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Hab ich selbst gemacht

Hab ich selbst gemacht

Titel: Hab ich selbst gemacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Klingner
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Einweckglas. Das stelle ich in einen Topf mit kochendem Wasser auf den Herd und warte, bis sie schmilzt. Ich nehme das Glas heraus, zähle ein paar Tropfen Pfefferminz- und ein paar Tropfen Zitronenöl ab und rühre sie vorsichtig, aber ausdauernd unter – bis ich das Gefühl habe, dass sich die Duftöle wirklich gut vermischt haben. Wenn zwei so ölig-schmierige Massen aufeinandertreffen, ist es ganz schön schwierig zu entscheiden, ob die jetzt wirklich eins geworden sind.
    Relativ schnell wird die Masse fest. Schon nach einer Stunde hat die Vaseline wieder Vaseline-Form. Deswegen lasse ich mir vor dem Schlafengehen noch ein Fußbad ein, weiche die kalten Füße ausgiebig ein, trockne sie dann ab und knete sie mit der pfefferminzig-zitronig duftenden Vaseline kräftig durch. Und wirklich: Als ich im Bett liege, kribbeln meine Füße wohlig und glühen richtig. Vielleicht lässt die Fettschicht, in die sie jetzt gehüllt sind, einfach keine Körperwärme mehr heraus.
    Spätestens jetzt ist es mir ziemlich egal, ob es nun als selbst gemacht gilt oder nicht, wenn die Vaseline gekauft ist.

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Tag 24
Garagendachpläne
    Sie hat Ja gesagt! Meine Vermieterin hat Ja gesagt zum Gemüse auf dem Garagendach, und ich mache Pläne, wie viele Kisten, Töpfe und Kübel ich brauche, was ich aussäen werde und wann das überhaupt passieren muss.
    Ich habe mir eine Liste gemacht:

    Ich freue mich immer noch über die Entdeckung, dass man Gemüse auch in Kübeln, Töpfen und Kisten anbauen kann. Am liebsten würde ich gleich anfangen, allerdings ist heute der 24. Januar, und draußen liegen fünf Zentimeter Schnee – wohl kaum die richtigen Bedingungen für einen ersten Tag im Garten.
    Ich kann mir aber schon mal Gedanken über meinen Zeitplan machen. Ich habe nämlich nicht die geringste Ahnung, wann welche Pflanzen ausgesät oder gesetzt werden müssen. Ich suche im Internet nach einem Saat- und Pflanzkalender, so richtig gute gibt es dort allerdings nicht. Aber ich weiß, wen ich fragen kann: die Mutter des Mannes. Als ich sie anrufe, sagt sie mir, dass ich von ihr zwei alte Gartenbücher haben könne – eines davon mit einer großen Tabelle ausgestattet, in der alle Pflanzen fein säuberlich aufgeführt sind und was in welchem Monat zu tun ist.
    Mein heutiger Gartenenthusiasmus muss genutzt werden, ich will sofort diese Bücher! Ich fahre also aufs Land zu den Eltern des Mannes, der einen Großteil des Tages beim Fußball verbringen und mich deswegen nicht vermissen wird.
    Als mir die Mutter des Mannes die Bücher in die Hand drückt, muss ich erst mal ein Lachen unterdrücken: »Das große Buch vom Leben auf dem Lande. Ein praktisches Handbuch für Realisten und Träumer« und »Selbstversorgung aus dem Garten. Wie man seinen Garten natürlich bestellt und gesunde Nahrung erntet«. Sie sind beide von John Seymour, der auch so schöne Bücher wie »Vergessene Künste« und »Vergessene Haushaltstechniken« herausgegeben hat.
    Die Mutter des Mannes erzählt mit leuchtenden Augen, sie habe durch diese Bücher alles gelernt, was sie wissen musste, als sie vor 30 Jahren aufs Land zog. Mit »Realisten und Träumer« muss John Seymour Menschen wie sie gemeint haben. Sie war extrem engagiert in der Umweltbewegung und sah den Umzug aufs Land tatsächlich als Möglichkeit, sich aus dem Garten selbst zu versorgen.
    Vom Mann kenne ich – für ihn traumatische, für mich extrem unterhaltsame – Geschichten von selbst geschrotetem Müsli, Mäusen in Getreidesäcken und sich über Wochen hinziehenden Perioden, in denen es täglich Zucchini aus dem eigenen Garten gab.

    Jetzt, da seine Mutter in mir eine Verbündete in Sachen Gemüseaufzucht sieht, nimmt sie mich unter ihre Fittiche. Gut für mich, denn ich bekomme von ihr noch mehr als guten Rat: Sie bietet mir die Komplettausstattung für meinen Gemüsegarten an.
    Das erleichtert meinen Gartenstart immens. In den letzten Wochen habe ich nämlich schon überlegt, woher ich Pflanzgefäße bekommen könnte und hatte mir vorgenommen, bei verschiedenen Bäckereien nach aussortierten Brotkisten zu fragen – die aus Plastik mit den vielen kleinen Löchern. Oder in Weinhandlungen alte Weinkisten für ein paar Euro zu kaufen, die ich mit Öl wetterfest hätte machen können. Und ich hätte wohl einige Streifzüge durch die Stadt unternommen, um in Baustellencontainern nach kaputten Eimern und Ähnlichem zu suchen. Denn ich hatte nicht vor, im Gartenmarkt ein Monatsgehalt für Ton- und

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