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H2O

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Titel: H2O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patric Nottret
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stößt ein entsetztes Wimmern aus.
    Der Mann mit den Verbänden springt auf. Das Küchenmesser in der Hand, läuft er zur Tür, um seiner Beute den Weg zu versperren.
    Der Arzt macht kehrt, rennt Zur Fenstertür und schreit:
    »Nein! Ich habe doch meinen Job erledigt!«
    Bei dem Aufprall gibt das morsche Geländer nach. Der kleine Mann stürzt kopfüber ins Leere und landet, die Handfest um den Griff des Arztkoffers geklammert, Zwei Meter tiefer auf dem Dach der Veranda. Er rutscht die Dachziegel entlang, fällt weiter und findet sich neben dem Motorrad im Gras wieder.
    Der Mann in seinem Zimmer starrt auf das Zerbrochene Gitter, öffnet dümmlich den Mund und lässt das Messerfallen. Er stürzt zu seinem Bett, wühlt fieberhaft unter der Matratze und zieht einen schwarzen Revolver hervor. Ein Rohr rollt klirrend über den Boden.
    »Scheiße, der Schalldämpfer! Scheiße, zu spät ...«
    Er springt ans Geländer und brüllt:
    »William! William, ich hab ihn nicht erwischt!«
    Breitbeinig auf dem wackligen Vorbau stehend, eröffnet er mit der kurzläufigen .44er das Feuer. Dachziegel zerspringen, irgendwo prallt pfeifend eine Kugel ab. Stakkatoartig hallen die Detonationen im Hof wider.
    Dusung hat den Einschlag gespürt. Die Wärme verteilt sich in seinem Arm. Panisch rennt er zu seinem Auto. Ein anhaltender schriller Ton dringt aus dem Schuppen. Er streckt die Hand nach der Fahrertür aus. Im selben Moment öffnet sich Quietschend die Schuppentür.
    Er wirbelt herum. Ein Schatten fällt auf ihn. Der Mann ist riesig, er hält etwas in den Händen ...
    Der kleine Arzt hält schützend das Köfferchen vor seinen Oberkörper und schließt die Augen.
    Der Riese hebt das Eisen über seinen Kopf, stößt einen Schrei aus wie ein Holzfäller und rammt es mit unglaublicher Brutalität in den Koffer. Die Metallstange durchstößt erst den Koffer und dann Dusungs Brust.
    Dieser blickt fassungslos auf die Stange, die sich durch seinen Koffer bohrt. Dann wird sein Gesicht sehr müde. Er macht eine leichte Geste mit seinem verletzten Arm und murmelt traurig:
    »Ich habe doch meinen Job erledigt ...«
    Sein Kopf schwankt, aus seiner Kehle dringt ein gurgelndes Geräusch, dann rührt er sich nicht mehr. Seine Augen bleiben geöffnet. Ein Blutfaden sickert aus seinem Mund auf die Hände, die noch immer das Köfferchen umklammern, das mit ihm Zusammen aufgespießt ist.
    Knirschend kratzt die Metallstange an der Karosserie entlang, während er langsam ins Gras sinkt.
 
    Wenige Minuten später färbt sich das Haus plötzlich glutrot. Die Arbeiter, von den Schüssen und dem Rauch angelockt, machen am Tor des Anwesens kehrt und suchen so schnell wie möglich das Weite.
    Unter dem Druck des Gases fliegt das Dach in die Luft und setzt Hunderte kleinerFlammenfrei, die in der Dämmerung in einem prachtvollen Feuerwerk auflodern.
    Das Autowrack im Hof ist filmreif erleuchtet. Sein verkohlter Besitzer, der noch immer die Reste seines Köfferchens festhält, scheint mit seinen geschwärzten Zähnen alle Welt anzugrinsen.

19
 
 
 
    Als er die Maschine auf dem Flughafen Sukamo verließ, schlugen ihm die feuchte Hitze und der Geruch von Nelkenzigaretten entgegen. In der Menge hielt ein zierlicher Mann mit wirrem Haar und dunklen Augenringen ein Schild mit der Aufschrift »FREDE« hoch. Sénéchal eilte auf ihn zu. Der Indonesier schüttelte ihm lange die Hand und stellte sich als Mitarbeiter des Umweltprogramms der Vereinten Nationen vor.
    Während der Fahrt nach Jakarta redete er pausenlos, während er in dem stockenden Verkehr auf der Autobahn regelmäßig die Hupe betätigte.
    »Monsieur, willkommen in Jakarta, der Stadt der Superlative ... der reichsten, der am dichtesten bevölkerten, der schmutzigsten, teuersten, ärmsten, korruptesten aller Städte ... In der Stadt, in der sich unendlich viele Ethnien vermischen ... Die Inselgruppe zählt mindestens zweihundert Volksgruppen. Natürlich begegnet man auf der Hauptstraße Jalan Thamrin nur selten einem Papua aus Irian Jaya, aber hier trifft sich alle Welt, Amerikaner, Europäer, Asiaten, Hindus, Buddhisten, Islamisten, Animisten und was weiß ich wer noch. Die Stadt erstreckt sich über zwanzig Kilometer, und ich würde Ihnen nicht raten, sich nachts allein hinauszuwagen, mögen Sie auch noch so groß und kräftig sein. Zum Glück liegen unsere Büros im Geschäftsviertel.«
    Sie erreichten die Vororte und fuhren dann in die Stadt ein. Der Inspektor war verblüfft über das bunt

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