Hab ich selbst gemacht
Muffin ist oder ob dieser Muffin am Morgen begrüßt wird, steht im Kochbuch der Londoner Imbisskette Leon, das ich zum letzten Geburtstag von Londoner Freunden geschenkt bekommen habe. Ihnen war nicht entgangen, dass ich ein großer Fan dieses Imbisses bin. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass Leon keine Pommes- oder Currywurstbude ist, sondern ein Öko-Imbiss, in dem es wirklich gutes Essen gibt. Zum Beispiel Couscous mit marrokanischen Fleischbällchen oder ein Gericht namens »Leon’s Gobi«, ein Curry mit Blumenkohl, Ingwer und Mandeln. Das Essen wird als Take-away in Recyclingpappbehältern über den Tresen gereicht, dazu gibt es frisch gepresste Säfte und anschließend die besten Brownies, die ich in meinem Leben gegessen habe. Leon ist quasi der Selbermacher unter den Imbissbuden und hat mich mit diesem Konzept gleich bei meinem ersten Besuch zum »Stammgast« gemacht – einmal im Jahr, wenn ich in London bin, gehe ich dorthin.
Und genauso gut wie dieser Laden ist das Leon-Kochbuch. Voll mit Geschichten, Kinderfotos und Anekdoten – ein Familienalbum mit Rezepten. So sollten Rezeptbücher immer sein. Ich frage mich, ob wir die Engländer in Sachen Essen nicht vielleicht doch unterschätzen – immerhin sind auch Jamie Olivers Kochbücher so schön und aufwendig gestaltet. Solche Kochbücher könnten den Spaß am Kochen retten, denke ich mir. Gerade erst habe ich gelesen, dass die Zahl derer, die wirklich kochen können oder wenigsten können wollen, immer weiter zurückgeht, ein Viertel der Deutschen kocht überhaupt nicht. Ich gehöre zu dem Viertel der Bevölkerung, das begeistert kocht, zumindest am Wochenende. Keine aufwendigen Menüs, eher bodenständige, vegetarische Küche, aber mit großem Spaß. Und mit guten Kochbüchern macht es noch mehr Spaß.
Die Brownies aus dem Leon-Buch – »The Leon Better Brownie« – habe ich bereits nachgebacken, und nur die Sorge um meinen Cholesterinspiegel hält mich davon ab, sie jede Woche zu backen. Nun haben es mir die Muffins angetan, deswegen trage ich in meinem Einkaufsbeutel vergnügt die Muffinform nach Hause.
Außerdem habe ich Eier, Äpfel, Bananen, Dinkelvollkornmehl, Kleie und Mandeln eingekauft – ja, diese Muffins sind gesund. Wie es im Buch heißt: »Dies ist ein Rezept, bei dem man sich nicht zwischen Geschmack und Gesundheit entscheiden muss.« Wir werden sehen.
Der Mann kommt nach Hause.
»Hilfst du mir beim Backen?«, frage ich.
»Was soll ich machen?«
»Den Apfel hier zu Kompott verarbeiten?«
»Wenn du mir sagst, wie?«
»Schälen, entkernen, klein schneiden und mit einem Klecks Wasser heiß machen. Deckel drauf, Hitze aus, stehen lassen.«
»Krieg ich hin.«
Wenn es um Süßes geht, ist der Mann offen fürs Kochen. Offener als sonst zumindest. Schon mehrmals hat er – stets folgenlos – angekündigt, sich in Zukunft ums Backen zu kümmern. Vor ein paar Wochen erklärte er dann fröhlich, er werde erst im kommenden Jahr zu unserem offiziellen Haushaltsbäcker. In diesem Jahr müsse ja ich alles selber machen.
Ich schlage die Eier, gebe Öl dazu, Vanille, eine zerquetschte Banane und etwas Ahornsirup. Das Apfelkompott müsste jetzt eigentlich untergemixt werden, aber der Mann braucht noch fünf Minuten. Er ist in der Küche eher der langsame und gründliche Typ. Vor allem der langsame.
Ich wasche erst einmal meine neue Muffinform ab, fette die Kuhlen mit Butter und heize den Ofen vor. Auf unserer kleinen roten Plastikküchenwaage mische ich Mehl, Kleie, etwas Zucker, Backpulver, Natron und Zimt. Als der Mann fertig ist, rühre ich die Apfelsoße in das Eier-Öl-Gemisch und anschließend die trockenen Zutaten unter. Zum Schluss werfe ich eine Handvoll grob gehackte Mandeln in den Topf, rühre noch einmal um und fülle dann gemeinsam mit dem Mann und zwei Löffeln Muffinkuhle für Muffinkuhle.
Besonders appetitlich sieht es im Moment nicht aus: eine braune Masse mit Stückchen, matschig und platt in zwölf runden Förmchen. Die überraschend randvoll sind, obwohl das Rezept nur für acht Muffins sein soll.
Was für ein Unterschied eine halbe Stunde später: Die Muffins sind bombastisch aufgegangen, haben riesige, goldbraune Kappen, in der Mitte etwas aufgerissen – die Good Morning Muffins sehen aus wie gemalt. Ich klatsche in die Hände, fingere einen heißen Muffin aus der Form, breche ihn in der Mitte durch und gebe die Hälfte dem Mann. Wir beißen hinein.
»Mhhh«, höre ich ihn brummen. Und mir ist in diesem Moment
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