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H2O

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Titel: H2O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patric Nottret
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schnelle und wirksame Lösungen finden, um dieses gemeinsame Gut der Menschheit zu bewahren. Sonst ...«
    Xi Ping Zhu brach ab und schien einen Moment lang seinen Gedanken nachzuhängen. Schließlich fuhr er fort:
    »Wie ich Ihnen bereits sagte, verfügen wir über beträchtliche Gelder. Daher werden wir immer wieder um finanzielle Unterstützung gebeten. Unsere Entscheidungen beeinflussen die Wirtschaft, im Kleinen wie im Großen. Natürlich versuchen auch immer wieder verschiedene Pressure-Groups - deren Interessen häufig nicht den unseren entsprechen - Einfluss auf uns zu nehmen.«
    »Die Lobby der Schildkrötensuppe?«
    Der Chinese lächelte flüchtig.
    »So ausgedrückt, klingt das wie ein Scherz, aber es stimmt schon ... Dieser Handel wurde durch unsere Entscheidungen zum Schutz der Land- und Meeresschildkröten erheblich eingeschränkt. Doch es gibt natürlich noch andere Fälle. Nehmen wir ein Beispiel vor Ort: Vor Kurzem haben wir dem Treiben der illegalen Holzfäller einen harten Schlag versetzt ... Wir haben ein recht originelles System entwickelt, um den Räubern, die für den Großteil des Kahlschlags auf unserer Inselgruppe verantwortlich sind, das Handwerk zu legen.« Er klopfte auf seinen Teak-Schreibtisch. »Das hier ist sozusagen Schmuggelware ... Wir haben sehr effektive Wächter rekrutiert: Elefanten ... von der Insel Sumatra! Sie wurden darauf dressiert, das Geräusch von Motorsägen zu erkennen und dann anzugreifen ... Meistens machen sich die illegalen Holzfäller in Windeseile aus dem Staub, wenn Elefanten auftauchen. Das im vorigen Jahr mit achtundzwanzig Rekruten begonnene Programm ist ein voller Erfolg.« Er lächelte erneut. »Und darauf bin ich stolz.«
    Sénéchal legte die Stirn in Falten.
    »Umweltpolizisten von mehreren Tonnen Gewicht und mit großen Ohren. Meine Dienststelle sollte im nächsten Jahr ebenfalls auf sie zurückgreifen.«
    Xi Ping Zhu nickte und blickte dann Richtung Tür. Er schien zu lauschen, doch es war nur das Summen der Klimaanlage zu hören. Sein Blick wanderte zurück zu Sénéchal.
    »Das Ganze ist alles andere als eine Lappalie ... Unsere Regierung schätzt den Schaden, der durch Holzschmuggel entsteht, auf sechshundert Millionen Dollar im Jahr. Aber wir sind auch noch auf anderen Gebieten tätig ... Vor Kurzem haben wir uns die Schwarzhändler vorgenommen, die Tiger töten, um aus ihnen Pseudoheilmittel herzustellen und sie unter der Hand zu verkaufen. Tiger und die letzten großen Affen, unsere nächsten Verwandten. Laut einem amerikanischen Ökologen kann man davon ausgehen, dass wir bis zur Mitte des einundzwanzigsten Jahrhunderts die Hälfte der lebenden Tierarten ausgerottet haben.«
    Er griff nach seinem Füllhalter und spielte einen Moment damit, bevor er weitersprach:
    »Wir müssen sehr wachsam sein, Monsieur Sénéchal, denn die Interessengruppen - die Gruppen, deren wenig ehrenhafte Geschäfte wir stören - geben sich nicht mehr mit dem Versuch der Einflussnahme zufrieden. Inzwischen beginnen sie sogar, unsere Institution zu unterwandern. Und das ist neu.«
    Sénéchal hatte sein mit einem Gummiband geschlossenes schwarzes Notizbuch hervorgeholt.
    »An welchen Akten arbeitete Monsieur Mahakam?«
    »Ich habe mir erlaubt, ein Memorandum für Sie vorzubereiten. Dort finden Sie alle Informationen. Falls Sie zusätzliche Fakten benötigen, können Sie sich gerne an mich wenden.«
    Bedächtig nahm er den gelben Aktenordner vom Schreibtisch, um ihn Sénéchal zu geben. Doch dann besann er sich und legte ihn wieder zurück.
    »Ach ja! Das Dossier enthält auch ein Papier, das wir in Mahakams Schreibtisch gefunden haben. Es ist seine Handschrift. Mir ist nicht klar, was es zu bedeuten hat ... Und ich hielt es auch nicht für nötig, seiner Witwe davon zu berichten ... Die arme Frau ... Der Text ist auf Indonesisch verfasst und ziemlich verrückt. Das hier ist eine Fotokopie. Das Original wurde meines Wissens nie gefunden.«
    Nun reichte er seinem Gesprächspartner den gelben Ordner.
    Er enthielt verschiedene nummerierte Hüllen. In der ersten befand sich nur ein einziges Blatt Papier, auf dem in großen Buchstaben ein englischer Text stand.
     
    1 Je mehr externe finanzielle Unterstützung ein Umweltschutzprojekt erfährt, desto größer ist das Risiko der Veruntreuung dieser Gelder.
    2 Je weniger ein Staat in Umweltschutzprojekte im eigenen Land eingebunden ist, desto häufiger kommt es zu Korruption und erheblicher Dezimierung der Spezies.
    3 Je mehr

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