Hab ich selbst gemacht
brauche ein paar Sachen für den Garten: eine Schippe, eine Hacke, ein paar Handschuhe, eine Gartenschere. Die Basics eben. Und ich will eine Gartenschürze!
»Du hast recht«, sage ich zum Mann, gebe ihm einen Kuss und strahle ihn an.
Anstatt meinen Abend seufzend am Fenster zu verbringen, hole ich mir einen Notizblock, ein Kleidermaß und einen Stift. Ich messe meinen Hüftumfang aus und die Länge und Breite, die die Schürze haben soll. In meinem Gartenbuch habe ich neulich eine Schürze gesehen, die mir gefällt,mit vielen Fächern und Ösen. Sie sah eher aus wie ein Werkzeuggürtel als wie eine Kittelschürze, wie sie viele Omis im Garten anhaben. Mein erster Gedanke war: ›So eine Schürze muss ich mir unbedingt kaufen.‹ Dann sprang mein mittlerweile ganz gut trainierter Selbermach-Reflex an: Wenn du diese Schürze haben willst, musst du sie dir selbst nähen.
Eine ganz neue Konsumerfahrung ist das: sich nicht im Internet oder in Geschäften auf die Suche nach etwas zu begeben, sondern mit Stoff und Schere selbst loszulegen. Gleichzeitig weiß ich, dass ich genau die Schürze bekommen werde, die ich gern haben möchte. Ich muss nicht irgendeinen Kompromiss nehmen, sondern kann die Größe jeder Tasche und das Muster der Schürze ganz allein bestimmen. Alles, was ich mir selber mache, ist genau so, wie ich es gern haben will – auch wenn es vielleicht mal ein bisschen schief wird oder nach zwei Wochen wieder auseinanderfällt.
In einer meiner Kisten habe ich noch einen Rest sehr dicken Baumwollstoff, der Utensilien wie eine Gartenschere aushalten dürfte. Also schneide ich daraus drei Streifen zu: einen sehr langen, schmalen für den Gürtelteil, und zwar so lang, dass ich die beiden Enden hinten nur kreuze und vorn am Bauch verknoten kann. Das ist praktischer. Außerdem ein breites Stück Stoff für die hintere Lage der Schürze und ein etwas schmaleres, aber ein paar Zentimeter längeres Stück Stoff für die Vorderseite.
Ich fasse die Ränder mit Zickzackstich ein, stecke kleine Falten in zwei der Taschen ab, nähe beide Schürzenteile aufeinander und versäubere die Kanten. Dann schlage ich den Stoff für den Gürtel zwei Mal längs ein, fasse mittig den Schürzenteil ein und steppe alles fest.
In weniger als einer Stunde habe ich meine perfekte Gartenschürze.
Blöd nur, dass mir erst jetzt auffällt, dass ich die Schlaufen, die ich gern auch an meiner Schürze hätte, besser vor demZusammennähen aller Teile auf den hinteren Schürzenteil genäht hätte. Denn jetzt muss ich die Schürze ziemlich verkrampft unter dem Nähfüßchen hin und her schieben, während ich versuche, die Ösen halbwegs elegant anzunähen – obwohl das Nähfüßchen ständig in einer der Taschen hängen bleibt oder am Saum des Schürzenbandes und deshalb nicht weiternähen will. Ein bisschen schief und krumm sieht das Ergebnis aus, aber trotzdem habe ich jetzt meine drei Schlaufen an der Gartenschürze.
Ich binde sie mir um und gehe zum Mann, der lesend auf dem Sofa sitzt: »Schau her, hier kommt die Gartenschere rein, ich habe extra eine Falte eingenäht, damit sie genug Platz hat, hier in die Schlaufe kann ich einen Schmutzlappen reinhängen, in diese Tasche hier kommen Kleinigkeiten wie Samentütchen oder Strippe. Und in das große Fach hier kommt die Ernte.« Ich lege meine Hand in das große Mittelfach. »So groß wie eine Zucchini.«
»So, so, die Ernte also.« Der Mann grinst mich an. »Du denkst aber schon weit voraus.«
»Klar. Ich will vorbereitet sein, wenn wir kiloweise Zucchini ernten«, sage ich. »Vielleicht muss ich dir ja noch einen Beutel nähen, damit wir unsere Ernte überhaupt tragen können.«
Der Mann schaut mich entsetzt an und lacht erst, als ich ihm in die Seite knuffe.
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Tag 64
Guten Morgen, Muffin!
Ich habe seit Jahren drei Kuchenformen im Schrank stehen: eine runde Springform, eine Kastenform und eine Gugelhupfform – Letztere habe ich mir eigentlich nur schenken lassen, weil ich Gugelhupfe so schön finde. Gebacken habe ich damit genau ein Mal.
Heute habe ich mir in der Mittagspause meine vierte Kuchenform gekauft, eine für Muffins. Ich weiß schon, der Muffinhype ist seit Jahren vorbei. Aber ich hänge gerne mal hinterher, bin ein late adopter. Außerdem, Trend hin oder her, ich habe in meinem neuen Koch- und Backbuch ein Rezept entdeckt, das ich ausprobieren muss: »Good Morning Muffin!« Das Rezept mit dem Ausrufezeichen, das offenlässt, ob es einfach nur ein imperativer
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