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H2O

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Titel: H2O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patric Nottret
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ist das Modell noch erhältlich! Es handelt sich um einen Einweg-Raketenwerfer, M72 lautet die ursprüngliche Bezeichnung. Eine Light Anti-Tank Weapon, eine teleskopische LAW aus Glasfiber, die noch heute in großen Mengen in der Volksrepublik China hergestellt wird. Hat sich überall auf der Welt gut verkauft. Für jeden Guerilla-Einsatz ausgezeichnet geeignet. Sehr effizient bei kurzen und mittleren Entfernungen. Achthundert Meter beträgt die maximale Reichweite. Nicht supergenau, aber äußerst wirkungsvoll. Eine wahre Freude für den Infanteristen, wie mein Informant sich ausdrückte.«
    »Ein Einweg-Raketenwerfer!«
    »Exakt. Sehr leicht. Ganze zweieinhalb Kilo ... Die Waffe besteht aus zwei ineinandergesteckten geflochtenen Fiberglasrohren. In diesem Zustand ist das Ding nur sechzig Zentimeter lang. Natürlich ausziehbar. Die Rakete sitzt einsatzbereit im Innern und ist mit einem Lithiumzünder versehen.«
    »Woraus besteht die Rakete?«
    »Es handelt sich um eine Pulverrakete, an deren Ende entweder eine Splittergranate sitzt - für lebende Ziele - oder eine Hohlladung, die fünfundzwanzig Zentimeter dicken Stahl durchschlagen kann. Natürlich nur, wenn man sie korrekt bedient. Die Analyse der Metallpartikel ergab, dass die erste Variante gewählt wurde, um das Boot zu torpedieren.«
    »Und wozu dient diese Waffe im Allgemeinen?«
    »Den Angaben meines Informanten zufolge wurde sie zur Panzerabwehr entwickelt - ich spreche von älteren Modellen. Man kann damit auch Bunker neutralisieren, und falls du deinen Schlüssel vergessen hast, öffnet sie dir auf der Stelle die Haustür.«
    »Hm, diese Methode ist sicher sehr durchschlagend, aber möglicherweise mit Lärm verbunden ...«
    »Laut meinem Experten für Explosivstoffe und Zünder stopfst du dir zwei oder drei von diesen M72 in den Ranzen, und dann auf in den Krieg! Dort angekommen, schnappst du dir eins der kleinen Biester, entfernst die Abdeckung vorn und hinten, klappst das Teil auseinander ... und wie durch ein Wunder ist es um fünfzig Zentimeter gewachsen! Du entfernst den Gummischutz, schießt, peng!, und wirfst die Verpackung weg. Fertig ...«
    »Schwimmt dieses Glasfiberrohr auf dem Wasser?«
    »Ob es schwimmt? Es ist genau dafür gemacht, wenn ich das richtig verstanden habe. Ich sehe schon, worauf du hinauswillst ...«
    »Ach was?«
    »Du denkst, mit etwas Glück wird man die weggeworfene Fiberglashülle schon irgendwo an einem Traumstrand finden. Doch das Meer ist groß, Pierre ... Und wenn diese Typen schlau sind, haben Sie das leere Rohr mit Schrott gefüllt, es an beiden Seiten wieder verschlossen und einfach über Bord geworfen. Hopp und weg!«
    »Könnten moderne Piraten über eine solche Ausrüstung verfügen?«
    »Meinem Informanten zufolge ist diese Antiquität problemlos über Schieber zu beziehen. Doch das Metier der Piraten ist, wenn ich das richtig sehe, die Seeräuberei. Ich begreife also nicht, warum sie ein Boot mitsamt Diebesgut auf den Grund des Meeres befördern sollten. Außer versehentlich. Klingt doch logisch, oder?«
    »Lucrèce, mein Lieber, manchmal bist du wirklich ein kluges Kerlchen. Danke für alles.«
    Sénéchal beendete das Gespräch und saß einen Moment lang reglos mit halb geschlossenen Augen da.
    Lucrèce hatte recht. Darauf hätte er auch selbst kommen können. Das war schließlich sein Job ... Das Boot war absichtlich versenkt worden. Warum? Aus Rache? Wegen eines Streits? Oder aber ...
    Wie allgemein bekannt, war auf dem Boot nichts Wertvolles transportiert worden - nur ein paar Kanister mit einem Totenkopf darauf. Was immerhin sehr merkwürdig war.
    Er wählte auf seinem Handy die Nummer von Dame Pottier.

16
 
 
 
    Das Gespräch zwischen Sénéchal und Dame Pottier, seiner direkten Vorgesetzten, hatte beträchtlich an Lautstärke gewonnen. Der Umweltinspektor krümmte sich über seinem Handy, als könne diese Körperhaltung seinen Argumenten Nachdruck verleihen. Mittlerweile saß er in einem gefährlichen Neigungswinkel an der äußersten Kante des Stuhles, sodass der Absturz nur noch eine Frage der Zeit schien.
    »Erstens, Chefin: Wir haben es hier mit Wilderern zu tun - ob aus der Schweiz oder anderen Ländern, das tut jetzt nichts zur Sache -, die dabei sind, eines der ältesten Lebewesen der Welt auszurotten, um es auszustopfen und sich auf die Anrichte zu stellen, so wie unsere französischen Kretins, die genug Geld haben, um afrikanische Elefanten zu jagen, und sich anschließend mit dem Karabiner

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