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H2O

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Titel: H2O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patric Nottret
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gefährlich.«
    »Ach, das finden Sie auch? Dann sollten Sie jetzt besser nicht mal mit dem Ohr wackeln, denn sonst lege ich Sie auf der Stelle um, Sie Arschloch. Und geben Sie Ihre Knarre her ... Sie haben doch eine, oder?«
    Sein pausbäckiges Gesicht hatte sich gerötet. Die Waffe, die er in der Hand hielt, ähnelte einer überdimensionalen Automatikpistole, doch der unter dem Lauf befestigte Griff deutete darauf hin, dass man sie mit beiden Händen halten musste, um mehrere tödliche Schüsse pro Sekunde abzugeben.
    Sénéchal hob besänftigend seine Pranke und erklärte so überzeugend wie möglich:
    »Charlie, fuchteln Sie nicht so mit dem Ding herum. Beruhigen Sie sich ... Übrigens trage ich keine Waffe, ich verabscheue das ... Es gibt da offenbar Missverständnisse, lassen Sie uns alles noch mal in Ruhe durchsprechen.«
    »Schnauze, Idiot. Hans ist im Moment an Deck beschäftigt, aber er kommt auch gleich. Sie gehen uns schon eine ganze Weile auf die Nerven!«
    »Ich möchte Sie daran erinnern, dass ich Polizist bin, Charlie, und dass es sehr, sehr schlecht ankommt, wenn man so jemanden tötet. Warum legen Sie nicht lieber einen ganz normalen Passanten um? Vielleicht einen Depressiven, der keine Familie hat.«
    »Sie wollen mich wohl zum Lachen bringen, was? Da können Sie lange warten.«
    Designe warf ihm einen giftigen Blick zu. Seine Hand, die die Heckler & Koch hielt, wirkte jetzt sicherer. Sénéchal starrte wie hypnotisiert auf den Lauf. Ganz ruhig. Wenn dieser Typ wirklich die Absicht hätte, mich Zu töten, hätte er es längst getan. Und warum hat er es nicht getan? Um seinen schönen Teppich nicht Zu ruinieren? Weil ich etwas gesagt habe, was ihn nervös macht? Ganz ruhig ... Worauf wartet er tatsächlich? Auf Ziegler? Ich muss ihn ansehen, nicht seine Knarre ... weiter mit ihm reden ...
    »Wissen Sie, Charlie, eine ganze Menge Leute wissen, dass ich an Bord dieser Jacht bin, und ich ...«
    »Halten Sie die Klappe! Halten Sie die Klappe, ich will nichts mehr hören! Und nennen Sie mich nicht Charlie!«
    Sénéchal meinte, von draußen ein Geräusch zu vernehmen, ein entferntes Plopp. Aber der Mann, der ihn bedrohte, schien nichts bemerkt zu haben.
    Designe atmete tief durch. Er rieb seine linke Hand an seinem Hemd und legte sie dann um den Griff unter dem Lauf, um die Waffe zu stabilisieren.
    »Armseliges Polizistenarschloch, wir haben Pläne, Ziegler, unsere Freunde und ich. Wunderschöne Pläne. Pläne für Leute unseres Alters, die noch jung sind, aber Bescheid wissen. Wir arbeiten viel für diese Projekte, und wir sind stolz darauf. Wir gehören nicht zu den Leuten, die sich vom Leben aus der Bahn werfen lassen. Zu den Verlierern. Nein. Wir haben ein Unternehmen. Kunden, Aktionäre, Verantwortung. Wir sind keine bekloppten Bullen, die am Monatsende ein miserables Gehalt dafür bekommen, dass sie anderen auf die Nerven gehen. Wir sitzen nicht mit offenem Mund da und warten darauf, dass der Staat uns durchfüttert. Kapieren Sie das?« Er schwitzte und lief erneut rot an. »Also finde ich es sehr enttäuschend, dass ein Typ wie Sie, der in seinem ganzen Leben nicht das geringste finanzielle Risiko eingegangen ist, hierherkommt, um uns Steine in den Weg zu legen!«
    Er nickte betrübt.
    »Während wir uns zu Tode arbeiten, um komplizierte Projekte zu entwickeln, von denen Sie nicht die leiseste Ahnung haben! Aber lassen Sie sich gesagt sein: Ich habe kein Mitleid, wenn Leute, die uns unsere Pläne vermasseln wollen, Probleme kriegen. Ich sage: Das ist normal!«
    Seine Stimme wurde schrill, der Lauf seiner Waffe zielte jetzt auf das Gesicht des Umweltinspektors.
    »Und Sie haben jetzt ein Problem, Ökobulle. Das ist normal!«
    »Gut, gut«, sagte Sénéchal, als würde er eine ganz normale Generalversammlung eines ganz normalen Betriebs schließen. »Haben Sie sich alles von der Seele geredet, Charlie?«
    Er seufzte und erhob sich mühsam aus seinem Sessel, so als wollte er gehen.
    »Wenn Sie rauchen wollen, tun Sie sich keinen Zwang an.«
    Unwillkürlich warf Designe einen Blick auf sein Zigarettenetui. Der Umweltinspektor riss ihm die Waffe aus der Hand und schleuderte sie ans andere Ende der Bar.

54
 
 
 
    Verdutzt starrte Charlie auf den schwarzen Gegenstand, der in einer Ecke des Raums gelandet war. Dann erst dämmerte ihm, was passiert war. Der Riese, der vor ihm stand, schien sich für nichts mehr zu interessieren, so als beobachtete er von den Kulissen aus ein Theaterstück, in dem er

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