Hab ich selbst gemacht
Aber nein, da soll wirklich nur ein achtel Liter Wasser rein. Nachdem sich die Bröckelei aber auch nach minutenlangem Kneten nicht in einen Teig verwandelt, schütte ich vorsichtig nach und nach kleine Schlucke Wasser dazu und knete weiter. Und jetzt wird es endlich etwas. Zwar ist der Teig immer noch recht trocken, aber den Rest kann die Nudelmaschine erledigen, beschließe ich.
Ein Drittel des Teiges nehme ich in die Hand und knete ihn noch ein bisschen, während der Mann die Nudelmaschine am Tisch festschraubt und die Walze auf die weiteste Stufe stellt.
»Es kann losgehen«, sagt er und streckt eine Hand aus. Ich lege den noch ein kleines bisschen wärmer und geschmeidiger gewordenen Teigklops in seine Hand, der Mann wirft ihn auf den Küchentisch, legt beide Hände darauf und drückt ihn platt. Dann steckt er ihn zwischen die zwei Walzen, und ich drehe langsam die Kurbel. Auf der anderen Seite der Walzen kommt ein unförmiger, platter Nudelteig heraus, der aussieht wie ein kleiner Kontinent. Der Mann faltet den Teig einmal in der Mitte zusammen und steckt ihn wieder oben zwischen die Walzen. Ich kurble.
Das machen wir ein paar Mal, und dann sieht der Teig langsam tatsächlich aus, als könnten daraus echte Nudeln werden. Unsere Küche füllt sich mit Euphorie. Sowieso drehe ich die ganze Zeit schon lachend die Nudelmaschinen-Kurbel – wir machen wirklich Nudeln!
Nach vielleicht zwanzig Mal Teig walzen, falten und wieder walzen ist der Mann endlich mit dem Ergebnis zufrieden. Ich streiche mit den Fingern über den Teig. Er ist ganz seidig glatt – und damit fertig für Stufe 2. Der Mann stellt die Walzen etwas enger zusammen und schiebt den Teig von oben hinein. Ich kurble, der Mann fängt den Teig auf, der unten aus den Walzen hervorkommt. Wir walzen ihn durch Stufe 3, Stufe 4, Stufe 5, Stufe 6.
»Wie lang sollen wir eigentlich weiterwalzen? Bis Stufe 8?«, frage ich den Mann.
Der zuckt mit den Schultern, schaut sich den auf einen Meter ausgewalzten Teig an und sagt dann: »Wenn wir zwei Meter lange Spaghetti wollen, könnten wir das machen.«
Wir beschließen, den Teig so zu lassen, wie er ist – er ist nämlich bereits ziemlich dünn –, und ihn durch die Spaghettischneidewalze zu drehen. Die fertigen Spaghetti hängen wir über die Lehne eines Küchenstuhls. Toll schauen sie aus!
Mit gleichbleibender Begeisterung walzen wir auch die anderen beiden Teile des Teiges zu schönen, langen Teigplatten und dann durch die Spaghettischneide. Am Ende haben wir eine ganze Stuhllehne voll mit ein Meter langen Spaghetti.
»Die lassen die jetzt eine Stunde lang trocknen«, liest der Mann aus der Nudelmach-Anleitung vor.
»Dann waren unsere Endlosspaghetti aber vielleicht nicht die schlaueste Idee«, überlege ich. »Wenn die jetzt trocken werden, kriegen wir sie nicht mehr in einen Topf.«
»Ach, das wird schon passen. Die stellen wir ins kochende Wasser und nach ein paar Sekunden werden sie am unteren Ende weich, und wir können den Rest reinschieben.«
Als das Wasser auf dem Herd kocht, stehen wir vor einem ganz anderen Problem: Beim Abnehmen der Spaghetti von der Stuhllehne brechen die meisten einfach in der Mitte durch oder ab, weil sie wirklich sehr fein geworden sind – eher so Spaghettini. Auf unserem Boden knirscht es, als wir die Nudeln von dort aufsammeln.
Wir kochen die Nudeln wie vom Mann vorgeschlagen, stellen also die Spaghettini in den Topf und drücken mit einem Holzlöffel ein bisschen nach. Vor dem Kochen haben wir schon Bärlauchpesto gemacht: aus Bärlauch, Walnüssen, Olivenöl, Knoblauch und Parmesan. Und so gönnen wir uns zur Feier unserer ersten selbst gemachten Nudeln einen Aperitif: eine Holunderblütenschorle mit Eiswürfeln.
Einen Korb voll Holunderblütendolden hat mir die Mutter der Mannes an meinem Geburtstag aus ihrem Garten mitgebracht. Ich schüttelte noch ein paar Käfer aus den Dolden, dann quetschte ich sie in einen großen Krug, zusammen mit sehr viel Zucker, Zitronensaft und einem Dreiviertelliter kochendem Wasser. Gestern dann habe ich den Sirup abgeseit, durch ein Sieb und einen Trichter – in eine große Flasche, die seitdem im Kühlschrank steht.
Jetzt gebe ich in zwei Martinigläser jeweils einen Schluck Holunderblütensirup, der Mann wirft je zwei Eiswürfel hinein, und wir füllen die Gläser mit Leitungswasser auf. – »Prost!«
Lecker. Jetzt aber schnell die Nudeln probieren. Ich fische eine mit der Gabel aus dem Wasser. Und werde hektisch. Die
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