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Hab ich selbst gemacht

Hab ich selbst gemacht

Titel: Hab ich selbst gemacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Klingner
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Jahre mal zu einem Modellfriseur zu gehen, wo die Azubis jeden Schritt erklärt bekommen. Das habe ich zwei oder drei Mal gemacht, und während der Ewigkeit, die ich auf dem Friseurstuhl saß, gut zugehört, anstatt in der Gala zu blättern.
    Ich kämme mir noch den Pony zurecht, kürze ihn nur ein kleines bisschen und ziehe dann mit den Fingern links und rechts gleichzeitig Strähnen lang, um nachzusehen, ob beide Seiten einigermaßen symmetrisch geschnitten sind.
    Da fragt die beste Freundin plötzlich: »Was wünschst du dir eigentlich zum Geburtstag?«
    Über meine Geburtstagswünsche habe ich auch schon nachgedacht, weil meine Mutter mich deswegen neulich anrief. Kurz überlegte ich, mir all das zu wünschen, was ich nicht unbedingt selber machen möchte, zum Beispiel die Klamotten, in die ich mich in den letzten Monaten verguckthabe und bei denen ich jedes Mal wieder enttäuscht dachte: ›Wenn du sie haben willst, musst du sie dir nähen.‹ Aber für eine solche Wunschliste würde ich mich den Rest des Jahres schämen.
    Stattdessen wünsche ich mir für mein Experiment Nützliches – nicht zuletzt, um Geld zu sparen: »Eine Nudelmaschine, ein Einmach- und ein Sockenstrickbuch, und von meiner Mutter ihre Stricksachen, die sie seit Jahren nicht mehr benutzt.«
    »Schön langweilig«, sagt die beste Freundin.
    So ist es.
    Bevor sie geht, schaut sie mich noch einmal prüfend an und sagt: »Vielleicht schenke ich dir einen Friseurbesuch.«

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Tag 161
Selbermach-Glück
    Nicht nur dass heute die Sonne schien. Ich habe an diesem schönen Juni-Tag auch für nur 33,70 Euro das Glück gekauft. Eigentlich wollte ich nur meine alte Schere zum Schleifen bringen, aber dann habe ich mir eine neue gekauft.
    Und als ich da stand, mit einer neuen Schere in der Hand, und mir die Verkäuferin ein Stück Stoff hinlegte, um sie auszuprobieren, da war es, das pure Glück: Meine alte Schere ging schwer und ließ mitten im Schnitt auch mal ein paar Fäden aus. Was das Zuschneiden sehr nervig machte, weil ich wieder und wieder über eine Stelle schneiden musste. Diese Schere dagegen schnitt kraftvoll und geschmeidig, und zwar auch dann noch, wenn ich nur mit den letzten Millimetern der Scherenspitze schnitt. Es war eine Offenbarung. Eine scharfe Schere!

    Zu Hause, nach dem Abendessen, setze ich mich noch mal an den Computer, Jessica aka Frau Liebe hat schon vor einer Weile geantwortet. Ich muss mir endlich die Zeit nehmen, ihre Mail in Ruhe zu lesen. Wo waren wir beim letzten Mal stehen geblieben? Ach ja, bei den Online-Freunden.
    Sie schreibt: »Mit ein paar Do-it-yourself – Bloggerinnen schreibe ich mir hin und wieder. Dieser Austausch übers Selbermachen ist für mich eigentlich überhaupt erst mit dem Internet gekommen. Es gibt ja heute viel mehr Leute, die Sachen ›öffentlich‹ selber machen, als früher. Inzwischen habe ich auch im ›echten‹ Leben immer mehr Leute kennengelernt, die Sachen selber machen oder es zumindest gerne würden. Das hängt vielleicht auch mit meiner persönlichen Entwicklung zusammen. Mir die Zeit zu nehmen, etwas zu nähen, ist kein Luxus, den ich mir gönne, wenn ich nichts anderes zu tun habe, sondern es gehört zu meinem Tag dazu. Andere gehen ins Fitnessstudio – würde ich nie machen. Es fällt mir sehr leicht, mich dafür zu entscheiden, mich an die Nähmaschine zu setzen, in Ruhe etwas zu kochen oder etwas anderes selber zu machen. Weil ich weiß, dass es mir guttut.«
    Ich freue mich, dass es Frau Liebe geht wie mir. Dass sie sich auch freiwillig gegen die »normalen« Freizeitaktivitäten unserer Altersgruppe entscheidet, um den Abend an der Nähmaschine zu verbringen. Ein bisschen schäme ich mich nämlich schon dafür, dass ich immer öfter die glücklichsten Minuten meines Tages im Garten verbringe oder beim Kochen oder nähend – auch wenn da so komische Sachen wie Stoffbinden entstehen. Es ist ein erstaunlich befriedigendes Gefühl, etwas Kraft der eigenen Hände entstehen zu sehen. Es ist genau das Gefühl, das ich vermisst hatte. Warum ich dieses Experiment durchführe.
    Einen Schritt ist mir Frau Liebe aber voraus. Sie scheint schon ein gut funktionierendes soziales Netzwerk zu haben,das ihre Leidenschaft fürs Selbermachen teilt. Daran arbeite ich noch. Die beste Freundin ist zwar beim Stricken voll dabei und verkündete erst vor ein paar Tagen am Telefon, nun gemeinsam mit ihrem Sohn richtig kochen lernen zu wollen. Sie habe da einen Blog entdeckt, wo eine Mutter genau

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