Gwydion 03 - König Arturs Verrat
noch wehtun.“
Gwydion schüttelte den Kopf und stellte sich breitbeinig hin, um seinen Stand zu verbessern. Gwyn wusste, dass der Bärtige ihn lebend fangen musste. Und der ahnte nicht, dass Gwyn kein gewöhnlicher Bauerntölpel war, denn nur so war es zu erklären, dass er seine Deckung vernachlässigte. Gwyn musste schnell handeln, wenn er die Überraschung auf seiner Seite haben wollte. Er trat einen Schritt vor, zielte auf den Kopf des Gegners, änderte aber in der Bewegung die Schlagrichtung und hieb auf das Standbein des Bärtigen ein. Nur die dicken Lederstiefel verhinderten eine schlimmere Verletzung. Dennoch sackte der Mann mit einem überraschten Laut ein.
„Du Hund!“, brüllte er Gwyn an und zwang sich auf die Füße. Auch wenn Gwyn ihn nicht außer Gefecht gesetzt hatte, so war nun die Beweglichkeit des Mannes stark eingeschränkt. Gwyn steckte sein Schwert wieder zurück und löste einen zweiten Lederriemen von seinem Gürtel.
„Ich warne dich: Bleib, wo du bist“, sagte er.
„Sonst was?“ kam die wutverzerrte Antwort.
Gwyn bückte sich nach einem runden Stein, legte ihn in die Schleuder und ließ sie über seinem Kopf kreisen. „Ich will dich nicht unnötig verletzen. Leg die Waffe nieder!“
Der Mann lachte dröhnend. „Ich soll mich einem halbwüchsigen Bengel ergeben? Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“ Er hob den Schwertarm. Der Stein schnellte davon, traf die Hand und das Schwert fiel mit einem hellen Klingen zu Boden. Der Mann ging stöhnend in die Knie.
„Der zweite Stein wird dich am Kopf treffen.“
„Ich habe noch nie einen Bauernjungen wie dich gesehen“, kam die entgeisterte Antwort. „Wie war noch einmal dein Name?“
„Ich heiße Gwydion Desert.“
„Wer hat dir das Kämpfen beigebracht?“
„Die Ritter der Tafelrunde.“
„Also bist du ein Knappe! Wer ist dein Herr?“
Gwyn bedachte den Mann mit einem kalten Blick. Dann sagte er langsam, aber in einem Tonfall, der keine Zweifel duldete: „Ich diene keinem Herrn.“
„Wie du meinst.“ Der Bärtige hüpfte auf seinem gesunden Bein zu einem Felsen und ließ sich auf ihm nieder.
Gwyn beugte sich zu dem Mann hinab, der von Pegasus einen Tritt mit dem Huf erhalten hatte, und untersuchte ihn. Der Kopf war auf eine absurde Weise verdreht, die leeren Augen schauten hinaus aufs Meer. Er war tot, durchfuhr es Gwyn. Die Schuld traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube. Er versuchte, sich von diesem schrecklichen Anblick abzuwenden, doch sein Gewissen machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Schließlich fand er die Kraft, um mit zitternder Hand die Lider zuzudrücken. Dann bückte er sich nach den beiden Schwertern und warf sie in hohem Bogen über die Klippe. Er wandte sich dem anderen Mann zu, der sein verletztes Handgelenk mit einem Lederband umwickelte.
„Du bist frei. Geh, wohin du willst.“
„Du tötest mich nicht?“
„Was für einen Sinn hätte das?“
„Ich könnte Mordred verraten, wo du steckst.“
„Er würde ohnehin nach euch suchen und dann herausfinden, was mit euch geschehen ist.“
Der Mann riss einen Streifen seines Rocks ab und verband damit vorsichtig seine Wunde am Bein, die heftig blutete.
„Dein Freund, hatte er eine Familie?“, fragte Gwyn mit belegter Stimme.
Der Bärtige schüttelte den Kopf. „Wer sich Mordred anschließt, sollte sich mit derlei nicht belasten.“
Gwyn begann, einige schwere Steine zusammenzutragen, um sie über dem Leichnam aufzuschichten.
„Was tust du da?“, kam die überraschte Frage.
„Ich habe deinen Freund getötet. Also erweise ich ihm die letzte Ehre und sorge dafür, dass er ein anständiges Begräbnis erhält“, erwiderte Gwyn rau.
„Aber er war dein Feind!“
„Er war ein Mensch“, presste Gwyn zwischen den Zähnen hervor. „Und kein Tier, dessen Kadaver man anderen Tieren zum Fraß überlässt.“
Der Mann schaute dem Treiben eine Zeit lang schweigend zu, dann drückte er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht hoch und stellte sich auf sein unverletztes Bein. Gwyn zog mit einer schnellen Bewegung das Schwert, doch der Bärtige ließ sich dadurch nicht beeindrucken. Er humpelte zu einem Stein, hob ihn hoch und legte ihn auf den Haufen, den Gwyn bereits zusammengetragen hatte. Dann wandte er sich dem nächsten Brocken zu. Gwyn beäugte ihn misstrauisch, steckte dann aber langsam das Schwert wieder zurück, um sich wieder an die Arbeit zu machen. Es dauerte keine halbe Stunde und sie waren fertig. Gwyn warf noch einen
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