Gwydion 03 - König Arturs Verrat
ich danke dir für alles“, sagte sie zu Lady Wenna. „Deine Gastfreundschaft war überwältigend, doch ich merke, wie sehr mich dieser Abend angestrengt hat. Ich werde jetzt ruhen müssen. Aber wir alle werden uns Wiedersehen.“
Sie trat vor Lancelot und hauchte ihm einen Kuss auf die bärtige Wange. „Ihr seid ein ungewöhnlicher Mann und ich wünschte, wir wären uns früher begegnet.“
Dann streckte sie Rowan die Hand entgegen. „Junger Herr, es war mir eine Freude.“
Er stand schwankend auf. „Die Freude ist ganz die meine.“
„Und trinkt einen Becher Salzwasser vor dem Zubettgehen, das bewahrt Euch vor einem schweren Kopf.“ Agrippina wandte sich lächelnd an Gwyn. „Begleitest du mich noch hinaus?“
„Ich hoffe, ich habe nicht allen den Abend verdorben“, sagte Agrippina, als sie hinaus in die kühle Nacht traten.
„Seid unbesorgt. Lady Wenna war ein wenig verwirrt, doch das Herz ihres Sohnes wie auch das Sir Lancelots habt Ihr im Sturm erobert.“
„Es sind gute Menschen. Umso mehr betrübt es mich, dass ich Ihnen nicht helfen kann“, sagte sie traurig. Sie ergriff seine Hand. „Ich verstehe dein Dilemma. Du willst deinen Freunden helfen, doch du darfst nicht in die Ordnung der Dinge eingreifen. Es ist wichtig, dass du dir dessen immer bewusst bist. Die Angelegenheiten der Menschen dürfen dich nicht kümmern. Der Fischerkönig dient einer Sache, die größer als die Tafelrunde ist.“
Gwyn blieb stehen. „Auch wenn dies bedeutet, dass die Welt, wie wir sie kennen, dem Untergang geweiht ist?“
„Es war nie unsere Welt, Gwydion Desert.“
„Aber meine! Ihr vergesst, dass mich einfache Menschen großgezogen haben. Menschen, denen nur die Hoffnung auf bessere Tage die Kraft gibt, ums Überleben zu kämpfen. Wir hätten die Macht, diese Hoffnung zu erfüllen.“
Agrippina blickte ihn ernst an. „Du redest schon wie Artur Pendragon.“
Gwyn hob hilflos die Arme. „Sagt mir, was daran so schlimm ist! Als er die Tafelrunde gründete, waren seine Absichten ehrenvoll. Seine Untertanen haben ihn geliebt.“
„Du sprichst von ihm in der Vergangenheit…“
Gwyn kniff die Lippen zusammen.
„Also hat auch ihn das Gift der Macht verdorben“, stellte Agrippina fest. Sie seufzte müde und strich Gwyn über die Wange. „Vor dir liegt ein beschwerlicher Weg voller Prüfungen und ich weiß nicht, wohin er dich führen wird. Aber was auch immer geschieht, sei dessen gewiss: Ich werde den Sohn meiner Schwester, den letzten Fischerkönig, nicht im Stich lassen.“ Sie lächelte ihm noch einmal zu, dann drehte sie sich um.
Der Vollmond stand hoch am Himmel, als Agrippina im Bergfried verschwand. Die Stille war so drückend, dass Gwyn die Brandung des Meeres hören konnte.
Es klang wie fernes Donnergrollen.
Abschied
„Agrippina ist fort!“, rief Gwyn atemlos, als er auf den Hof gerannt kaum. Der Dunst des frühen Morgens löste sich im Schein der aufgehenden Sonne auf.
Möwen zogen am blauen Himmel ihre Kreise und begrüßten mit ihrem Kreischen einen strahlenden Sommertag. Lancelot stand zusammen mit Rowan am Brunnen und schöpfte Wasser für die Schweine, die sich an ihren Trögen bereits um das Futter balgten. Lady Wenna futterte gerade die Hühner.
Lancelot stellte den Eimer ab, als Gwyn keuchend vor ihm zum Stehen kam.
„Agrippina hat ihre Sachen gepackt und ist einfach verschwunden.“
Rowan, der nach dem gestrigen Abend etwas blass um die Nase war und dunkle Ringe unter den Augen hatte, lief eilends zum Stall. „Eines der Pferde ist fort“, rief er.
„Aber wie ist das möglich?“, fragte Lady Wenna überrascht. „Agrippina war so schwach, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte!“
„Nun, wie es scheint, hat sie uns alle getäuscht“, sagte Lancelot und krempelte die Ärmel seines Hemdes hinunter.
Lady Wenna schaute ihn verunsichert an. „Haben wir etwas zu ihr gesagt, was sie beleidigt haben könnte?“
Gwyn erinnerte sich an die Worte, die sie am Ende des gestrigen Abends zu ihnen gesprochen hatte: „Wir werden uns alle Wiedersehen.“ Zuerst hatte er sich gefragt, was sie damit gemeint hatte, doch nun war es ihm klar. Es waren Worte des Abschieds gewesen.
„Macht Euch keine Gedanken, Lady Wenna“, sagte Gwyn. „Ich glaube, Agrippina hat dies schon lange geplant.“
„Wie kann sie nur so dumm sein?“, fluchte Lancelot. „In ihrem Zustand wird sie sich keinen halben Tag im Sattel halten können. Ich werde ihr
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