unter uns.“
Er wies mit der Hand auf Gwyn und Lancelot. Überrascht drehte sich die Versammlung zu ihnen um. Gwyn wusste nicht, was er sagen sollte. Noch nie hatte man ihn als Mann bezeichnet. Da er nicht wusste, was er tun sollte, stand er einfach auf und verneigte sich vor den Bauern. Ein vielstimmiges Gemurmel erhob sich. Gwyn konnte aus den Augenwinkeln sehen, dass Lancelot auf seinem Platz geblieben war und ihn erneut mit diesem sonderbaren ausdruckslosen Blick anstarrte, mit dem er Gwyn auch bedacht hatte, als Tom ihn als den künftigen König Britanniens bezeichnet hatte.
„Ihr wollt uns also aus unserer Not befreien“, sagte der Dorfschmied. „Sagt mir, wie alt seid Ihr?“
„Vierzehn Jahre“, antwortete Gwyn kleinlaut. Ein Raunen hob an, das aber sofort wieder verebbte, als der Schmied fortfuhr.
„Glaubt Ihr nicht, dass dies eher eine Aufgabe für Euren Herrn ist?“
Zustimmendes Gemurmel erfüllte den niedrigen Raum.
„Nein, ist es nicht.“ Lancelot war jetzt aufgestanden und augenblicklich trat Stille ein. Alle Blicke waren auf den Ritter gerichtet, der trotz seines Alters noch immer eine beeindruckende Erscheinung war. „Gwydion Desert hat Mordred bereits schon einmal besiegt und Camelot vor einer vernichtenden Niederlage bewahrt. Wenn Euch jemand anführen kann, dann er.“ Mit diesen Worten nahm er wieder Platz.
Gwyn starrte seinen Herren mit offenem Mund an. „Sir Lancelot, was ist in Euch gefahren?“, flüsterte er aufgebracht, doch er bekam keine Antwort.
„Dann tretet vor, Gwydion Desert“, sagte Tom und setzte sich neben seine Frau, die ihr jüngstes Kind auf dem Schoß wiegte, während die älteren Söhne und Töchter ihr zu Füßen saßen.
Gwydion Desert! Ihm war ganz schwindelig. Es war das erste Mal gewesen, dass Gwyn öffentlich mit seinem wahren Namen gerufen worden war. Er nahm Toms Platz vor der Versammlung ein und schaute in die Runde. Obwohl er kaum einen der Anwesenden kannte, waren die Menschen ihm seltsam vertraut. Sie erinnerten ihn an Do Griflet und all die anderen Bauern, die die Höfe rund um Redruth bewirtschafteten. Die Last der Arbeit hatte tiefe Spuren in ihren Gesichtern hinterlassen. Er wusste, wie sie lebten, was sie dachten und wovon sie träumten. Denn er war einer von ihnen gewesen.
Oder hatte er in Wirklichkeit nie dazugehört?
Er holte tief Luft. „Der Preis für eure Freiheit wird sehr hoch sein. Mordreds Männer sind euch in der Zahl ebenbürtig, doch im Kampf zehnfach überlegen. Sie sind das Töten gewöhnt und haben vielleicht sogar eine gewisse Freude am Blutvergießen gewonnen. Ihr hingegen seid ausgehungert, unbewaffnet und mit dem Kriegshandwerk nicht vertraut. Wenn ihr unterliegt, wird seine Rache fürchterlich sein, das ist gewiss. Niemand wird überleben, dafür wird er eigenhändig sorgen.“
Bei diesen Worten nahmen die Mütter ihre Kinder sogleich fester in den Arm und einige der Männer sahen betreten zu Boden.
„Wenn ihr nicht kämpfen wollt, weil euch euer Leben und das eurer Familien wichtiger ist, dann werde ich diese Entscheidung achten.“
„Dann greifen wir nicht zur Waffe. Noch nie hat sich ein Bauer gegen seinen Herrn erhoben“, sagte eine kleine Frau
Weitere Kostenlose Bücher