Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern
der vierten Grundschulklasse ist nur in den wenigsten Fällen in der Lage, die Folgen einer Entscheidung für oder gegen eine Schulart abzuschätzen. Ihr Kind hat alle Voraussetzungen fürs Gymnasium, will aber unbedingt auf die Realschule, mit der Begründung: »Weil da alle meine Freunde hingehen.« Nehmen Sie diese Begründung ernst, erklären Ihrem Kind aber auch, dass es zur Entwicklung der Persönlichkeit gehört, selbstbestimmt zu handeln und sich nicht immer an anderen zu orientieren. Daneben können Sie noch darauf hinweisen, dass es auch im Gymnasium Freunde finden wird und überhaupt nichts dagegen spricht, sich weiterhin mit den ehemaligen Klassenkameraden nachmittags zu treffen. Auch wenn Sie wissen, dass getrennte Schullaufbahnen in der Regel getrennte Lebenswege bedeuten, sollten Sie sich klarmachen, dass diese Aussage manchem Kind Angst machen kann. Schätzen Sie deshalb die Sicherheit, die bestehende Freundschaften bieten, fördern Sie aber auch die Kontakte Ihres Kindes an seiner neuen Schule.
■ Das richtige Gymnasium für Ihr Kind
»Seit Wochen verbringen wir unsere Samstage in diversen Gymnasien«, stöhnt eine Mutter, die für ihre Zwillinge die geeignete Schule sucht. »Bei jedem Tag der offenen Tür sind wir dabei, schauen uns physikalische Experimente an, jede Menge Sketche, wahlweise auf Englisch, Französisch, Latein. Aber eigentlich ist das Angebot fast überall gleich.«
Ganz unrecht hat diese Mutter nicht. In allen Gymnasien wird gelernt, gearbeitet und am Schluss (hoffentlich) erfolgreich das Abitur abgelegt. Die Entscheidung, in welchem Gymnasium Sie Ihr Kind anmelden, hängt von unterschiedlichen Erwägungen ab, wobei sich Ihr Blick vermutlich zuerst auf das Schulprofil richtet: altsprachlich, neusprachlich, bilingual, mathematisch-naturwissenschaftlich oder auch musisch. Falls Sie selbst in Ihrer Schulzeit ein besonderes Faible etwa für Mathemathik und Physik hatten und Ihr Kind sich ebenfalls für Naturwissenschaften interessiert, fällt die Entscheidung für ein Gymnasium mit naturwissenschaftlicher Ausrichtung sicherlich leicht, denn hier steht eine vertiefte Beschäftigung mit diesem Themenbereich im Mittelpunkt. Allerdings gibt es das klassische Gymnasium, das zum Beispiel rein altsprachlich oder mathematisch-naturwissenschaftlich orientiert war, heute kaum noch. Die meisten Schulen bieten stattdessen unter einem Dach ganz unterschiedliche »Züge« an. Genaue Informationen erhalten Sie in den meisten Fällen über die Homepage der jeweiligen Schule unter dem Stichwort »Schulprofil«. Ganz bequem können Sie so von zu Hause aus erste Informationen auf den Webseiten der ansässigen Gymnasien bekommen.
Was man dort darüber hinaus entdeckt, ist oftmals mehr als beeindruckend: »Im Angebot« ist da zum Beispiel der Schüleraustausch mit Neuseeland, Florida und Kalifornien, aber auch ein Chinesischkurs – natürlich mit anschließender Klassenfahrt nach China. Oder sollte man sich vielleicht doch lieber für eine Schule mit modernsten Computerräumen, einemSchülercafé, Hausaufgabenbetreuung, Theater-, Surf- oder Zirkus-Arbeitsgruppe entscheiden? Den Möglichkeiten, die Schulen außerhalb ihres Kerngeschäfts präsentieren (es soll ja auch noch der Unterrichtsstoff vermittelt werden), scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein, und für viele Eltern vergrößert sich damit nur die Qual der Schulwahl. Dies gilt nicht nur für Großstädte. Selbst in Kleinstädten mit einer eingeschränkten Anzahl an Gymnasien kann es ein breites Zusatzangebot geben. Welche Entscheidungshilfen können Sie also zusätzlich in Ihre Überlegungen einfließen lassen?
Neben der Ausrichtung eines Gymnasiums sollte man auch die Größe der Schule berücksichtigen. »Das Gymnasium, auf das mein Sohn unbedingt möchte, kommt mir riesig vor!«, seufzt eine Mutter. »Über 1200 Schüler! Ich mache mir ernsthaft Gedanken, ob dort ein Einzelner nicht regelrecht untergeht, vor allem in den ersten Klassen. Wie soll sich ein Zehnjähriger denn dort zurechtfinden?«
Das ist die (subjektive) Befürchtung der Mutter – das Kind aber sieht das wahrscheinlich wesentlich lockerer, denn unabhängig von der Größe der Schule ist die Anzahl der Schüler in den einzelnen Klassen in der Regel ungefähr gleich. Positiv an einer großen Schule ist sicherlich, dass zum Beispiel das Angebot an Arbeitsgruppen naturgemäß umfangreicher ist als an einer kleineren. Und weil an großen Schulen mehrere Klassen eines
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