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Hab ich selbst gemacht

Hab ich selbst gemacht

Titel: Hab ich selbst gemacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Klingner
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fabriziert hatte.
    Irgendwann hatte ich es kapiert. Leider dachte ich, nachdem ich die grundlegendsten Sachen wusste, dass es damit auch gut sei, und nähte einfach drauflos. Dabei produzierte ich über die Jahre ein paar nette Teile, aber ungleich viel mehr Schrott. Sobald ich mal eigene Ideen zu einem Kleidungsstück machen wollte, war die Hose nicht zu tragen, weil die Schrittnaht bei jeder Bewegung knirschte, oder ich konnte meine Arme nicht heben, weil ich den Ärmelausschnitt eines Oberteils nicht weit genug gemacht hatte. Das war frustrierend. Wenn etwas mal wirklich gut werden musste, nahm ich einen Fertigschnitt, konzentrierte mich, alles genau nach Anleitung zu nähen, und ließ mir vor allem von meiner Mutter helfen. Ich habe mir zu meinem Abiturball ein Kleid genäht und zur Hochzeit meiner Schwester auch. Beide sind sehr hübsch geworden und passten hervorragend. Allerdings nur, weil mir auch da meine Mutter half und in Teilen sogar vollständig das Nähen übernahm.
    Im Grunde lief es in den 19 Jahren immer so: Ich legte mit großem Enthusiasmus los, scheiterte dann an irgendeinem Problem, ließ das halb fertige Teil im Schrank verschwinden oder nähte es noch lustlos zu Ende, um es dann nur einige wenige Male anzuziehen, bevor ich mich endgültig zu sehr für die verzuppelten Nähte schämte oder das Zwicken nicht mehr hinnehmen wollte. Deswegen sind 90 Prozent der Dinge, die ich seit dem Anfangsenthusiasmus meiner Jugendtage – und dem anschließend folgenden Scheitern – genäht habe, Kissenbezüge, Vorhänge, Tischdecken. Im Ausnahmefall mal ein Beutel oder ein kleines Täschchen.
    Aber ich will die Faszination zurück, die Begeisterung, die ich als Kind gefühlt habe. Also lerne ich in diesem Jahr das Nähen noch mal neu, vom eigenen Entwurf bis zur fertigen Klamotte. Diesmal kriege ich das hin. Ganz bestimmt.

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Tag 18
»Babyweiche-Füße«-Balsam
    Im »Big-Ass Book of Crafts« habe ich ein »Rezept« gefunden, das mir genau das richtige für diesen Winter erscheint, in dem ich jeden Abend mit kalten Füßen verbringe – solange ich sie nicht zusammen mit einer Wärmflasche in eine dicke Decke wickle. Es ist eine Anleitung, wie man kalte, steife Füße warm und weich kriegt. Mit Fußbalsam nämlich. Babyweich, wie der Autor behauptet.
    Vor allem aber ist das Rezept ganz einfach, es besteht aus »petroleum jelly« und ein paar Tropfen »peppermint oil«, also Pfefferminzöl. Nur: Was zur Hölle ist petroleum jelly?
    Petroleum kenne ich bisher nur im Zusammenhang mit alten Lampen – aber in Kombination mit jelly, also Gel, Gelee, ergibt es für mich einfach keinen Sinn. Im Englischwörterbuch finde ich den Begriff auch nicht.
    Ich tippe ihn ins Online-Wörterbuch ein und siehe da, es ist ganz einfach: Vaseline. Klar, eine sinnvolle Basis für einen Fußbalsam. Allerdings: Gilt es wirklich schon als »selbst gemacht«, wenn ich die Vaseline schmelze und mit ein paar Tropfen Aromaöl vermische? Normalerweise sind doch die Zutatenlisten auf Kosmetikprodukten so unendlich lang, dass genau daraus das Bedürfnis entsteht, sie selbst zu machen – um kontrollieren zu können, was man sich so auf die Haut schmiert.
    Könnte ich also vielleicht auch die Vaseline selbst machen? Ich schaue im Lexikon nach, was Vaseline eigentlich ist, und dort steht: »(…) ein salbenartiges Gemisch aus festen und flüssigen Kohlenwasserstoffen (…) Vaseline wird zum Beispiel aus Rückständen bei der Erdöldestillation gewonnen.« Okay, das ist also eher nichts zum Selbermachen. Aber eine andere Frage geht mir dafür jetzt im Kopf herum: Ist es eine gute Idee,sich etwas auf die Füße zu schmieren, das bei der Erdölverarbeitung entsteht? Einerseits stellt sich bei mir Ekel ein. Andererseits: Hat nicht unser halber Alltag irgendwie mit der Erdölproduktion zu tun? Ich meine, sogar für die Kunststoffe, aus denen Kaugummi hergestellt wird, braucht man Erdöl.
    Und dann gefällt mir die Geschichte ganz gut, die ich im Internet finde: wie Vaseline entdeckt wurde. Nämlich in den 1860ern von einem verarmten Chemiker, der zufällig eine Schmiere an den Fördergestängen der Bohrtürme entdeckte – und dass Wunden der Ölarbeiter mit dieser Schmiere schneller heilten. Deswegen nannte er das Zeug auch »Petroleumgallert«, auf Englisch »petroleum jelly«.
    Also besorge ich mir im Drogeriemarkt eine Dose Vaseline, Pfefferminz- und Zitronenöl, kratze die Vaseline mit einem Löffel heraus und fülle sie in ein kleines

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