Hab ich selbst gemacht
rein in das Öl, und schon sprudeln viele kleine Blasen nach oben. Es geht los.
»Magst du mitfrittieren?«, brülle ich Richtung Wohnzimmer, wo der Mann noch vor dem Fernseher sitzt.
»Was muss ich machen?«, schreit er zurück.
»Die Zeit stoppen! Die sollen immer eine Minute lang im Öl sein«, rufe ich über meine Schulter.
»Schrei doch nicht so«, sagt der Mann, der plötzlich hinter mir steht.
»Also, du stoppst und sagst ›Auf die Plätze, fertig, los!‹.«
»Drei, zwei, eins«, zählt der Mann, ich nehme einen der Klopse vorsichtig in die Hand, trotzdem bekommt er sofort Dellen, so zart ist der Teig. »Los!« Ich lasse den Klops ins Öl fallen, es spritzt nach allen Seiten, und sofort sprudelt das Öl um den Teigklops herum. Und nach und nach wird die untere Hälfte des Krapfens braun. Als die Frittierminute zu Ende geht, zählt der Mann wieder seinen Countdown und als er bei »Eins! Bitte wenden!« angekommen ist, drehe ich den Krapfen mit zwei Holzlöffeln um.
Eigentlich dachte ich, dass dieser weiße Rand in der Mitte der Krapfen immer dadurch zustande kommt, dass der Teigball eben nicht ganz bis zur Hälfte versinkt. Aber unser erster Krapfen wird keinen Rand bekommen. Er wird von beiden Seiten genau bis zur Mitte gebräunt. Als ich ihn aus dem Öl fische und auf das Gitter mit dem Küchenpapier lege, finde ich, dass das, was ich da gerade produziert habe, überhaupt nicht wie ein Faschingskrapfen aussieht. Es ist eher ein rundes braunes Ding mit Dellen, das kräftig nach Frittierfett riecht.
Jetzt, da ich es ausprobiert habe, muss ich sagen: Frittieren ist mit Abstand die unattraktivste Art der Speisenzubereitung, zumindest in der eigenen Küche. An der Imbissbude bin ich für Backfisch, Pommes, Quarkbällchen immer zu haben. Aber beim heimischen Frittieren steht da ein Topf Öl auf dem Herd, um die Herdplatte herum bilden sich kleine schmierige Pfützen, man fischt sein Essen aus dieser Masse Fett, muss es erst einmal abtropfen lassen und kann es dann ohne medikamentöse Hilfe trotzdem nicht problemlos verdauen. Und in der ganzen Wohnung riecht es wie in einer Pommesbude.
Der Mann zählt noch 27 Mal einen Countdown, neun Mal lasse ich einen Teigklops ins Öl fallen, neun Mal drehe ich den Krapfen um, neun Mal fische ich ihn vorsichtig aus dem Öl. Am Ende liegen zehn komisch aussehende Pfannkuchen Schrägstrich Krapfen auf dem Gitter, alle etwas unterschiedlich braun. Die, bei denen wir die Temperatur ein wenig runtergedreht haben, weil das Öl wie verrückt sprudelte, sind zu blass, die anderen sind so dunkelbraun, wie Krapfen eigentlich nicht sein sollten.
»Die sehen doof aus«, bemerkt der Mann.
Hm. Ich würde die Krapfen gern verteidigen, aber er hat leider recht. »Wie kriegen wir jetzt eigentlich ohne Spritze die Marmelade in die Pfannkuchen?«, frage ich.
»Aufschneiden und reinschmieren?«
»Das ist doch blöd. Wer will denn einen Pfannkuchen, der aussieht wie eine Pausenschrippe?«
»Lass uns das morgen überlegen, ich bin müde«, sagt der Mann, »außerdem heißt es Krapfen.« Er verlässt die Küche. Ich gehe ihm hinterher, putze meine Zähne, und dann habe ich die entscheidende Idee: Mit einem Strohhalm!
Ich gehe noch mal in die Küche, nehme mir das Glas Erdbeermarmelade, das im Kühlschrank steht, schneide einen Strohhalm in der Mitte durch, stecke ihn in die Marmelade, schlucke kräftig, um die Spucke von Marmelade und Krapfen fernzuhalten, und ziehe dann beherzt am Strohhalm,bis sich die Marmelade in Bewegung setzt. Ganz langsam in Richtung meines Mundes. Als der Strohhalm fast voll ist, ziehe ich ihn aus dem Glas und zwischen meinen Lippen hervor, stecke ihn in einen Krapfen und puste. Puste, so doll ich kann, und endlich setzt sich die Erdbeermarmelade in Bewegung. Strohhalm für Strohhalm entleere ich so in die Krapfen. Als jeder eine Erdbeermarmelade-Strohhalm-Füllung bekommen hat, gehe ich mir noch mal die Zähne putzen und schlüpfe ins Bett.
»Wo warst du so lange?«, murmelt der schon halb schlafende Mann.
»Ich habe die Pfannkuchen gefüllt.«
»Und wie?«
»Mit dem Strohhalm. Marmelade einsaugen und rauspusten.«
»Das klingt ekelhaft«, schließt der Mann, gibt mir einen Gutenachtkuss und dreht sich um.
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Tag 47
Soll doch der Bäcker die Krapfen machen
Heute Morgen beim Frühstück dann sagt der Mann: »Wir müssen einen Krapfen probieren! Wir können die nicht mitbringen, ohne sicher zu sein, dass sie schmecken.« Ich vermute zwar andere,
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