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Hab ich selbst gemacht

Hab ich selbst gemacht

Titel: Hab ich selbst gemacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Klingner
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klassische in einfachem Silber, mit einer glatten, einer Spaghetti- und einer Tagliatelle-Walze. Außerdem hat mir meine Mutter ihr gesamtes Strickzeug geschickt: Nadeln in verschiedenen Größen, Hilfsmittel, Wolle und ein Lehrbuch. Und ein Buch habe ich bekommen, in dem ich schon am Nachmittag begeistert geblättert habe und auch jetzt wieder ein bisschen lese: »Grow Great Grub« heißt es und ist ein Gartenbuch für Menschen, die so gut wie keinen Platz haben, also Gemüse und Kräuter auf Mini-Balkonen und Fenstersimsen oder kleinen Hinterhofecken anbauen wollen. Zum Beispiel steht dort geschrieben, dass sich Basilikum und Tomaten im Topf genauso gut vertragen wie auf dem Teller und man beides gemeinsam anbauen kann. Eine gute Idee: Immerhin ist unten um den Tomatenstrauchstiel herum eine Menge Platz.
    Von der Mutter des Mannes habe ich mein Geburtstagsgeschenk schon vor gut einer Woche bekommen: Sie hat mir ein paar Gemüsepflanzen geschenkt – genauer: eine gelbe Zucchini-, eine Busch-, eine Dattel- und eine Fleischtomatenpflanze. Denn meine selbst gezogenen Tomatenpflanzen sind jämmerlich klein geblieben. An allen Geschenkpflanzen sind schon Früchte zu sehen. Ein bisschen komme ich mir deshalb vor, als würde ich betrügen. Im Gegenzug habe ich ihr einen kleinen Butternutkürbis-Zögling und ein paar Melonensamen mitgegeben. Es ist für mich eine Art Ernte-Backup, so etwas wie eine Vergleichsgruppe. Sollten Kürbisund Melone auch bei der Mutter des Mannes nichts werden, weiß ich, dass es nicht an mir allein liegt.
    Heute hat mir sogar mein Garten selbst noch ein Geburtstagsgeschenk gemacht: An meinem Hokkaido, dem alten Mann unter meinen Gemüsepflanzen, hängt ein kleiner Kürbis. Hinter einer Blüte, wie eine zentimetergroße grüne Tomate, die eine noch geschlossene Blüte wie eine Papstmütze aufhat. Endlich! Nach zehn, zwölf Blüten, bei denen ich mich gefragt habe, wo denn da jetzt bitte der Kürbis sein soll: Da isser.
    Ich schaute ihn bewundernd von allen Seiten an, als die ersten Regentropfen auf meinen Kopf fielen. Schnell rannte ich nach oben, holte meinen Fotoapparat und machte ein Bild vom Kürbis. Anschließend flüchtete ich mich ins Haus, bevor ich ganz durchweicht war. Es hatte angefangen zu schütten und zu stürmen, als gäbe es kein Morgen. Ich musste sogar die Pflanzen vom Balkon ins Trockene retten, denn schon nach ein paar Minuten sahen sie zerfleddert aus. Als alle in der Küche standen, war ich allerdings bis auf die Unterwäsche nass.
    Ich lache noch mal über den Regenguss vom Nachmittag, da kommt der Mann in die Küche, geht an den Kühlschrank und nimmt sich das Reststück Lemon Tart heraus. Er setzt sich mir gegenüber, ich erzähle ihm den Trick mit dem Basilikum im Tomatentopf, aber er scheint eher an seinem Kuchen interessiert zu sein.
    »Willst du noch was? Sonst esse ich das jetzt auf«, sagt er.
    Ich spieße mit der Kuchengabel ein Stückchen auf, stecke es mir in den Mund – und bin überrascht. Der Bissen schmeckt mir. Ich lasse mir noch eine Gabel voll Tart geben, bevor der Mann sie ganz aufisst. Das mit den Erwartungen ist eine interessante Sache: Hätte ich die Tart in einem Café gegessen, hätte ich dem Gebäck neutral gegenübergestanden – und hätte es vielleicht gleich gemocht.
    Das ist ein kleines Problem beim Selbermachen: Manweiß, wie etwas entstanden ist, und entwickelt über die Zeit des Machens eine ganz konkrete Vorstellung vom Ergebnis. Deswegen ist die Wahrscheinlichkeit, anschließend von diesem Ergebnis enttäuscht zu sein, ziemlich hoch. Es ist eine Art Martha-Steward-Impuls, alles wirklich supertoll und wunderhübsch hinkriegen zu wollen. Dabei wäre es wichtiger, den Rock   ’n’   Roller in sich zuzulassen. Die Haltung zu entwickeln: Scheißegal, wie etwas wird, Hauptsache, man hat etwas Neues ausprobiert.
    Aber das kann ich ja noch lernen in meinem neuen Lebensjahr. Jetzt gehen wir erst mal schlafen. Draußen regnet es immer noch.

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Tag 170
Mamma mia!
    Heute wird die Nudelmaschine ausprobiert. Die erste und wichtigste Frage heißt: Wie macht man einen Nudelteig?
    Wie sich herausstellt, in null Komma nichts aus Weizengrieß, Mehl, Salz und Wasser. Also schütte ich hundert Gramm Grieß, hundert Gramm Mehl, eine Prise Salz und einen achtel Liter Wasser in eine Schüssel und fange an zu kneten. Es ist eine bröckelige Angelegenheit. Mit Teig hat das nicht allzu viel zu tun. Ich schaue noch mal ins Rezept, ob ich mich verlesen habe.

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