H2O
Spielzeugs ähnelte. An der Vorderseite befand sich eine Reihe Plastikknöpfe, die mit Ziffern versehen waren und einen zerbrochenen Bildschirm in Postkartengröße umrahmten. Im Inneren waren schwarze Elektronikelemente zu erkennen. Sénéchal nahm das Gerät in die Hand, um es genauer zu begutachten. Das Gehäuse war mit einer eingefahrenen Teleskopantenne ausgestattet. Auf einer Seite erkannte er die kleine rote Schraube der Takenushi Corporation.
Plötzlich hob er den Kopf. Dieses Mal war er sicher, etwas gehört zu haben. Ein metallisches Geräusch. In der Ferne. Aus der Richtung des Waggons.
Er zog die Handschuhe aus, stopfte sie hastig in die Tasche und ergriff die Sturmlampe, die auf der Kiste stand.
Der Inspektor kehrte zum Waggon zurück und durchsuchte ihn, die Sturmlampe in einer Hand, das Gewehr in der anderen. Er schaute in jeden Winkel, beleuchtete, die Waffe im Anschlag, die Wände und die Decke des Lavahaufens. Doch ganz offenkundig war hier niemand.
Sénéchal warf einen letzten Blick auf die Lokomotive, die in dem schwarzen Gestein gefangen war, und erklomm die Leiter, die ins Freie führte. Fast war er schon oben angekommen, als er unter sich ein deutliches Rascheln vernahm. Behutsam kletterte er wieder hinunter, setzte einen Fuß auf den Boden und lauschte. Wieder war das Geräusch zu hören, rechts von ihm.
Es kommt von der Lokomotive.
Auf leisen Sohlen näherte er sich und spähte in das Führerhaus. Die durchlöcherte Feuertür, die zuvor geschlossen gewesen war, stand nun weit offen.
Alle Sinne in Alarmbereitschaft, stellte er sein Gewehr ab und kniete sich vor das offene Feuerloch. Neben seinem linken Schuh bemerkte er zwei nussgroße Haarbüschel, ähnlich denen auf dem Tisch im Waggon. Er streifte die Handschuhe über und nahm eines davon zwischen Daumen und Zeigefinger. Ein schwarzer pergamentartiger Hautfetzen lugte aus dem Fell. Winzige Knochen wie von einer Miniaturhand klebten daran. Die Überreste einer Fledermaus ... Sonderbar, ich habe hier keine einzige bemerkt.
Vorsichtig leuchtete er in die Feuerstelle. Ein moschusähnlicher Geruch schlug ihm entgegen, eine kräftige Mischung aus dem Aroma von Vetivergras und tierischen Ausdünstungen. Er unterdrückte einen überraschten Ausruf: Der Heizkessel war bis auf halbe Höhe mit leuchtend roten Stofffetzen gefüllt. In den meisten befand sich ein Knoten, andere bildeten große Pakete. Sie stapelten sich bis zum Zylinder.
Der Umweltinspektor streckte die Hand aus und ergriff einen zu einer Kugel geknoteten Stoff, wobei sich ein winziger Fetzen des roten Tuchs löste. Im selben Augenblick hörte er durch das Loch über der Leiter eine weinerliche Kinderstimme.
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Sénéchal ergriff das alte Gewehr und überprüfte die Sicherung. Irgendjemand bewegte sich auf dem Dach des Lavahügels über seinem Kopf. Aber es war nicht der Schritt eines Kindes. Wieder erhob sich die Stimme, diesmal klang sie fröhlich, dann trällerte sie einen Abzählvers, der in Geplapper endete. Der Umweltinspektor entfernte sich von der Lokomotive. Das Heulen des Windes setzte wieder ein und verstummte. Durch die Öffnung konnte er nur das Wellblech erkennen, das von der Sturmlampe schwach beleuchtet wurde.
Lautlos stieg er die Sprossen hinauf, den Gewehrlauf himmelwärts gerichtet. Ich muss ihn jetzt schnappen, sonst hat er jede Menge Zeit abzuhauen. Er hörte eilige Schritte. Scheiße, und genau das macht er auch!
Sénéchal steckte seinen Kopf aus dem Loch, die Augen auf Höhe der Lavaschicht, und schob sich dann Zentimeter für Zentimeter nach oben. Mit der Taschenlampe leuchtete er langsam das Gelände vor sich aus. Auf dem Kuppeldach sah er nur die Büsche, die sich sanft im Wind bewegten. Wenige Schritte entfernt bemerkte er, noch immer unter einen Stein geklemmt, seinen Mantel. Na, bravo ... gratuliere! Er ist verduftet. Jetzt kann ich nur noch die Polizei rufen.
Ein Schatten sprang auf ihn zu. Der Inspektor riss sein Gewehr hoch. Er hörte ein »Wuff«, dann schlug eine Klinge gegen den Lauf der Waffe, die gegen seinen Kopf prallte. Er schoss. Mit lautem Getöse zerbarst das Wellblech über seinem Kopf. Durch den Rückstoß aus dem Gleichgewicht gebracht, rutschte er die Leiter hinunter und fiel in den Staub. Seine Taschenlampe rollte einige Meter weiter.
Einen Moment blieb er keuchend auf dem Rücken liegen, er blinzelte und hielt das Gewehr mit beiden Händen quer über der Brust. Die Detonation hatte ihn taub gemacht, seine
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