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H2O

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Titel: H2O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patric Nottret
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gewissenhaft gemacht hat. Seiner Ansicht nach standen gewichtige Interessen auf dem Spiel, und so hat man den Quastenflosser-Schützer einfach aus dem Weg geräumt. Verstehen Sie?«
    »Er vermutet, dass es sich um Mord handelt?«
    »Allem Anschein nach ist er nicht der Einzige. Ein Offizier ermittelt vor Ort in der Angelegenheit, ein Leutnant oder Hauptmann Thamnir.«
    »Schön und gut, aber ein bisschen dürftig, oder? Die private Meinung eines Beamten über die wahren Hintergründe dieses Todesfalls ...«
    »In diesem Punkt haben Sie ausnahmsweise recht. Das Dumme ist nur, dass Sie dieses heikle Thema aufs Tapet gebracht haben, Sénéchal. Sie haben an höchster Stelle die Aufmerksamkeit auf dieses Viech gelenkt, Sie haben ohne Unterlass verkündet, dass wir uns für dieses lebende Fossil einsetzen müssen und ...«
    »Das ist normal, Chefin, ich bin so etwas wie die Stimme Ihres Gewissens.«
    »Also ist es auch Ihre Aufgabe, den UNEP-Leuten zur Hand zu gehen, Mülleimer zu durchstöbern und so weiter, um herauszufinden, ob der UN-Beamte aus dem Leben schied, weil er bedrohte Arten retten wollte oder weil er mit der Frau seines Kollegen geschlafen hat.«
    »Aber, aber, ehrwürdige Chefin, da müssten sich die Leute doch nur vertrauensvoll an die örtliche Polizei wenden, oder?«
    »Ein Punkt wird Sie sicher interessieren: Dem gesundheitlichen Niedergang des Mannes ging eine heftige Auseinandersetzung mit einem Kollegen voraus, dem japanischen UNEP- Delegierten.«
    »Worum ging es?«
    »Um eine mögliche Aufhebung des Artenschutzes für den Quastenflosser. Gute Reise, Inspektor!«

ZWEITER TEIL
 
 
 
STENOCARA

 
 
 
 
    Das Haus liegt am Ende eines Weges, gesäumt von Bambuspflanzen, deren Blätter unter der Sonne Indonesiens metallisch glänzen. Es ist ein einstöckiges Holzhaus, davor eine Veranda mit altersschwachen Säulen. Großflächig blättert an vielen Stellen die Farbe ab. Darüber sieht man geschlossene Läden und eine geöffnete Fenstertür mit verwittertem Geländer.
    Der kleine Mann parkt in einem grasbewachsenen Hof, der von Palmen umrahmt wird. Er bemerkt ein Geländemotorrad vor dem geschlossenen Tor eines verrosteten Schuppens. Im Gras neben der Maschine liegen zwei schwarze Helme und glänzendes Werkzeug.
    »Ist da jemand? Ich bin's, der Doktor!«
    Ergeht auf die Veranda Zu, auf der ein einsamer löchriger Korbsessel steht, öffnet die Tür mit dem metallenen Fliegengitter und betritt das Wohnzimmer, das von einem Tisch und einem Fernsehapparat beherrscht wird. Der Tisch ist übersät mit leeren Bierflaschen. Am anderen Ende des Raumes steht ein gemusterter Paravent. Dahinter entdeckt er die Treppe.
    Im oberen Stockwerk steht nur eine Tür offen. In dem Zimmer, erhellt von den Sonnenstrahlen, die durch die Blätter der Kokospalme vor dem Fenster dringen, liegt ein Mann auf einem Eisenbett. Hinter dem Bett blickt man durch die Fenstertür mit dem morschen Geländer auf den Hof.
    Der Mann auf dem Bett scheint jung zu sein. Sein Gesicht ist unter einem Verband verborgen, nur die schwarzen Augen und der Mund sind zu sehen. Er trägt Shorts, um seinen nackten Oberschenkel ist ein weißes blutbeflecktes Stück Stoff gebunden.
    Der kleine Arzt fragt auf Englisch:
    »Was ist passiert?«
    Mit undeutlicher Stimme, als fiele ihm das Sprechen schwer, antwortet der Mann auf indonesisch:
    »Hab mich verbrannt ...« Er deutet auf sein verbundenes Gesicht. »Kaputter Schweißbrenner ...«
    Dann zeigt er auf sein Bein mit dem blutgetränkten Verband.
    »In der Werkstatt ... Metall ...«
    Seinen Koffer in einer Hand, beugt sich der Arzt über das verletzte Bein und hebt vorsichtig mit Daumen und Zeigefinger den Stoff an. Der Verletzte fragt mit seiner merkwürdig belegten Stimme:
    »Sind Sie allein, Doktor?«
    Der Arzt konzentriert sich ganz auf den Verband.
    »Ja ... warum?«
    Er runzelt die Stirn: Das Bein unter dem Verband weist keinerlei Verletzung auf. Die Haut ist vollkommen unversehrt.
    »Aber, was ...«
    Er hebt den Blick. Auf einen Ellbogen gestützt, hält der Kranke ein riesiges glänzendes Küchenmesser in der Hand. Ein breites Grinsen entblößt seine Zähne in dem maskierten Gesicht, und seine Stimme klingt nun völlig klar.
    »Schön, sich wiederzusehen, nicht wahr, mein lieber Freund Dusung?«
    Mit einem Ruck setzt er sich auf den Bettrand und zückt die Waffe. Sein durchdringender Blick gleicht dem eines Raubvogels, der eine Feldmaus zu hypnotisieren sucht.
    Dusung reißt die Augen auf und

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